
Solange wir zusammen in der Kurve stehen...
Als sich unsere Spieler und Fans nach der Heimniederlage gegen die Frankfurter Eintracht vor der Ostkurve gegenüberstanden, war die Enttäuschung auf beiden Seiten zu spüren. Geknickt hörten sich die Jungs im blau-weißen Trikot die Kritik des eigenen Anhangs an – und wurden abschließend mit einem aufmunternden „Ha, Ho, He – Hertha BSC!“ in die Kabinen verabschiedet. „In der Situation, in der wir uns gerade befinden, müssen wir uns auch den Fans stellen. Dass wir kämpfen sollen, wissen wir selber. Das müssen wir nur auf dem Platz hinbekommen. Haben wir aber nicht, darüber sind wir selbst sauer – und dann dürfen sie auch mal Dampf ablassen“, stellte Davie Selke klar. Marc Kempf schloss sich seinem Kollegen vor den Mikrofonen der Medienschaffenden an. „Es ist schwierig, die richtigen Worte zu finden. Mich fasst die Situation an. Jeder weiß, dass es als Mannschaft zwei Ticken zu wenig war“, sagte unsere Nummer 20.
Pausenrückstand und klare Worte von Friedrich
Bei bestem Fußballwetter waren unsere Hauptstädter zuvor hoffnungsvoll ins Spiel gegangen – auch wegen des Rückhalts durch die erstmals wieder zugelassenen 25.000 Zuschauenden. Auf dem Platz erarbeiteten sich jedoch die Gäste aus der Bankenmetropole schnell Vorteile. „Vor allem wegen der zahlreichen anwesenden Fans wollten wir ein besseres Spiel machen und hatten uns viel vorgenommen, es aber letztendlich nicht auf den Platz gebracht“, analysierte Tayfun Korkut, der das Geschehen auf den Punkt brachte: „Das war nicht gut genug, um eine gut organisierte Mannschaft in Bedrängnis zu bringen.“ Nach dem Rückstand durch Ansgar Knauff (17.) hatte Stevan Jovetić zwei Minuten später im Anschluss an eine Ecke die größte Chance zum Ausgleich, zielte jedoch zu hoch – sonst blieben klare Abschlüsse unserer Berliner leider Mangelware. Zur Halbzeit ordnete Arne Friedrich ein: „Das ist viel zu wenig gewesen. Wir müssen mehr Einsatz zeigen, das Spiel annehmen und endlich mal den Arsch hochkriegen, das muss man auch mal ganz klar sagen.“
[>]Das ist viel zu wenig gewesen. Wir müssen endlich mal den Arsch hochkriegen, das muss man auch mal ganz klar sagen.[<]
Selkes Hoffnungsschimmer erlischt schnell wieder
Nach dem Seitenwechsel sollte die Wende gelingen, stattdessen folgte die schnelle Vorentscheidung – die Adlerträger zogen unserer Alte Dame mit schnellen Treffern von Tuta (48.) und Jesper Lindstrøm (56.) davon. Der anschließende Dreifach-Wechsel von Korkut, der neben Selke, Ishak Belfodil und Prince Boateng gegen dessen Ex-Club ins Rennen warf, zahlte sich schnell aus: Selke zimmerte die Kugel per Volley in die Maschen (61.). „Wenn man den Anschluss zum 1:3 schafft, aber postwendend den nächsten Nackenschlag bekommt, ist es normal, dass es mit jeder Minute immer schwieriger wird”, bilanzierte unser Coach. Denn praktisch im Gegenzug setzten die Hessen unsere Spreeathener Schachmatt, als Rafael Borré direkt wieder für die Gäste erhöhte und den 1:4-Endstand aus Sicht unserer Herthaner herstellte (63.). „Es geht nicht, dass wir nach unserem Treffer direkt wieder ein Tor kassieren“, ärgerte sich unser Joker vor allem über diese Augenblicke.

Neuer Anlauf am Niederrhein
Denn am klaren Endergebnis war so für unser Team nichts mehr zu machen. Unsere Berliner versuchten es weiter, standen am Ende jedoch mit leeren Händen auf dem Platz und anschließend eben vor der eigenen Kurve. „Wir waren zu lange Statisten. Jeder kann Fehler machen, das ist menschlich, aber die Frage ist, wie wir die als Mannschaft kompensieren. Das gelingt uns aktuell nicht“, brachte Kempf das Problem auf den Punkt. Punkt(e) sind das Stichwort, denn genau die möchte und muss unser Team nun einfahren. „Jetzt – da muss ich eine Floskel raushauen – müssen wir uns sammeln, aufs nächste Spiel gehen und schauen, dass wir schleunigst Zähler holen. Und wir müssen es als Einheit lösen, da gehören alle dazu – Trainerteam und Spieler“, lautete das Abschlussstatement von Selke. Diese Lösungen will unsere Elf vor dem nun anstehenden Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (12.03.22, 18:30 Uhr) erarbeiten, um am Niederrhein Punktebalsam für die blau-weiße Seele einzufahren. Denn dass die aktuelle Situation jeder Herthanerin und jedem Herthaner wehtut, war insbesondere in den eingangs beschriebenen Momenten für jeden Beobachtenden deutlich zu spüren.