Marc Kempf starrt nach der Niederlage bei Borussia Mönchengladbach gedankenverloren ins Nichts.
Profis | 13. März 2022, 10:06 Uhr

Alles reingehauen und doch verloren

Körperlich war Marc Kempf unmittelbar nach dem Abpfiff des Auswärtsspiels unserer Blau-Weißen am Samstagabend im Mönchengladbacher Borussia-Park natürlich noch anwesend. Geistig schien der Innenverteidiger jedoch schon ganz weit weg. Mit leerem Blick starrte er auf den Rasen – seine Hände hatte er in die Hüften gestemmt. Die Gedanken und Fragen, die unserem Winter-Neuzugang in diesem Moment durch den Kopf schossen, standen ihm förmlich auf die Stirn geschrieben: Wieso nur hat es schon wieder nicht gereicht? 

Viele Umstellungen und spielentscheidende Standards

Kempf und seine Teamkollegen hatten gerade eine äußerst bittere 0:2-Niederlage im Duell mit den Fohlen kassiert. Während unsere Nummer 20 noch nach Antworten suchte, präsentierte Davie Selke eine vor den Mikrofonen. „Es ist ganz klar, warum wir verloren haben. Wenn man in so einem Spiel zwei vermeidbare Gegentore nach Standards kassiert, dann ist das einfach ernüchternd“, erklärte der Angreifer, den Tayfun Korkut im Vergleich zum Heimspiel gegen Frankfurt – ebenso wie fünf weitere Profis – neu in die Startformation gebracht hatte.

Doch zurück zu unserem Verteidiger - vielleicht dachte er da so ganz allein im weiten Rund auch an die Szene, die schließlich den Rückstand bedeuten sollte. Sein Einsteigen an Marcus Thuram hatte Schiedsrichter Florian Badtsübner unter Berücksichtigung der Videobilder als Elfmeter geahndet. Alassane Pléa nutzte den ruhenden Ball und blieb im Duell mit Marcel Lotka eiskalt (24.). 

Jurgen Ekkelenkamp gibt in Mönchengladbach einen Torschuss ab.
Kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu: Jurgen Ekkelenkamp setzt einen Schlenzer an die Latte.

Der Rückstand passte in dieser Phase ins Bild. „Die erste Halbzeit ging über weite Strecken an Gladbach“, gab derweil Selke zu. Auch wenn unser Team kompakter als gegen Frankfurt verteidigte, hatte Breel Embolo (9.) den Pfosten getroffen und Thuram so manchen Abschluss verzeichnet. Unsere Nummer 7 erkannte ebenso treffend: „Nach der Pause haben wir es aber besser umgesetzt - bis der zweite Standard kam.“ Bei einem Eckball von Luca Netz hatte sich Matthias Ginter aus einer Traube gelöst und per Kopf getroffen (59.). Auch Selke selbst hatte nicht mehr entscheidend eingreifen können.

Trotz des Zwei-Tore-Rückstandes verfolgte die Elf von Tayfun Korkut ihren ursprünglich zurecht gelegten Plan weiter. „Wir hatten uns vorgenommen, zu den Grundtugenden zurückzukommen“, verriet unser Angreifer. So starteten Selke und Co. immer wieder Versuche, das Geschehen auf ihre Seite zu ziehen. Der Wille war unseren Blau-Weißen zu keinem Zeitpunkt abzusprechen, was auch Fredi Bobic registrierte. „Wir haben gesehen, dass die Jungs alles reingehauen und gefightet haben“, sagte unser Geschäftsführer Sport. Nur der Ertrag blieb aus, weil „das Momentum“ gefehlt habe, so Bobic. Tatsächlich bekam das wiederum Kempf ganz besonders zu spüren. Unser Defensivakteur scheiterte kurz nach dem Seitenwechsel nämlich mit einem wuchtigen Kopfball an Yann Sommer (54.). Beim Abschluss des eingewechselten Jurgen Ekkelenkamp (77.) war der Schweizer Schlussmann eigentlich schon geschlagen. Doch der Schlenzer unserer Nummer 10 prallte vom Querbalken zurück ins Spielfeld. So ist das eben mit dem Fortune im Fußball. „Unsere Leistung war nicht gut genug. Nun steht die fünfte Niederlage in Folge, das ist enttäuschend“, zeigte sich Ekkelenkamp ehrlich.

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Wir hatten uns vorgenommen, zu den Grundtugenden zurückzukommen, hatten einen guten Plan
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-Davie Selke

Dennoch waren es auch genau Szenen wie die des Niederländers, die unsere Mannschaft im bevorstehenden Duell mit der TSG Hoffenheim (19.03.22, 15:30 Uhr) weiterverfolgen muss. „Es kann auch ganz schnell wieder in die andere Richtung gehen“, betonte Bobic. Selke stellte darüber hinaus fest: „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis und wir müssen uns mit aller Macht aus dieser Situation kämpfen. Das wird schwierig, aber ist noch machbar.“ Kempf, dessen Ex-Club Stuttgart unsere Spreeathener an diesem 26. Spieltag nun auf den 17.Tabellenplatz verdrängt hat, dürfte das ganz ähnlich sehen. Auch wenn unser Verteidiger auf dem Rasen sichtbar frustriert haderte, müssen er und seine Kollegen mit der Aufarbeitung der Fehler zügig die Sinne schärfen, getreu dem Motto: Weiter, immer weiter!

Hier gibt es unseren Nachbericht in Leichter Sprache.

von Erik Schmidt