Stevan Jovetić und Lucas Tousart klatschen sich auf dem Spielfeld ab.
Profis | 20. Mai 2022, 11:26 Uhr

Niemals aufgeben!

Da waren sie plötzlich wieder zu sehen. Schon vor dem Anpfiff des Relegations-Hinspiels gegen den Hamburger SV. Auf einem Spruchband inmitten der blau-weißen Fanschar. Zwei Wörter, die unsere aktuelle Situation gut einfangen: „Niemals aufgeben!“ Das erste von zwei eminent wichtigen Duellen mit den Hanseaten haben unsere Spreeathener zwar mit 0:1 (0:0) im heimischen Olympiastadion verloren, eine Entscheidung über den Verbleib in der Bundesliga ist dadurch aber noch nicht gefallen. „In Hamburg ist noch alles drin, wir müssen positiv bleiben. Die Partie ist ein Finale, in dem wir alles raushauen müssen. Es ist noch nicht vorbei“, resümierte Niklas Stark treffend.

Hertha-Fans halten ein "Niemals aufgeben"-Spruchband in die Höhe.
Das Motto für das Rückspiel in Hamburg: "Niemals aufgeben!"

VAR kassiert blau-weiße Führung ein

Akt eins ging knapp an die Rothosen. Es ist müßig zu spekulieren, was passiert wäre, wenn unserer Mannschaft in der einen oder anderen Szene Fortuna zur Seite gestanden hätte. Dann hätten unsere Blau-Weißen nach Maximilian Mittelstädts Hereingabe und einem Kopfball von Ishak Belfodil vielleicht kurz vor der Pause - und damit zu einem psychologisch wichtigem Zeitpunkt - jubeln können (44.). Stattdessen gingen die Gäste nach dem Seitenwechsel quasi durch eine Nicht-Chance in Führung. Ludovit Reis, der selbst zugab, eigentlich zur Flanke angesetzt zu haben, hatte das Kunstleder über Oliver Christensen hinweg ins Netz befördert (57.). „Es ist bitter in einem so wichtigen Spiel so einen Eiertreffer zu kassieren. Oli kann da aber nichts machen“, sprach Marc Kempf seinen Teamkollegen von jeglicher Schuld frei. Der Däne stand aufgrund des einer Gehirnerschütterung geschuldeten Ausfalls von Marcel Lotka zwischen den Pfosten - für den 23-Jährigen war es das Pflichtspiel-Debüt für unseren Hauptstadtclub.

Die entscheidenden Szenen der Begegnung wären damit schon zusammengefasst, spielte sich das Geschehen ansonsten doch hauptsächlich zwischen den Strafräumen ab. „Ich habe ein intensives, kampfbetontes und recht ausgeglichenes Spiel gesehen“, erklärte auch Felix Magath. In Rückstand habe sein Team zwar versucht, auszugleichen, aber keine Linie gefunden, so unser Cheftrainer weiter. Bereits zur Pause hatte der 68-Jährige mit Stevan Jovetić seinen ersten offensiven Trumpf von der Bank gezogen. Der Montenegriner kam für Luca Wollschläger, der seine Startelf-Premiere gefeiert hatte, ins Spiel und sorgte auch für spürbare Belebung. Später legte unser Übungsleiter mit Marco Richter und Myziane Maolida personell nach. „Nach dem Gegentor hat man einige Minuten gespürt, dass es an uns genagt hat – anschließend war die Reaktion aus meiner Sicht aber gut“, beobachtete Kempf. Der erhoffte Ausgleich blieb dennoch aus.

Boyata dankt Fans, Ascacíbar steht vor Rückkehr

Nun kommt es für unsere Berliner darauf an, bis zum schnellen Wiedersehen am Montag (23.05.22, 20:30 Uhr) im Volksparkstadion die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. „Natürlich sind die Spieler niedergeschlagen. Insofern ist es jetzt unsere Hauptaufgabe, sie wieder aufzurichten. Das werden wir nicht mit besonders viel Training erreichen. Stattdessen müssen wir miteinander reden und das Ganze verarbeiten“, betonte Magath. Dedryck Boyata richtete unterdessen mit etwas Abstand zur Partie stellvertretend für das gesamte Team einige Worte an die Anhängerinnen und Anhänger unseres Vereins: "Wir möchten uns für die Stimmung im Olympiastadion bedanken! Dass wir uns nach dem Spiel nicht von allen Fans verabschiedet haben, war keine bewusste Entscheidung der Mannschaft. Wir waren wie alle, die es mit Hertha halten, einfach sehr enttäuscht von uns selbst. Wir liegen zur Halbzeit mit 0:1 zurück. Jetzt gilt es, in Hamburg das Resultat zu drehen", stellte der Kapitän klar. Unser Übungsleiter weiß ebenfalls, um die nach wie vor bestehende Chance. „Wir müssen uns steigern, wir haben noch 90 Minuten, um dieses unglückliche Ergebnis umzukehren“, hielt der 68-Jährige mit Blick auf das Rückspiel fest.

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Wir möchten uns für die Stimmung im Olympiastadion bedanken! Dass wir uns nach dem Spiel nicht von allen Fans verabschiedet haben, war keine bewusste Entscheidung der Mannschaft. Wir waren wie alle, die es mit Hertha halten, einfach sehr enttäuscht von uns selbst.
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-Dedryck Boyata

An der Elbe kann der Fußballlehrer dann auch wieder auf Santiago Ascacíbar setzen. „Er hat im Mittelfeld gefehlt, weil er ein sehr zweikampf- und laufstarker Spieler ist“, sagte unser Übungsleiter über den gesperrten Argentinier. Auf diese Tugenden kommt es nun ganz besonders an. Außerdem sind unsere Herthaner gefordert, mindestens einen Treffer zu erzielen – wie auch immer. „Mit dem Ball müssen wir klarer agieren und gerade im letzten Drittel selbstbewusster spielen. Trotz allem wissen wir, dass es nur ein Tor Rückstand ist, auch bei einem 0:0 hätten wir in Hamburg auf Sieg spielen müssen. Wir wissen, dass wir die Qualität dazu haben“, machte Kempf nicht nur Mut, sondern unterstrich damit vor allem, was in schwierigen Phasen wie der jetzigen entscheidend ist: Niemals aufgeben!

von Erik Schmidt