Erling Haaland und Axel Witsel im Dialog auf dem Platz.
Profis | 13. Mai 2022, 15:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Dortmund

Rund um Borussia Dortmund stand in den vergangenen Tagen vor allem die Kaderplanung für die kommende Spielzeit im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Während nun endgültig Klarheit darüber herrscht, dass Erling Haalands Zukunft nicht in der Bundesliga liegt, angelten sich die Schwarz-Gelben mit Nationalspieler Karim Adeyemi im Gegenzug einen neuen Angreifer. Marco Rose wäre es hingegen wohl lieber gewesen, wenn das Tagesgeschäft etwas mehr Beachtung bekommen hätte. Denn trotz eines 3:1-Sieges in Fürth am vergangenen Wochenende zeigte sich der BVB-Coach nicht gerade zufrieden mit der Leistung seines Teams. „Ich finde nicht, dass die Haltung anders war als im Duell mit Bochum. Es gab wieder schwierige Phasen“, erklärt der 45-Jährige. Bereits nach der 3:4-Niederlage daheim gegen den VfL hatte der Fußballlehrer gefordert: „Wir müssen schärfer und konsequenter werden.“ Besserung strebt der gebürtige Leipziger mit seinen Schützlingen nun im Saisonfinale am Samstag (14.05.22, 15:30 Uhr) an, wenn unsere Alte Dame zu Gast ist. Die Hausherren nimmt herthabsc.com in der Gegnervorschau genauer unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Unabhängig vom Ausgang der Partie am 34. Spieltag hat der Ballspielverein den zweiten Tabellenrang sicher. Für die Dortmunder ist es die dritte Vize-Meisterschaft in den vergangenen vier Jahren - eine beachtliche Konstanz des noch amtierenden DFB-Pokalsiegers, der sich als Titelverteidiger diesmal allerdings im Achtelfinale verabschiedet hat. International bedeuteten die Rangers aus Glasgow in der UEFA Europa League die Endstation, in der Gruppenphase der Königsklasse vor Beşiktaş, aber hinter Sporting CP und dem AFC Ajax gelandet war. Die vergangenen sechs Auftritte im deutschen Oberhaus glichen einem Auf und Ab: Drei Siege stehen drei Niederlagen gegenüber - zwei davon setzte es allerdings gegen die Spitzenteams aus München (1:3) und Leipzig (1:4). Hinter die nun endende Spielzeit haben die Borussen auch angesichts einiger dieser Ergebnisse noch keinen Haken gemacht. „Wir werden uns nach der Saison zusammensetzen, denn wir haben ein paar Themen zu besprechen und auch ein paar kritische Dinge zu analysieren“, erklärt Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung. Der 42-jährige Ex-Profi tritt im Sommer die Nachfolge von Michael Zorc als Sportdirektor an.

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Wir werden uns nach der Saison zusammensetzen, denn wir haben ein paar Themen zu besprechen und auch ein paar kritische Dinge zu analysieren.
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-Sebastian Kehl

Die Dortmunder im Fokus: In dieser Kategorie gibt es kein Vorbeikommen an Haaland. Schließlich prägte der Norweger den Verein aus dem Ruhrgebiet in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren wie kein anderer. Viele beeindruckende Zahlen unterstreichen diese These: In insgesamt 88 Pflichtspielen erzielte der 21-Jährige stolze 85 Treffer für den achtfachen deutschen Meister. Allein in der Bundesliga stehen für den Angreifer 61 Tore in 66 Einsätzen zu Buche. Der ehrgeizige Linksfuß, den es nach England zu Manchester City zieht, dürfte in seinem letzten Auftritt im Westfalenstadion gewillt sein, seine herausragende Quote noch einmal zu verbessern. Den Borussen selbst ist trotz des nahenden Abschieds ihres Ausnahmekönners nicht bange. „Wir spielen hier seit 113 Jahren Fußball und 111 davon haben wir ohne Erling Haaland gespielt. Wir hatten Robert Lewandowski und er hat uns 2014 verlassen. Aber wir haben 2015, 2016 und 2017 Fußball gespielt und spielen es bis heute“, zeigt sich Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wenig besorgt. Der 1,94-Meter-Hüne ist jedoch nicht der einzige Profi, der dem westdeutschen Traditionsclub den Rücken kehrt. Auch Axel Witsel, der seit 2018 im Mittelfeldzentrum des UEFA Champions League-Siegers von 1997 für Struktur und Ordnung sorgt, steht vor einer neuen Herausforderung. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich hier vier Jahre auf höchstem Niveau gespielt habe. Aber ich bin traurig, dass ich den Klub verlasse. Ich habe viele Freunde gefunden und tolle Mannschaftskollegen gehabt“, verrät der Belgier. Wie wettbewerbsübergreifend 40 Einsätze belegen, zählte der 33-Jährige auch 2021/22 nach wie vor zum Stammpersonal. Neben Haaland und Witsel verlassen die Borussen im Übrigen auch Roman Bürki, Dan-Axel Zagadou, Urgestein Marcel Schmelzer (Karriereende) sowie die beiden Leihspieler Reinier und Marin Pongračić.

Die Schnittstellen: In Prince Boateng und Marius Wolf treffen zwei gute Freunde aufeinander. Zwar spielten die beiden Kumpels bereits beim jeweils anderen Club, allerdings weder beim BVB noch bei unserer Alten Dame gemeinsam. Kennengelernt haben sich unser Mittelfeldspieler und Dortmunds Flügelflitzer in Frankfurt, mit der Eintracht gewannen sie 2018 sogar den DFB-Pokal. „Er war enorm wichtig für mich. Der Kontakt ist natürlich geblieben. Wir telefonieren oft und sehen uns im Sommer-Urlaub endlich wieder“, erzählte unsere ehemalige Nummer 30, die in dieser Saison schon auf 34 Pflichtspiele kommt und in der Saison 2019/20 leihweise mit der Fahne auf der Brust auflief. Nico Schulz hingegen ist nicht nur in Berlin geboren, sondern wurde auch von 2000 an in unserer Fußball-Akademie ausgebildet. Der Linksverteidiger, der in der Spielzeit 2010/11 sein Profi-Debüt feierte, blieb unserem Hauptstadtclub bis 2015 treu. Eine Vergangenheit in der einstigen Industriemetropole hat wiederum Fredi Bobic. Unser Geschäftsführer Sport stürmte zwischen 1999 und 2002 insgesamt 79 Mal für die Schwarz-Gelben, erzielte dabei 23 Treffer und holte einmal die Meisterschale.

Marco Richter bejubelt einen Treffer im Olympiastadion gegen Dortmund.
Hoffentlich gibt es für Marco Richter und Co. beim Wiedersehen mit dem BVB erneut Grund zum Jubeln.

Das Hinrundenduell: Am 18. Dezember 2021 erwischten unsere Herthaner einen großartigen Abend und bezwangen den favorisierten Gast mit 3:2. Auch der Pausenrückstand durch Julian Brandt (31.) brachte unsere Spreeathener nicht aus dem Takt. Erst egalisierte Ishak Belfodil mit seinem ersten Bundesliga-Treffer für unsere Herthaner den Rückstand (51.), ehe der große Auftritt von Marco Richter folgte: Unsere Nummer 23 zimmerte die Kugel zunächst sehenswert zum 2:1 ins Netz (57.) – ein Treffer, den unsere Fans zum Tor der Hinrunde wählten – und legte zwölf Zeigerumdrehungen später ähnlich kompromisslos auch noch das 3:1 nach. Steffen Tigges‘ Anschlusstreffer in der 83. Minute reichte dem Spitzenteam nicht mehr. „Wir wussten, was für eine überragende Dortmunder Mannschaft uns erwartet. Aber wir haben gut dagegengehalten, gepresst, uns Chancen herausgespielt und die Tore gemacht. Deshalb haben wir verdient gewonnen, wir wollten es unbedingt“, freute sich Doppeltorschütze Richter.

Die Meinung über unsere Elf: Ungeachtet der vielen Abschiede im schwarz-gelben Lager möchte Rose die Saison so seriös wie möglich beenden. „In erster Linie haben wir ein Punktspiel am Samstag – und kein unwichtiges. Es geht in der Bundesliga schließlich auch noch um Plätze“, betonte der Übungsleiter mit Blick auf den Abstiegskampf. „Darüber hinaus wollen wir unser letztes Heimspiel natürlich gewinnen. Wenn das Spiel losgeht, erwarte ich von allen eine gute und konzentrierte Leistung. Es ist wichtig, nochmal ein Zeichen zu setzen, alles rauszuhauen, drei Punkte draufzupacken und ein gutes Spiel zu zeigen“, gab sich der Ex-Profi vor dem Duell mit unseren Blau-Weißen entschlossen.

von Erik Schmidt