Kiek ma, wo dit hinjeht: Leverkusen
Paulinho zählt ohne Frage zu den herausragenden Talenten in der Bundesliga. Doch die Bilanz des Brasilianers fiel in der laufenden Saison bis zum 26. Spieltag eher spärlich aus. Der Offensivakteur der Werkself brachte es auf 16 Einsätze (acht Ein- und sieben Auswechslungen), in denen ihm zwei Vorlagen gelangen. Dann folgte allerdings ein Auswärtsspiel in Wolfsburg, das für den 21-Jährigen nicht besser hätte laufen können. Zwar kam der Rechtsfuß nur als Joker in der Schlussphase zum Zuge, dennoch sorgte er mit einem Doppelpack im Alleingang für den 2:0-Sieg der Leverkusener. Mit dieser Leistung bewarb sich der Youngster für weitere Auftritte. Erst recht, weil die Rheinländer aktuell großes Verletzungspech plagt. Während für Florian Wirtz, Amine Adli, Jeremie Frimpong und Timothy Fosu-Mensah die Spielzeit aufgrund unterschiedlicher Blessuren gelaufen ist, steht im Duell mit unseren Blau-Weißen am Samstag (02.04.22, 15:30 Uhr) auch der gesperrte Kerem Demirbay nicht zur Verfügung. Der zuletzt an einem Muskelfaserriss in der Wade laborierende Patrik Schick nahm immerhin wieder das Training auf, hinter dem Einsatz des treffsicheren Tschechen steht aber noch ein großes Fragezeichen. „In der personellen Lage, in der wir uns aktuell befinden, wäre es natürlich wichtig, dass er zurückkommt“, gibt Gerardo Seoane mit Blick auf die vielen Ausfälle zu. Interessante Informationen zum Team des Schweizer Übungsleiters hat herthabsc.com vor dem sportlichen Vergleich in der Gegnervorschau notiert.
Die sportliche Situation: Der zurückliegende März verlief für Leverkusen durchwachsen. In der Bundesliga setzte es vor dem eingangs erwähnten Dreier in Niedersachsen eine 0:1-Derbyniederlage gegen den 1. FC Köln sowie ein 1:1-Remis beim FC Bayern München. Als Tabellendritter mit einem Drei-Punkte-Vorsprung auf die ersten beiden Verfolger hält Bayer 04 derzeit aber alle Trümpfe für eine Teilnahme an der Königsklasse in der eigenen Hand. „Wir wollen nicht auf andere schauen oder groß rechnen, sondern in jedem Spiel das Maximum aus uns rausholen und so am Ende einen Champions League-Platz sichern“, erklärt Seoane. Die laufende Saison auf internationaler Ebene endete im vergangenen Monat allerdings vorzeitig. Zwei Niederlagen im Duell mit Atalanta Bergamo bescherten Lukáš Hrádecký und Co. im Achtelfinale der UEFA Europa League das Aus.
[>]Wir wollen nicht auf andere schauen oder groß rechnen, sondern in jedem Spiel das Maximum aus uns rausholen.[<]
Die Leverkusener im Fokus: In Abwesenheit so vieler Leistungsträger kommt es auf Jonathan Tah und Moussa Diaby umso mehr an. Der eine ist Abwehrchef, der andere Unterschiedsspieler in der Offensive. Während Diaby seit seinem Wechsel unters Bayer-Kreuz im Sommer 2019 konstant Scorerpunkte sammelt und es in dieser Spielzeit auch schon wieder auf zwölf Tore sowie acht Assists bringt, ist Tah momentan wichtiger denn je und hat unter Seoane enorm an Bedeutung gewonnen. Von der positiven Entwicklung des 1,95-Meter-Hünen zeugt vor allem die Tatsache, dass er unter Hansi Flick in die deutsche Nationalmannschaft zurückgekehrt ist. „Die WM ist mein Anspruch und mein großes Ziel“, gibt sich der 26-Jährige, der mit guter Zweikampf- (65 Prozent) und Passquote (87 Prozent) besticht, ehrgeizig.
Die Schnittstellen: Im Trikot des anderen Vereins lief auf Profi-Ebene kein einziger Akteur aus den beiden Kadern auf. Während Marcel Lotka im Nachwuchs drei Spielzeiten für den Kontrahenten aus Leverkusen das Tor hütete, wurde Bayers Mittelfeldspieler Robert Andrich in unserer Fußball-Akademie ausgebildet. Der gebürtige Berliner trug insgesamt zwölf Jahre die Fahne auf der Brust. „Natürlich ist es ein besonderes Spiel für mich, aber trotzdem bereite ich mich nicht anders vor als sonst. Es wird eine sehr schwierige Aufgabe, denn das 3:0 über Hoffenheim wird Hertha bestimmt schon Schwung geben“, so der 27-Jährige. Außerdem kennen sich zahlreiche Akteure von ihren jeweiligen Länderauswahlen: Tah und Niklas Stark (Deutschland), Schick und Vladimír Darida (Tschechien), Diaby und Myziane Maolida (Frankreich) sowie Exequiel Palacios und Santiago Ascacíbar (Argentinien). Hrádecký und Prince Boateng gewannen zudem in der Saison 2017/18 gemeinsam mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal.
Das Hinrundenduell: Beinahe hätte Stevan Jovetićs wunderschöner Treffer unseren Blau-Weißen auch die bestmögliche Rendite verschafft. Der Montenegriner hatte unsere Alte Dame im ersten Kräftemessen der Saison mit Leverkusen nämlich auf technisch äußerst anspruchsvolle Art und Weise unmittelbar vor der Pause in Führung gebracht. Trotz einer guten Defensivleistung kassierten unsere Spreeathener aber in der Schlussminute den Ausgleich zum 1:1-Endstand. Obwohl unser Hauptstadtclub damit auch im fünften Pflichtspiel hintereinander gegen Bayer 04 ungeschlagen blieb, überwog die Enttäuschung. „Das fühlt sich natürlich nicht gut an. Aber so ist der Fußball: Manchmal gibt er dir viel, manchmal tut er dir weh. Das müssen wir so akzeptieren“, erklärte unser Torschütze nach dem Abpfiff.
Die Meinung über unsere Elf: Seoane hat beim Erfolg unserer Spreeathener über die Kraichgauer genau hingeschaut. „Es wird ein schwieriges Spiel gegen eine robuste Mannschaft. Herthas Spielstil ist aggressiv, mit starken Einzelspielern“, erklärte der 43-Jährige auf der Pressekonferenz vor dem Kräftemessen mit unserem Hauptstadtclub. Dennoch gibt sich der Übungsleiter ehrgeizig: “Wir setzen alles daran, die Partie positiv zu gestalten und ein gutes Resultat zu erzielen.“ Sein erstes Spiel überhaupt gegen unseren Chefcoach rückt Seoane bewusst in den Hintergrund. „Felix Magath ist ein Trainer mit viel Erfahrung, er wird gewisse Tugenden einbringen. Es treten aber nicht die Trainer gegeneinander an, sondern die Mannschaften. Ich fokussiere mich auf mein Team“, so der Fußballlehrer des UEFA Cup-Siegers von 1988.