Fredi Bobic spricht bei einer Medienrunde lächelnd in die Mikrofone.
Profis | 24. Mai 2022, 16:45 Uhr

„Die Kraft unseres Traditionsvereins bündeln“

Ein Lächeln umspielte Fredi Bobics Lippen, als unser Geschäftsführer Sport am Dienstagnachmittag auf dem Podium im gut gefüllten blau-weißen Medienraum Platz nahm. Die Erleichterung und Freude über den am Vorabend gesicherten Klassenerhalt war noch zu spüren. „Der Tag in Hamburg war ein spezieller Tag, der uns allen alles abverlangt hat. Aber wir haben alle Kräfte gebündelt – und die Jungs haben geliefert. Das war ein sehr schöner Abend, von dem wir in einer negativen Situation sehr viel Positives mitnehmen können“, unterstrich der 50-Jährige. Nach dem glücklichen Ende einer ereignisreichen Saison reflektierte unser Manager diese, wagte aber auch schon Ausblicke in die Zukunft. „Wir haben gesehen, was die Kraft eines Traditionsvereins wie unserem bedeutet – in positiven wie in negativen Zeiten. Diese Kraft müssen wir bündeln und zukünftig ins Positive drehen“, betonte der ehemalige Angreifer in der rund 40-minütigen Gesprächsrunde, die HerthaTV im Bewegtbild festgehalten hat. Die wichtigsten Aussagen fasst herthabsc.com hier zusammen. Bobic sprach unter anderem über…

… die Rettung im Relegations-Rückspiel:

Der Tag in Hamburg war ein spezieller Tag, der uns allen alles abverlangt hat. Die vergangenen Wochen waren für alle Beteiligten sehr kräftezehrend. Wir hatten mehrere Matchbälle, die wir nicht verwandeln konnten, dazu kam die Hinspiel-Niederlage. Aber wir haben alle Kräfte gebündelt, alle Beteiligten haben einen überragenden Job gemacht. Und: Die Jungs haben geliefert, bis zum Krampf gefightet und alles gegeben. Was Felix Magath mit seinem Staff geleistet hat, ist sensationell. Er hat es vielen Kritikerinnen und Kritikern noch einmal bewiesen und ich bin ihm sehr dankbar. Das ganze Team hat zusammen alles reingelegt und es so zusammen mit einer Mannschaft geschafft, die beim HSV das Gesicht gezeigt hat, das wir uns alle gewünscht haben. Das war ein sehr schöner Abend, von dem wir in einer negativen Situation sehr viel Positives mitnehmen können, auch im Hinblick auf die nächste Spielzeit. Es lag einiges auf uns: der Druck und die Aufmerksamkeit, die zu unserem Job dazugehören, gerade wenn zwei solche Traditionsclubs aufeinandertreffen. Wir freuen uns nicht über diese Saison, aber wir dürfen uns darüber freuen, den Klassenerhalt unter diesen Umständen geschafft zu haben.

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Wir freuen uns nicht über diese Saison, aber wir dürfen uns darüber freuen, den Klassenerhalt geschafft zu haben. Aus Hamburg können wir in einer negativen Situation sehr viel Positives mitnehmen, auch im Hinblick auf die nächste Spielzeit.
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-Fredi Bobic

… Erkenntnisse aus einem ereignisreichen Jahr:

Natürlich reflektieren wir die Saison. Mit dieser Mannschaft hätten wir auf einer anderen Position landen können, aber wir hatten viele Probleme, vor allem in der Rückserie. Zukünftig müssen wir noch genauer hinschauen, die Abläufe weiter verbessern, um uns nie mehr in einer solchen Situation wiederzufinden. Diese Relegation war der letzte Wink für den ganzen Club und unser Umfeld. Das war die letzte Chance. Jetzt müssen wir aufpassen und richtige Entscheidungen treffen. Das wird ein schwerer Weg, aber wir haben die Kraft dafür. Wir kennen die Mannschaft und das direkte Umfeld jetzt durch und durch. Außerdem haben wir gesehen, was die Kraft eines Traditionsvereins wie unserem bedeutet – in positiven wie in negativen Zeiten. Diese Kraft müssen wir bündeln und zukünftig ins Positive drehen! In vielen Bereichen, beispielsweise in unserer Fußball-Akademie, haben wir bereits Meilensteine gesetzt. Man kann die auf dem Platz noch nicht sehen, aber sie werden greifen.

… Personalplanungen:

Es wird sicherlich einen größeren Umbruch geben, wir werden auch den ein oder anderen Akteur abgeben – Arne Maier war nun der Erste, weitere werden folgen. Unverkäuflich ist keiner, wir müssen einen größeren Transferüberschuss erzielen. Aber davor habe ich keine Angst, da ich die Situation schon kenne. Wir brauchen zukünftig eine gute Balance zwischen talentierten jungen Spielern und solchen, die anführen wollen. Das Team um Dirk Dufner, Babacar Wane und die weiteren Scouts hat für alle Szenarien sehr gut vorgearbeitet. Jetzt haben wir eine Entscheidung und schauen, dass wir nun erste Transfers auf diesem sehr dynamischen Markt für uns sichern. Natürlich war die Verzögerung durch die Relegation ein Wettbewerbsnachteil. Der ein oder andere ablösefreie Akteur war dadurch schon vom Markt. Aber wir haben noch genug Profis im Auge und wollen Spieler mit Überzeugung für Hertha BSC begeistern! Es wird wieder ein sehr langer Sommermarkt, ich rechne mit Bewegung bis weit nach dem Saisonstart.

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Das Team um Dirk Dufner und Babacar Wane hat für alle Szenarien sehr gut vorgearbeitet. Wir haben genug Profis im Auge und wollen Spieler mit Überzeugung für Hertha BSC begeistern!
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-Fredi Bobic

… Verhandlungen mit & Anforderungen an den neuen Trainer:

Ich bin sehr weit in den Gesprächen, die ich geführt habe. In den kommenden Tagen werden wir einen Trainer präsentieren können. Der neue Coach muss Persönlichkeit und Feuer mitbringen. Wir wollen jemanden, der unseren harten Weg mit uns gehen möchte und für eine klare Idee steht: Aggressiven, aktiven, nach vorne gerichteten Fußball. Das ist der Stil, den wir lieben und den wir alle im Club sehen wollen. Bei unserer einheitlichen Spielphilosophie, die wir in allen Mannschaften etablieren wollen, arbeiten wir auch daran. So planen wir, die Durchlässigkeit zu erhöhen. So einen Trainer suchen wir – und so einen Trainer werden wir bekommen.

… personelle Bewegung auf der Führungsebene & die Mitgliederversammlung:

Dass Ingo Schiller von Bord geht, finde ich schade. Entscheidend ist, dass wir als Club immer handlungsfähig bleiben. Wir müssen arbeiten können und brauchen Kontinuität. Das Wichtigste am Ende des Tages ist immer Hertha BSC. Ich hoffe, dass wir uns auf der Mitgliederversammlung kritisch, aber auch strukturiert und sachlich austauschen können. Polemik und Populismus braucht kein Mensch. Auch die Mitglieder haben eine gewisse Fürsorgepflicht für ihren, unseren Verein.

von Konstantin Keller