Neuzugang Jonjoe Kenny posiert vor unserer Fahne.
Profis | 14. Juni 2022, 18:00 Uhr

„Ich bin besessen davon, besser zu werden“

Großgeworden nahe dem Goodison Park. Auf dem Rasen ein Kämpfer. Ein Profi, den Tempo, Fleiß und Ehrgeiz auszeichnen – das ist Jonjoe Kenny, der als Neuzugang mit jeder Menge Vorfreude auf Hertha BSC nach Berlin kommt. „Ich möchte die Chance, die mir der Verein gibt, nutzen, meine Qualitäten so gut wie möglich einbringen und Hertha alles geben, was mir möglich ist. Ich bin besessen davon, immer besser zu werden“, verrät der 25-Jährige mit einem Lächeln. Der gebürtige Liverpooler nahm sich nach seiner Vertragsunterschrift noch Zeit für sein erstes offizielles Interview als Herthaner. Mit herthabsc.com sprach der Engländer unter anderem über seine Rückkehr in die Bundesliga, unvergessliche Derbyerlebnisse und den Ausbruch aus der eigenen Komfortzone.

herthabsc.com: Jonjoe, herzlich willkommen in der Hauptstadt! Wie immer zu Beginn: Welche Gründe sprachen für diesen Transfer?
Kenny: Dankeschön, ich freue mich auf die Zeit hier! Der Wechsel zu Hertha war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Für so ein großes Team in der Bundesliga zu spielen – ich habe dann einfach eins und eins zusammengezählt. Aus meiner Schalker Zeit (Anm. d. Red.; 2019/20) habe ich großartige Erinnerungen an die Bundesliga. Die Spielweise hier, die Atmosphäre, die vielen Fans – es ist eine Liga mit sehr viel Qualität. Ich kann es kaum erwarten, wieder hier zu spielen. Es fühlt sich absolut richtig an, diesen Schritt zu gehen.

herthabsc.com: Welche Ziele verfolgst du mit unserer Fahne auf der Brust?
Kenny: Ich möchte meine Qualitäten so gut wie möglich einbringen, Spaß am Fußball haben und Hertha so alles geben, was mir möglich ist! Das klappt viel besser, wenn ich die Sprache und die lokale Kultur schnell kennenlerne. Ich möchte die Chance, die mir der Verein gibt, nutzen. Natürlich hat meine Arbeit auf dem Platz Priorität, ich möchte hier aber nicht nur kicken, sondern mich auch einbringen.

herthabsc.com: Du hast einige Vergleichsmöglichkeiten, schließlich hast du dich in verschiedenen britischen Ligen bewiesen. Jetzt kommst du zum zweiten Mal in die höchste deutsche Spielklasse. Wie haben dich all diese unterschiedlichen Erfahrungen in den Divisionen als Spieler beeinflusst?
Kenny: Gerade wenn man unterschiedliche Kulturen kennenlernt, lässt einen das als Mensch, als Persönlichkeit wachsen. Aus der eigenen Komfortzone auszubrechen, wird mich zudem auch als Spieler besser machen. Etwas neues in der Welt zu sehen, eine andere Sprache zu sprechen und neue Leute kennenzulernen wird mir helfen. Ich freue mich auf die Erfahrungen!

herthabsc.com: Und worauf dürfen sich unsere Fans bei dir freuen, wenn du auf dem Feld stehst? 
Kenny: Auf einen aggressiven Spieler. Ich mag es zu tacklen, zu verteidigen – aber auch, mich nach vorne einzuschalten. Es geht mir immer darum, so viel positiven Einfluss wie möglich auf meine Mannschaft zu nehmen. Meinen Mitspielern zu helfen und gleichzeitig in jedem Moment das Beste aus mir herauszuholen – das treibt mich an.

[>]
Ich mag es zu tacklen, zu verteidigen – aber auch, mich nach vorne einzuschalten. Es geht mir immer darum, so viel positiven Einfluss auf meine Mannschaft zu nehmen, wie nur möglich.
[<]

-Jonjoe Kenny

herthabsc.com: Allein die Arbeit unter so prominenten Trainer wie Frank Lampard, Rafael Benítez, Carlo Ancelotti oder Ronald Koeman dürfte dir dabei geholfen haben. Welcher Coach hatte den größten Einfluss auf dich?
Kenny: Das war Frank Lampard. Alle Trainer, unter denen ich gearbeitet habe, haben mir geholfen, aber er war wirklich sehr gut für mich. Als Trainer hat er in einer schwierigen Situation einen klasse Job gemacht (Lampard rettete Everton vor dem Abstieg aus der Premier League, Anm. d. Red.) und mir als Spieler Selbstvertrauen gegeben. Wir hatten ein gutes Verhältnis, ein klasse Typ und ein großartiger Trainer.

herthabsc.com: Mit deinen 25 Jahren hast du schon beim Merseyside Derby, beim Old Firm in Glasgow und auch beim Revierderby mitgewirkt. Welches war für dich am intensivsten?
Kenny: Rangers gegen Celtic ist schon ein sehr imposantes Derby, das ich aber leider nur ohne Fans kennengelernt habe. Für mich persönlich ist es natürlich das Duell zwischen Liverpool und Everton – vor allem weil ich damit als Fan selbst großgeworden bin. Daher hat es für mich viel bedeutet, in diesem Spiel selbst auflaufen zu dürfen. Auch die Atmosphäre bei Schalke gegen Dortmund hat mir gut gefallen. Ich weiß, was diese Duelle bedeuten, gerade für die Fans, die Menschen in der Stadt und die gesamte Region – deshalb freue ich mich schon auf mein erstes Berlin-Derby.

[>]
Fußball spielen ist alles, was ich getan habe, seit ich denken kann – und alles, was ich tun wollte, seit ich denken kann!
[<]

-Jonjoe Kenny

herthabsc.com: Du bist fünf Minuten von Evertons Goodison Park in Liverpool aufgewachsen – eine Stadt, die Fußball atmet und lebt. Seit du fünf Jahre alt warst, trittst du gegen den Ball. Kannst du uns beschreiben, was dieses Spiel für dich bedeutet?
Kenny: Fußball spielen ist alles, was ich getan habe, seit ich denken kann – und alles, was ich tun wollte, seit ich denken kann! Ich komme aus der Working Class, hatte eine großartige Kindheit und habe alles geschafft, was ich wollte und mir als kleiner Junge erträumt habe. Meine Eltern, meine ganze Familie haben mich dabei immer unterstützt und angetrieben – sie wollten, dass ich hart arbeite, um mir diese Träume erfüllen zu können. Der Fußball hat mir all das ermöglicht, und selbst wenn ich jetzt im Urlaub bin, kann ich es kaum erwarten, endlich wieder loszulegen. Ich bin besessen davon, immer besser zu werden (lächelt).

Neuzugang Kenny beim Medizincheck.
Bereit für den nächsten Schritt: Neuzugang Kenny beim Medizincheck.

herthabsc.com: Du bist der zweite englische Spieler in unserer Clubgeschichte – und dabei der zweite Evertonian! Mark Farrington, geboren in Liverpool, spielte zwischen 1990 und 1991 für unsere Alte Dame und zuvor in der Jugend deines ehemaligen Clubs. Kennst du ihn?
Kenny: Leider nicht, aber das ist tatsächlich ein lustiger Zufall. Vielleicht sollte ich mir mal seine Telefonnummer besorgen und ihn nach ein paar Tipps fragen (lacht)

herthabsc.com: Hast du einen Spitznamen? Wie nennen dich deine Teamkollegen üblicherweise? 
Kenny: Ich bin üblicherweise einfach Jonjoe. Aber wenn sich jemand berufen fühlt, mir einen Spitznamen zu geben, bin ich da offen für alles…

herthabsc.com: … apropos: Stimmt es, dass du deinen Vornamen deiner Schwester verdankst?
Kenny: Ja, das ist so! Sie ist fünf Jahre älter als ich und traf als Kind jemanden, der Jonjoe hieß. Sie mochte den Namen so sehr, dass sie schließlich meine Mutter überzeugte, dass ihr Bruder auch so heißen müsse (grinst).

herthabsc.com: Begleitet dich jemand nach Berlin?
Kenny: Meine Freundin wird mit mir kommen, wir wollen hier zusammen einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Für uns beide ist das eine großartige Gelegenheit, eine neue Stadt, ein neues Land zu erleben – und wir wollen das so sehr genießen wie möglich.

herthabsc.com: Wenn du gerade einmal nicht auf dem Rasen stehst – wie verbringst du dann am liebsten deine freie Zeit? Hast du bestimmte Hobbys, die unsere Fans interessieren könnten?
Kenny: Ich mag es, dann einfach mal einen Kaffee trinken zu gehen oder in einem Restaurant etwas Leckeres zu essen. Hin und wieder schnappe ich mir auch mal ein Buch, am liebsten von großen Athletinnen und Athleten, da mich interessiert, wie sie trainieren, leben und den Sprung nach oben geschafft haben. Außerdem gehe ich gerne ab und an mal in den Zoo und habe schon gesehen, dass es hier auch einen großen gibt – da werde ich wohl bald mal vorbeischauen. Ich bin da eher ein einfacher Typ und muss nicht unbedingt Golf spielen gehen oder so – dafür fehlt mir auch die Geduld (grinst).

von Konstantin Keller