Fredi Bobic spricht auf der Mitgliederversammlung.
Club | 29. Mai 2022, 18:31 Uhr

„Dieser Verein kann mehr!"

Nachdem unsere Spreeathener vor knapp einer Woche sportlich die Weichen gestellt haben, kam unser Verein am Sonntag zur ordentlichen Mitgliederversammlung zusammen. Gremien, Funktionäre und Mitglieder – alle waren erschienen, um wichtige blau-weiße Zukunftsfragen zu besprechen. Nach dem Rücktritt von Werner Gegenbauer eröffnete Thorsten Manske pünktlich um 11:00 Uhr die Veranstaltung (hier die Veranstaltung im Ticker nachlesen). „Wir leben noch – und das in der 1. Bundesliga“, begrüßte er alle anwesenden Herthanerinnen und Herthaner und warb mit seinen ersten Worten um eine konstruktive, respektvolle Diskussion „im Interesse von Hertha BSC“.

Versammlungsleiter Dr. Dirk Lentfer stellte danach in der Messehalle 20 auf dem Messegelände Berlin die Regularien und die veränderte Tagesordnung vor. Im Anschluss übernahmen die Präsidiumsmitglieder: Ingmar Pering gedachte unseren verstorbenen Mitgliedern, Fabian Drescher, Peer Mock-Stümer und Lutz Kirchhof (Vorsitzender Abteilung Fußball) ehrten verdiente Herthanerinnen und Herthaner. Im Bericht des Präsidiums forderte der bisherige Vize-Präsident Manske einen nahbaren Verein. „Wir alle müssen gemeinsam eine neue Alte Dame schaffen. Diese neue Alte Dame muss geprägt sein von einer transparenten Kommunikation, Alleingänge müssen der Vergangenheit angehören. Wir müssen unserem Club seine Identität als mitgliedergeführter Verein zurückgeben.“ Für den Aufsichtsrat erklärte der Vorsitzende Dr. Torsten-Jörn Klein: „Wir müssen Einigkeit zeigen und zurückkommen zu einem stabilen Fundament von Hertha BSC. Wir müssen diskutieren – aber hinter verschlossenen Türen. Alle müssen an und für den Verein denken. Das ist unsere Forderung und unser Ziel, um die Außendarstellung zu verbessern.“

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Wir müssen Einigkeit zeigen und zurückkommen zu einem stabilen Fundament von Hertha BSC. Wir müssen diskutieren – aber hinter verschlossenen Türen.
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-Dr. Torsten-Jörn Klein

Für Hertha BSC: Lebhafte Diskussionen aller Beteiligten

Als Tagesordnungspunkt 5a) folgten die vorgezogenen Anträge der Mitglieder zur Abwahl des Präsidiums. Leidenschaftlich diskutierten alle Anwesenden, dabei trug die Anhängerschaft ihr Anliegen vor. Die Entscheidung, die in der Spitze über 2.500 stimmberechtigte Mitglieder getroffen haben: 62,2 Prozent stimmten für die Abwahl von Manske, der daraufhin – obwohl die nötige 75 Prozent-Grenze nicht erreicht wurde – sein Amt niederlegte. Fabian Drescher, Anne Jüngermann, Peer Mock Stümer, Ingmar Pering und Norbert Sauer bilden nach Mitgliederentschluss weiterhin unser Präsidium. Über die freien Plätze können die Mitglieder am 26. Juni entscheiden. Weitere Infos folgen zeitnah.

Bildergalerie: Die Mitgliederversammlung im Mai 2022

Der neue Aufsichtsrat ist gewählt

Die Äußerungen von Wilhelm Hennig als Vorsitzenden des Ältestenrates fielen zwischen Abstimmung und Auszählung, schlugen aber in die gleiche Kerbe: Hertha BSC muss als in sich geschlossener Verein eintreten! Bei der Wahl der Mitglieder des Aufsichtsrates votierten die anwesenden Blau-Weißen für Andreas Schmidt, Dr. Klein, Scott Körber, Klaus Brüggemann und Renate Döhmer. Oliver Herrgesell, Gunnar Seydler und Christian Wolter verpassten den Einzug in dieses Gremium.

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Wir haben Talente im Verein, ein gutes Miteinander und Potenzial. Unsere Aufgabe für die Zukunft wird es sein, mit Herz und Mentalität zu spielen. Dafür müssen wir sehr schnell eng zusammenrücken. Wir müssen die Kraft für die Zukunft bündeln – Club, Fans und alle Partner. Denn dieser Verein kann mehr!
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-Fredi Bobic

Bobic: „Es wird nur gemeinsam gehen“

Als Geschäftsführer Sport zog Fredi Bobic Bilanz und sprach über die abgelaufene Saison 2021/22. „Wir haben nicht geliefert, dafür trage ich komplett die Verantwortung. Wir haben Fehler gemacht, aber wir reflektieren: Was hätten wir besser machen können?“, offenbarte Bobic, der dennoch mit Tatendrang auf die Zukunft blickt. „Wir haben Talente im Verein, ein gutes Miteinander und Potenzial. Unsere Aufgabe für die Zukunft wird es sein, mit Herz und Mentalität zu spielen. Dafür müssen wir sehr schnell eng zusammenrücken. Wir müssen die Kraft für die Zukunft bündeln – Club, Fans und alle Partner. Denn dieser Verein kann mehr!“ Der Ex-Profi weiter: „Wir sollten das Gefühl der Zusammengehörigkeit aus Hamburg in die neue Saison nehmen. Nehmt das positive Gefühl mit, Herthanerinnen und Herthaner. Es wird nur gemeinsam gehen. Ich bin voller Kraft, dass wir es zusammen schaffen. Ha, Ho, He!“

Ingo Schiller schloss Tagespunkt 9 mit finanziellen Zahlen ab. Die Erträge in der Saison 2022/23 sollen 126,2 Millionen Euro, die Aufwendungen hingegen 174 Millionen Euro betragen. Großen Applaus gab es gleich zwei Mal. Zum einen, als der 56-Jährige verkündet hat, dass die Preise der Dauerkarten stabil bleiben. Und für seinen 50. und letzten Auftritt in dieser Funktion auf einer Mitgliederversammlung. „Es war für mich eine Herzensangelegenheit. Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen Menschen, die mich auf diesem Weg begleitet haben."

Unter Tagesordnungspunkt 11 eröffnete Lars Windhorst, der als Mitglied unseres Vereins das Wort ergriff, die Aussprache zu Berichten der Hertha BSC GmbH & Co. KGaA. „Ich freue mich, dass ich nun endlich die Chance habe, mich vorzustellen. Ich habe mein Engagement als historische Chance gesehen, diesen historischen Hauptstadtclub über die Landesgrenzen hinaus zu Größe zu führen. Ich möchte, dass Hertha BSC extrem erfolgreich wird. Mir geht es nicht darum, mitzuentscheiden, aber ich möchte mitdiskutieren.“ Wortbeiträge gab es im Anschluss von vielen Fans. Dabei ging es um sportliche, kommunikative und strukturelle Themen, die unseren Mitgliedern unter den Nägeln brannten, rund um unsere Spreeathener. Nach sieben Stunden und 31 Minuten endete die ordentliche Mitgliederversammlung dann. 

von Florian Waldkötter