Marco Richter setzt in Leverkusen zur Flanke an.
Profis | 3. April 2022, 12:26 Uhr

Kampf & Konsequenz

Plötzlich war sie da, die große Gelegenheit auf den Ausgleich: Marco Richter servierte in der Schlussminute punktgenau für den im Leverkusener Strafraum gut positionierten Vladimír Darida, doch unser Tscheche bekam die Kugel nicht sauber kontrolliert und somit nur unpräzise in Richtung Bayer-Gehäuse gedrückt. Die Chance auf das Last-Minute-Remis beim Tabellendritten war dahin. „In der Schlussphase hätten wir unsere Konter besser ausspielen müssen, so wäre uns fast noch der Treffer zum 2:2 gelungen“, haderte unsere Nummer 6 nach Abpfiff. Eine gute Stunde zuvor – die 15-minütige Halbzeitpause mit eingerechnet – stellte unser Dauerläufer seine Abschlussqualitäten unter Beweis. Eine Hereingabe von Maximilian Mittelstädt nahm Darida artistisch per Volley und drosch das Spielgerät zum 1:2 in die Maschen (42.).

Direkte Antwort auf den Doppelschlag

Es war die perfekte Antwort auf den Leverkusener Doppelschlag kurz zuvor: Lucas Alario (34.) und Karim Bellarabi (40.) brachten die Hausherren vor 23.557 Fans binnen weniger Minuten komfortabel in Führung. Doch unser Hauptstadtclub ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und verkürzte wie bereits erwähnt noch vor der Pause. Dennoch gab es blau-weißen Gesprächsbedarf in der Kabine. „Wir haben in der ersten Halbzeit zu wenig Kampf ins Spiel gebracht und waren zu passiv. Wir haben versucht mitzuspielen, das hat nicht gut geklappt. Bayer 04 hat das Spiel in der ersten Hälfte kontrolliert und bestimmt", ordnete Cheftrainer Felix Magath den ersten Durchgang ein. Der 68-Jährige, der gegen Hoffenheim noch coronabedingt gefehlt hatte, stand erstmals seit 3.451 Tagen wieder in der Bundesliga an der Seitenlinie und schickte seine Schützlinge in einem 4-1-4-1 mit Niklas Stark auf der Sechs ins Rennen.

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In der zweiten Hälfte haben wir mehr Kampf reingebracht. Da hatten dann auch die Leverkusener weniger Möglichkeiten und wir waren besser im Spiel.
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-Felix Magath

Nach rund einer Viertelstunde war der Übungsleiter zum ersten personellen Tausch gezwungen: Für Torwart Alexander Schwolow ging es mit muskulären Problemen im Oberschenkel nicht weiter, der ehemalige Leverkusener Nachwuchsschlussmann Marcel Lotka übernahm an alter Wirkungsstätte (16.). „Es war ein wenig ungewohnt, von der Bank ins Spiel zu kommen, aber damit muss man immer rechnen und vorbereitet sein. Ich habe nach der Einwechslung versucht, der Mannschaft zu helfen und die Jungs zu pushen", erklärte der 20-Jährige. Vor allem nach der Pause schienen die lautstarken Kommandos zu fruchten: Unsere Spreeathener, bei denen mit Wiederanpfiff Linus Gechter Suat Serdar ersetzte und als Linksverteidiger spielte, bekamen mehr Zugriff und besaßen durch Kapitän Dedryck Boyata und den auffälligen Darida die ersten Abschlüsse (51., 56.).

Wille stimmt: Elf Kilometer mehr gelaufen

Zwar hatten die Gastgeber mit knapp 70 Prozent Ballbesitz die insgesamt größeren Spielanteile, unsere Herthaner liefen jedoch mit 124,63 Kilometern deutlich mehr als die Rheinländer (113,63 Kilometer). Die nun sichtbar erhöhte Einsatzbereitschaft erkannte auch Magath. „In der zweiten Hälfte haben wir mehr Kampf reingebracht. Da hatten dann auch die Leverkusener weniger Möglichkeiten und wir waren besser im Spiel", analysierte der Fußballlehrer, der Mitte des zweiten Abschnitts in Stark (Bänderverletzung) den zweiten Akteur verletzungsbedingt ersetzen musste. Neben Marco Richter kam auch Marten Winkler in die Partie. Unser Offensivakteur bestritt den zweiten Bundesliga-Einsatz seiner Laufbahn, in 2021/22 war es die Premiere für den Linksfuß. In Davie Selke kam eine zusätzliche Verstärkung für die vorderste Reihe. Doch auch den frischen Kräften gelang es kaum, eine Lücke in der Leverkusener Hintermannschaft zu finden. Lediglich Darida hatte wie bereits erwähnt die große Ausgleichschance (90.). 

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Mit hoher Einsatzbereitschaft ins Derby – von Beginn an 

So mussten unsere Jungs nach 94 Minuten den Gang in die Gästekurve mit leeren Händen antreten, bekamen von ihrer mitgereisten Anhängerschaft aber Applaus und Zuspruch mit auf den Weg. Auch Fredi Bobic wusste das Resultat richtig einzuordnen. „Es ging nicht gegen Laufkundschaft. Ich kann den Jungs nicht vorwerfen, dass sie nicht wollten. Es haben nur die Konsequenz und die Tore gefehlt", kommentierte unser Geschäftsführer Sport. „In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht", ergänzte Coach Magath kurz und knapp. Mit Blick auf die kommende Aufgabe im Berliner Stadtduell gegen den 1. FC Union am Samstag (09.04.22, 18:30 Uhr, jetzt Tickets buchen) wissen unsere Verantwortlichen, an welchen Schrauben gedreht werden muss. „Bei uns geht es über den Kampf, das haben wir gegen Hoffenheim gezeigt. Die Mannschaft will, muss aber von Beginn an voll dagegenhalten und Einsatz zeigen. Das haben jetzt alle verstanden", betonte unser Trainer abschließend. Die von Minute eins notwendige hohe Einsatzbereitschaft wollen unsere Berliner im Heimspiel gegen die Köpenicker dann auch wieder in Zählbares ummünzen – und die entscheidenden Gelegenheiten vor dem Tor nutzen.

Hier gibt es unseren Nachbericht in Leichter Sprache.

von Simon Jötten