
Kiek ma, wo dit hinjeht: Hamburg
Es herrschte Freude über den ersten gemeisterten Schritt im Lager der Hamburger, keine Frage. Mehr aber auch nicht. Ausgelassener Jubel? Fehlanzeige. Denn die Akteure wissen, dass sie noch nichts erreicht haben und am Montag (20:30 Uhr) vor 57.000 Fans im Volksparkstadion nochmal alles investieren müssen. „Man kann es mit dem Spiel gegen Hansa Rostock vergleichen. Wir haben uns zwar gefreut, aber auch da wussten wir, dass es noch nicht zu Ende ist. Es ist wie in der Halbzeit. Und in der Halbzeit sitzt man nicht in der Kabine und jubelt“, beschrieb Mittelfeldspieler Jonas Meffert die Gefühlslage der Hanseaten treffend. Vor dem Gastauftritt unserer Alten Dame an der Elbe hat sich herthabsc.com erneut mit dem HSV auseinandergesetzt.
Die sportliche Situation: Dass der HSV überhaupt noch am 34. Spieltag die Möglichkeit hatte, sich den Relegationsplatz zu schnappen, liegt vor allem an einem starken Schlussspurt. Rangierte das Bundesliga-Gründungsmitglied fünf Begegnungen vor Ende noch mit sieben Punkten Rückstand vermeintlich abgeschlagen auf dem sechsten Rang, feierten die Rothosen in den zurückliegenden Wochen fünf Siege am Stück – und holten als erster Zweitligist seit Einführung der Drei-Punkte-Regelung 1995/96 diesen Rückstand noch auf. „Wir geben niemals auf, egal was kommt. Das zeichnet uns schon die gesamte Saison aus und das trichtert der Trainer uns vom ersten Tag ein“, betont Kapitän Sebastian Schonlau, der gemeinsam mit seinen Kollegen die beste Zweitliga-Spielzeit (60 Punkte) der Vereinsgeschichte abgeliefert hat.
[>]Es ist wie in der Halbzeit. Und in der Halbzeit sitzt man nicht in der Kabine und jubelt.[<]
Die Hamburger im Fokus: Einen großen Anteil an dieser erfolgreichen Performance haben Sonny Kittel und Robert Glatzel. Beide Offensivspieler kommen auf jeweils 26 Scorerpunkte. Während Mittelfeldakteur Kittel mit 17 Assists (neun Tore) der beste Vorlagengeber der Liga wurde, netzte Torjäger Glatzel 22 Mal (vier Vorlagen) – nur Schalkes Simon Terodde (30 Tore) traf noch häufiger. Insgesamt stellte der sechsmalige Deutsche Meister mit 67 Toren die drittbeste Offensive der 2. Liga. Auch in der Defensive verfügt der ehemalige Bundesliga-Dino über Qualität: Während Torwart Daniel Heuer Fernandes in sieben Partien seinen Kasten sauber hielt, kassierten der Schlussmann und seine Vorderleute insgesamt die wenigsten Gegentreffer (35) aller 18 Zweitligisten. „Meine Jungs sind grandios. Sie sind mutig und hören nie auf. Das Rostock-Spiel war sinnbildlich für den neuen HSV", lobt Walter seine Schützlinge.
Die Schnittstellen: Beide Trainer standen sich am Donnerstag zum ersten Mal gegenüber, die gegenseitige Wertschätzung ist davon unabhängig groß. „Wir kennen uns gut. Unser letztes Telefonat liegt aber schon einige Zeit zurück", erklärt der 46-jährige Coach, der 22 Jahre jünger ist als sein Kollege. „Felix hat viel erreicht als Spieler und Trainer. In puncto Erfahrung hat er mir einiges voraus. Unser Team ist jung, hungrig und mutig, das haben wir Hertha vielleicht voraus", unterstreicht Walter. Darüber hinaus gibt es einige Schnittstellen auf Spielerebene: Márton Dárdai und die Hamburger Josha Vagnoman sowie Faride Alidou kennen sich von der deutschen U21-Nationalmannschaft, Niklas Stark schnürte zusammen mit Tim Leibold seine Schuhe in Nürnberg, Alexander Schwolow mit Meffert in Freiburg und Marc Kempf lief an der Seite von Sonny Kittel bei der Frankfurter Eintracht auf.
[>]Wir haben keine Angst vor Druck, denn wir wissen, dass Druck ein Privileg ist.[<]
Die besonderen Duelle: Von der bis dato letzte Dienstreise im Norden brachten unsere Berliner im März 2018 alle drei Punkte wieder zurück mit in die Hauptstadt: Trotz Rückstand bejubelte unsere Alte Dame nach Treffern von Valentino Lazaro und Salomon Kalou einen 2:1 (0:1)-Auswärtsdreier beim dreimaligen Pokalsieger. „Das war ein sehr wichtiger Sieg für uns, den wir uns aber auch verdient haben. Zum Schluss mussten wir nochmal ordentlich gegenhalten, doch auch das ist uns gut gelungen", freute sich Maximilian Mittelstädt über den Erfolg. Ein Erfolge, der für den Vergleich an der Elbe Mut machen dürften.
Die Meinung über unsere Elf: Vor dem Wiedersehen am Montag spielten sich Felix Magath und Tim Walter auf der jeweiligen Pressekonferenz verbal den Ball zu. Auf die Aussage unseres Übungsleiters, der Druck liege bei den Hamburgern, konterte sein Gegenüber: „Wir haben keine Angst vor Druck, denn wir wissen, dass Druck ein Privileg ist. Diese Situation haben wir uns schließlich selbst erarbeitet und wir können damit umgehen, zumal wir schon seit Wochen nur noch Endspiele haben." Des Weiteren unterstrich Walter, dass die Herangehensweise der Seinen dieselbe sei wie immer. „Wir konzentrieren uns zu 100 Prozent auf uns und unser Spiel, alles andere interessiert uns nicht und wird komplett ausgeblendet. Es geht nur um uns und unser Spiel, denn wir wollen uns, unsere Fans und die ganze Stadt glücklich machen", sagte der Fußballlehrer.