Luca Wollschläger läuft auf der Alm in Bielefeld einem Gegenspieler davon.
Profis | 1. Mai 2022, 11:00 Uhr

Entscheidung vertagt

Die Situation wies einige Parallelen zur Vorwoche auf: In der 88. Minute initiierten unsere Blau-Weißen bei knapper Führung einen Konter aus der eigenen Hälfte. Luca Wollschläger und Maxi Mittelstädt liefen – lediglich mit zwei Bielefelder Verteidigern im Rücken - frei in den Strafraum des DSC Arminia ein. Doch im Gegensatz zum 2:0-Heimsieg gegen den VfB Stuttgart verpassten es unsere Blau-Weißen den Deckel auf dieses Auswärtsspiel zu machen – der versuchte Doppelpass vor dem gegnerischen Gehäuse misslang. Stattdessen erzielten die Ostwestfalen in der Nachspielzeit den Treffer zum 1:1-Ausgleich. Nichts war es mit dem dritten Sieg in Serie ohne Gegentreffer. Nichts war es mit dem vorzeitigen Klassenerhalt. Letzterer wäre am Samstag aber ohnehin nicht möglich gewesen, da sich der VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg ebenfalls kurz vor Schluss einen Punkt sicherte. „Es gibt keinen Vorwurf an einen Spieler. Die Jungs werden genug über diese Szene nachdenken“, stellte Prince Boateng nach dem Abpfiff mit Blick auf die geschilderte Gelegenheit klar. Damit komplettierte der 35-Jährige vor dem Mikro den Eindruck, den unsere Spreeathener bereits auf dem Rasen hinterlassen hatten: Sie sind zu einer echten Einheit zusammengewachsen.

Drei Jubiläen in unserem Team

Schon vor der Partie hatten sich unsere Herthaner immer wieder gegenseitig heiß gemacht. Das war auch nötig, ging es doch für beide Teams um viel. Dementsprechend entwickelte sich die erste Halbzeit. „Wir haben ein typisches Abstiegsduell gesehen, Kampf von Beginn an bis zum Ende. Wir haben das über weite Strecken gut kontrolliert, Arminia hatte kaum Möglichkeiten“, erklärte Felix Magath. Boateng pflichtete seinem Coach bei: „Kompliment an die Mannschaft. Wir haben es sehr, sehr gut gemacht. Bielefeld hatte wenig Ideen, weil wir gut standen. Wir hatten in der ersten Halbzeit schon zwei Chancen“, so unsere Nummer 27. Davie Selke scheiterte jedoch jeweils an Stefan Ortega (23./24.). Apropos Selke: Der 27-Jährige war einer von drei Jubilaren in Reihen unseres Hauptstadtclubs an diesem Nachmittag. Während der 1,95-Meter-Hüne zum 100. Mal in der Bundesliga mit der Fahne auf der Brust auflief, absolvierte Santiago Ascacíbar sein 50. Pflichtspiel für unsere Blau-Weißen. Der eingewechselte Niklas Stark kommt nun auf insgesamt 200 Einsätze in der Bundesliga.

[>]
Kompliment an die Mannschaft. Wir haben es sehr, sehr gut gemacht. Bielefeld hatte wenig Ideen, weil wir gut standen.
[<]

-Prince Boateng

Bis zur Pause gab die Begegnung nicht viel her, was den Dreien die Stimmung vermiesen konnte. Schließlich kam Bielefeld nur zu einem Abschluss, der wegen Abseits ohnehin nicht zählte (38.). „In der zweiten Halbzeit hat das Geschehen an Fahrt aufgenommen und wurde zu einem schönen Schlagabtausch“, beobachtete unser Geschäftsführer Sport Fredi Bobic. Vor allem Arminia verschärfte nach dem Seitenwechsel das Tempo. Doch auf die erste richtige Chance der Gastgeber durch Gonzalo Castro, der das Kunstleder aus wenigen Metern über die Querlatte drosch (51.), hatten unsere Berliner die richtige Antwort parat: Lucas Tousart traf nach einem Eckball von Marvin Plattenhardt per Kopf zur Führung (55.). Damit beschenkte sich der Franzose nachträglich selbst zu seinem am Vortag begangenen 25. Geburtstag.

Freude über Debüt auch ohne Happy End

Die ganz große Party und auch das Happy End für Wollschläger blieb allerdings aus, weil unsere Blau-Weißen es trotz beherztem Einsatzes – wie eingangs beschrieben –verpassten, nachzulegen. Beim 19-Jährigen war die Freude über sein Debüt im deutschen Oberhaus natürlich dennoch groß, auch wenn er sicherlich lieber drei Punkte gesammelt hätte. „Es war ein Mega-Ereignis auf dem Platz zu stehen und das Vertrauen des Trainers zu bekommen“, verriet der Angreifer, der in der laufenden Saison als 36. Akteur für unsere Alte Dame auflief.

Vor Mainz: "Ausgangssituation ist unverändert"

Wie brutal Fußball auch sein kann, erfuhr Wollschläger, als Bielefeld in Person von Joakim Nilsson doch noch ins Netz traf (90.+1). Der Übungsleiter unseres Youngsters hatte das Unheil schon Kommen sehen: „Wir sind in den letzten Minuten richtig unter Druck geraten. Das Publikum hat seine Mannschaft nach vorne gepusht und mit großem Enthusiasmus und Einsatz hat Arminia einen gerechten Endstand erzielt“, gab Magath zu. So war es im sechsten Spiel des 68-Jährigen als Fußballlehrer unseres Hauptstadtclubs das erste Remis. Ein Remis, das auf den ersten Blick durch den späten Gegenteffer schmerzt. Aber auch ein Remis, das unserer Elf weiterhin alle Möglichkeiten offen lässt, im Duell mit dem FSV Mainz 05 (07.05.22, 18:30 Uhr, hier Tickets sichern) die Klasse aus eigener Kraft zu halten. Bobic gibt sich diesbezüglich optimistisch: „Schade, dass wir den Sack nicht zugemacht und den Matchball aus der Hand gegeben haben. Das können wir nun aber gegen Mainz tun. Die Ausgangssituation ist unverändert – wir haben es in der eigenen Hand“, stellte der 50-Jährige vor den letzten zwei Aufeinandertreffen dieser Spielzeit klar.

von Erik Schmidt