Markus Weinzierl tauscht sich lächelnd mit FCA-Profi Iago aus.
Profis | 14. April 2022, 14:37 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Augsburg

2011 stiegen der FC Augsburg und unsere Alte Dame gemeinsam in die Bundesliga auf. Die Fuggerstädter bestritten den Kampf gegen den Abstieg seitdem Jahr für Jahr erfolgreich, unsere Berliner bissen sich nach dem erneuten Comeback im Oberhaus ab 2013 fest. Beiden Clubs gelangen dabei auch Ausflüge ins europäische Geschäft. Elf Jahre nach dem gemeinsamen Aufstieg kämpfen beide Teams nun erneut darum, die Ligazugehörigkeit zu erhalten – am Samstag (16.04.22, 15:30 Uhr) steht das direkte Aufeinandertreffen auf dem Programm. In diesem will der UEFA Europa League-Teilnehmer von 2015/16 nach der knappen Niederlage beim FC Bayern (0:1) mit seinen Fans im Rücken den dritten Heimsieg in Serie einfahren. „Mein Blick geht nach vorn. Ich freue mich auf das Spiel gegen Hertha und hoffe, dass das Stadion wieder voll wird“, sagt Torhüter Rafał Gikiewicz. Vor dem Kräftemessen nimmt herthabsc.com die Rot-Grün-Weißen in der Gegnervorschau noch einmal unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Fünf Spieltage vor Schluss hat sich die Weinzierl-Elf einen Vorsprung von sechs Punkten auf den Relegationsplatz erspielt und noch drei Partien auf eigenem Platz vor der Brust. In diesem wollen die bayrischen Schwaben den Klassenerhalt und das zwölfte Jahr Erstliga-Angehörigkeit endgültig perfekt machen.. „Es werden schwierige Aufgaben, aber wir sind motiviert und wollen immer gewinnen. Wir müssen in jedem Spiel 90 Minuten Vollgas geben – dann spielen wir auch nächstes Jahr in der Bundesliga“, unterstreicht Flügelflitzer Iago. Der erneute Erhalt der Eliteklasse des deutschen Fußballs würde die elfte Spielzeit im Oberhaus versöhnlich abschließen, nachdem der FCA im Saisonverlauf mehrfach auf dem Relegationsplatz stand und auch im DFB-Pokal bereits in der 2. Hauptrunde ausgeschieden war.

[>]
Wir müssen in jedem Spiel 90 Minuten Vollgas geben – dann spielen wir auch nächstes Jahr in der Bundesliga!
[<]

-Iago

Die Augsburger im Fokus: Beim zuvor zitierten Brasilianer lohnt sich ein genauerer Blick, verkörpert Iago doch genau das, was Beobachtende im modernen Fußball als Schienenspieler charakterisieren. Ob als Linksverteidiger in der klassischen Viererkette oder im linken Mittelfeld vor einer Drei-Mann-Abwehr – der sechsfache U23-Nationalspieler spult zuverlässig seine Kilometer ab und stellt dabei durchaus auch einen Offensivfaktor dar. Mit zwei Toren und fünf Vorlagen ist der 25-Jährige drittbester Scorer der Süddeutschen, seine Quote übertreffen nur die Angreifer Michael Gregoritsch und Florian Niederlechner. „Es erfüllt mich mit großem Stolz, in einer der fünf besten Ligen der Welt zu spielen. Davon habe ich immer geträumt. Als Spieler bin ich hier sehr gut angekommen“, zieht der FCA-Profi eine positive Zwischenbilanz.

Marco Richter zieht mit dem Ball davon, Arne Maier blickt ihm hinterher.
Duell der Seitenwechsler im Hinspiel: Arne Maier hat den sprintenden Marco Richter im Blick.

Die Schnittstellen: Mit Marco Richter und Arne Maier steht bei beiden Clubs ein Akteur im Aufgebot, der im jeweils anderen Trikot zum Profi wurde. Richter trug zwischen 2012 und 2021 die Augsburger Zirbelnuss auf der Brust, der von unserem Hauptstadtclub in den Süden verliehene Maier kam 2007 in unsere Fußball-Akademie und stand insgesamt 66 Mal für unsere erste Mannschaft auf dem Feld. All das ist beim Aufeinandertreffen am Samstag jedoch kein Thema. „Im Moment schaue ich auf keinen anderen Verein, auch nicht auf Hertha. Ich konzentriere mich aufs Hier und Jetzt und möchte mit dem FCA Punkte holen“, unterstreicht Maier, der vom Ligaerhalt überzeugt ist. „Wir wissen, wie Abstiegskampf geht, liefern ab, wenn wir gefordert sind. Wenn jeder 100 Prozent bringt, werden wir am Ende über dem Strich stehen“, unterstreicht der gebürtige Ludwigsfelder. Worte, die ein ehemaliger Herthaner in Diensten der Fuggerstädter gerne hören wird: Christoph Janker stand zwischen 2009 und 2015 an der Spree unter Vertrag, schnürte anschließend bis 2019 in Augsburg die Schuhe und arbeitet nach seinem Karrierende als Leiter der Lizenzspielerabteilung des 1907 gegründeten Clubs.

Das Hinrundenduell: Die erste Partie der beiden Kontrahenten lief denkbar bitter für unsere Hauptstädter. Richter hatte die Blau-Weißen nach 40 Minuten in Führung geschossen – eine Führung, die bis zur 97. Minute hielt. Doch dann schockte Gregoritsch alle Herthanerinnen und Herthaner und sicherte den Gästen mit seinem 1:1 den Last-Minute-Punkt im Olympiastadion. „Nach zehn Jahren gegen Augsburg zu spielen, war ein etwas komisches Gefühl, aber durch meinen guten Abgang dort und die Tatsache, dass ich hier glücklich bin, war es auch ein schönes Erlebnis. Dass ich treffen konnte, ist eine geile Sache“, sagte unsere Nummer 23 im Anschluss, trauerte jedoch selbstverständlich den so spät verlorenen Zählern nach: „Es hätte ein perfekter Tag werden können, aber leider hat das nicht geklappt.“

Die Meinung über unsere Elf: FCA-Coach Weinzierl sieht für seine Elf „ein spannendes Spiel vor der Brust, das wir nutzen wollen. Es ist eine enge Tabellenkonstellation, in die wir aber mit Selbstvertrauen gehen. Wir brauchen noch Punkte“, ahnt der Fußballehrer, der trotz jüngster eigener Erfolgserlebnisse vor unserem Team warnt: „Hertha hatte zuletzt keine guten Ergebnisse, verfügt aber über sehr gute Einzelspieler und einen guten Trainer. Die Berliner haben Qualität, vor der wir großen Respekt haben – insbesondere bei Umschaltmomenten und Standardsituationen ist das Team gefährlich. Hertha muss gewinnen, daher erwartet uns ein hartes Stück Arbeit!“

von Konstantin Keller