Jörg Lohmar nach dem ersten Tag seiner Tour in San Bernardino.
Fans | 20. April 2022, 17:00 Uhr

„From Coast to Coast“: Ein Herthaner radelt quer durch die USA

Leidensfähigkeit ist eine Eigenschaft, die Herthanerinnen und Herthaner eint. Rückschläge haben unsere Vereinsgeschichte mitgestaltet, bittere Niederlagen und verpasste Triumphe haben uns stark gemacht. Hart im Nehmen ist auch Jörg Lohmar, der sich anschickt, eine ganz besondere Leistung zu vollbringen. Der gebürtige Gaggenauer fiebert seit seinem Umzug 1995 in die Hauptstadt mit der Alten Dame. Als Mitglied des Fanclubs Allez les Bleus ist der 53-Jährige Dauerkartenbesitzer und Stammgast im Olympiastadion. „Ich durfte viele unvergessliche Partien miterleben: Egal ob das ausverkaufte Zweitligaduell mit dem 1. FC Kaiserslautern, das Nebelspiel in der UEFA Champions League gegen den FC Barcelona oder die Auswärtsfahrt in das ehrwürdige San Siro in Mailand. Diese Erlebnisse sind etwas ganz Besonderes", erinnert sich der Schwarzwälder, der in den vergangenen 27 Jahren viele Höhen und Tiefen mit unserem Verein durchlebt hat.

Jörg Lohmar beim Start seiner Tour in Los Angeles.

Diese stellen lediglich einen Vorgeschmack für das außergewöhnliche Vorhaben des Personalsachbearbeiters der Stiftung Preußischer Kulturbesitz dar: Mitte April setzte sich Lohmar auf sein Fahrrad, um von der West- bis zur Ostküste der USA zu radeln. Insgesamt sind das 5.300 Kilometer, etwa sieben Stunden pro Tagesetappe - in weniger als acht Wochen möchte der Fußballfan sein Ziel erreicht haben. Von einer der längsten Teilstrecken seines Trips meldete er sich per Mail: "Morgen heißt es um 3:00 Uhr aufstehen, um 4:00 Uhr losfahren und sich dann auf den kommenden 241 Kilometern nach Laughlin/Nevada durch die Mojave-Wüste kämpfen." Doch wie kommt der Hobby-Schachspieler eigentlich auf diese verrückte Idee?

Tatsächlich ist diese Tour durch die Vereinigten Staaten von Amerika bereits Lohmars zweite. Schon 2017 hatte der Murgtäler den Wettstreit mit seinem inneren Schweinehund aufgenommen und seinen Drahtesel von der berühmten Golden Gate Bridge in San Francisco zur Brooklyn Bridge nach New York bewegt. "Ich hatte noch Urlaubstage, die sonst verfallen wären. Da die eigentlich präferierten Mietwagen aber so teuer waren, habe ich mich entschieden, das Rad zu nehmen", erklärte der Herthaner schmunzelnd. Nach einigen Trainingssessions auf dem Heimtrainer stürzte er sich erfolgreich ins Abenteuer.

[>]
In dem Moment, in dem ich das Hertha-Trikot überziehe, spornt es mich ungemein an - das verleiht mir einfach Flügel!
[<]

-Jörg Lohmar

Akribisch führte der Radtour-Novize, der seit 2009 sechs Mal mit dem Auto durch die USA gereist war, Buch über absolvierte Kilometer, überwundene Höhenmeter und verbrauchte Kalorien. Auch dieses Mal legt er im Durchschnitt täglich 120.000 Meter zurück. In knapp 54 Tagen möchte der Spreeathener die deutsche Botschaft in Washington, D.C. erreichen. Nur zum Vergleich: Die Tour de France wird unter den Radprofis als "Tour der Leiden" bezeichnet, erstreckt sich aber "nur" über rund 3.500 Kilometer. Ein Kinderspiel im Vergleich zur Pein, die der Baden-Württemberger sich vorgenommen hat.

Mit dem Hertha-Trikot als Ansporn 

Die ersten Tage verliefen nach Plan und neben den anstrengenden Höhenmetern musste Lohmar auch schon einen „Platten“ flicken. Dass es nicht leicht werden würde, war klar, aber mit dem Jersey unserer Blau-Weißen auf dem Rücken lässt sich jedes Hindernis überwinden. Egal, ob durch die glühend heiße Mojave-Wüste, die kalten Rocky Mountains oder im Kampf mit Gegenwinden im Colorado-Plateau: „In dem Moment, in dem ich das Hertha-Trikot überziehe, spornt es mich ungemein an - das verleiht mir einfach Flügel“, so Jörg Lohmar, der unsere Farben nicht nur im Herzen trägt. Wir wünschen weiterhin eine gute Fahrt!

von Tolga Üzüm