Unsere Herthaner posieren vor der Gästekurve.
Profis | 24. Mai 2022, 10:57 Uhr

Mission erfüllt

Die Bilder ähnelten sich. In der Vorwoche jubelte der Hamburger SV in unserem Olympiastadion, doch am späten Montagabend waren es unsere Spreeathener, die das Volksparkstadion zum Schweigen und die eigene Anhängerschaft zum Ausrasten brachten. Ausgelassen tanzten und feierten unsere Jungs nach dem 2:0 (1:0)-Auswärtssieg vor der Gästekurve auf dem Rasen und bejubelten zusammen den gemeisterten Klassenerhalt. Die Erleichterung war bei allen Protagonisten deutlich zu erkennen. „Das ist ein großer Stein, der uns vom Herzen fällt. Ich bin erst einmal zusammengesackt und war kaputt. Wir haben alles reingehauen. Ich bin so stolz auf die Jungs. Es war alles andere als einfach“, beschrieb Prince Boateng den Moment des Schlusspfiffs. 

[>]
Wir mussten nach dem verlorenen Hinspiel alle einen Zahn zulegen und zeigen, wozu wir fähig sind.
[<]

-Dedryck Boyata

Boyata per Kopf ebnet ganz früh den Weg 

Im aufgeheizten Volkspark erwischten unsere Blau-Weißen, die von Beginn an mit energischer Körpersprache und starker Zweikampfführung auffielen, einen optimalen Start. Nach Ecke von Marvin Plattenhardt wuchtete Dedryck Boyata den Ball zum 1:0 in die Maschen (4.) – das Hinspiel-Ergebnis war damit egalisiert. „Es war unglaublich wichtig, früh in Führung zu gehen und den Gegner so unter Druck zu setzen“, erklärte der Torschütze. „Von der ersten Minute an hat man gesehen, dass wir es unbedingt wollten, es waren alle hungrig. Wir haben nicht aufgegeben, sondern Herz gezeigt“, sagte Prince Boateng, der sich wie seine Kollegen in jedes Duell warf.

Der Gastgeber war sichtlich beeindruckt, defensiv ließen unsere Berliner nichts anbrennen. Ishak Belfodil (10.) und Lucas Tousart (31., 45.) verzeichneten weitere Abschlüsse vor dem Pausenpfiff. „Wir mussten nach dem verlorenen Hinspiel alle einen Zahn zulegen und zeigen, wozu wir fähig sind“, schilderte unser Kapitän das blau-weiße Vorgehen, das auch nach dem Seitenwechsel aufging. „Wir haben gesagt, wir machen kein Larifari, sondern voll Druck. Dieser Plan ist komplett aufgegangen“, stellte Marc Kempf treffend fest.

[>]
Was die Jungs zusammen mit dem ganzen Umfeld im Rücken von der ersten Minute an abgeliefert haben, war überragend.
[<]

-Fredi Bobic

Coole Sau und Partymaus

Wütenden Versuchen des Zweitligisten stellten sich unsere Herthaner mit Herzblut entgegen. Und dann kam eine einzigartige (Hertha-)Geheimwaffe ins Spiel: Der linke Fuß von Marvin Plattenhardt. Mit Schnitt zirkelte unser Außenbahnspieler den Ball zum 2:0 in den Knick (63.). „Wir haben unsere Tore nach Standards erzielt, das hat super geklappt“, sagt der 30-Jährige bescheiden, aber mit einem Zwinkern. Für Vorlage und Tor erhielt Platte auch ein Sonderlob. „Wir hatten so eine kalte Schnauze wie Marvin. Der wollte den Freistoß genau so, und das muss ich jetzt einfach mal so sagen – was für eine coole Sau“, freute sich Fredi Bobic.

Unser Geschäftsführer fieberte wie unsere Bank und alle Herthanerinnen und Herthaner bei dieser Nervenschlacht mit – und sah, dass die Mannschaft von Felix Magath nicht nachließ, dem dritten Treffer sogar näher war als der HSV dem Anschluss, der die Verlängerung bedeutet hätte. „Was die Jungs zusammen mit dem ganzen Umfeld im Rücken von der ersten Minute an abgeliefert haben, war überragend. Die Mannschaft hat kaum Fehler gemacht, zusammen hart und mit viel Leidenschaft gearbeitet und die Tore noch mehr gewollt“, so Bobic, dessen Fazit Akteure auf beiden Seiten unterstrichen: „Die Mannschaft hat es sich verdient!“

[>]
Wir müssen ganz viel lernen aus dieser Saison, Ruhe in den Verein bringen, uns mit den Fans versöhnen und wieder eine Familie werden!
[<]

-Prince Boateng

Haken hinter 2021/22 – viel Arbeit für die neue Saison

Und dementsprechend groß fiel der Jubel nach 90 Minuten und sechs Zeigerumdrehungen Nachspielzeit aus. Überall auf dem Platz bildeten sich Jubeltrauben, ehe Mannschaft und Staff geschlossen zum Gästeblock gingen – feierten, jubelten und sich für den lautstarken Support bedankten. „Unsere Fans waren großartig und haben uns von der ersten Minute an nach vorne gepeitscht. Wir sind einfach nur glücklich“, offenbarte Boyata ein Gefühl, dass alle Herthanerinnen und Herthaner teilten. Aber auch im Moment des Jubels, im Moment der Erleichterung, in dem nun endgültig feststeht, dass unser Verein auch 2022/23 erstklassig spielt, darf eine Aufarbeitung der vergangenen knapp elf Monate nicht fehlen. „Wir müssen ganz viel lernen aus dieser Saison, Ruhe in den Verein bringen, uns mit den Fans versöhnen und wieder eine Familie werden! So wie wir es in diesem Spiel waren - das ist Hertha BSC!“, formulierte es Boateng absolut richtig und setzte damit einen Haken hinter die Saison 2021/22!

Hier gibt es unseren Nachbericht in Leichter Sprache.

von Florian Waldkötter