Sandro Schwarz spricht bei seiner ersten Pressekonferenz als Hertha-Trainer.
Profis | 20. Juni 2022, 13:40 Uhr

„Arbeiten, fleißig sein - mit hoher Leistungsbereitschaft“

Als Sandro Schwarz am Sonntag erstmals einen Rundgang über unser Vereinsgelände machte, begutachtete er natürlich auch den blau-weißen Medienraum. Viel mehr als ein leeres Podium und einer Menge unbesetzter Stühle gab es allerdings nicht zu sehen. Noch nicht. Am Montag erwartete unseren neuen Coach dort das ganze Gegenteil - in Form von zahlreich anwesenden neugierigen Medienschaffenden. Im Rahmen einer Pressekonferenz stellte sich der 43-Jährige gemeinsam mit Fredi Bobic den Fragen der Journalistinnen und Journalisten. Dabei ging es natürlich um den Start in die Vorbereitung, die Arbeit in den bevorstehenden Wochen, aber auch um blau-weiße Personalien, Gedankenspiele und Erwartungen. „Es wäre erstrebenswert, dass unsere Fans unsere Mannschaft unabhängig von ihrem Trikot erkennen. Das ist allerdings ein Prozess. Deshalb gilt es zunächst: Arbeiten, fleißig sein - mit hoher Leistungsbereitschaft“, machte unser Übungsleiter unmissverständlich klar. Unser Geschäftsführer Sport erklärte derweil, warum die Wahl auf den Ex-Profi fiel: „Wir haben uns schon während der Corona-Zeit persönlich kennengelernt und dabei festgestellt, dass wir in den sportlichen Inhalten matchen, aber ebenfalls menschlich. In dem sehr empathischen Gespräch ging es auch um viele andere Themen, bei denen wir ähnlich ticken. Ich habe natürlich Sandros Wirken in Moskau verfolgt, wo er hervorragende Arbeit geleistet hat. Diese Dinge haben mir die Überzeugung gegeben, dass er für die Situation bei Hertha BSC der richtige Mann ist.“ HerthaTV hat die gesamte Besprechung festgehalten, herthabsc.com fasst die wichtigsten Aussagen zusammen. Die beiden Protagonisten äußerten sich über…

… die vergangenen Tage:

Sandro Schwarz: Ich bin sehr gut aufgenommen worden und habe den Staff bereits persönlich kennengelernt – bei einem gemeinsamen Abendessen konnten wir die Themen der bevorstehenden Tage besprechen. Außerdem habe ich die Trainingsplätze und die Infrastruktur besichtigt. Aber es standen schon zuvor viele Gespräche via Zoom auf dem Programm, was mir wichtig war, um Eindrücke zu gewinnen und Abläufe zu besprechen. Darüber hinaus war ich auch in die Kaderplanung mit Fredi und Dirk Dufner eingebunden. Das haben wir zuletzt natürlich noch einmal intensiviert.

… den Austausch im Vorfeld:

Sandro Schwarz: Fredi und ich hatten einen guten Austausch über Inhalte sowie die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen. Ich hatte schnell ein gutes Gefühl, da sich unsere Ideen von Beginn gedeckt haben. Es ist zwar eine herausfordernde Aufgabe, aber auch eine, auf die ich mich sehr, sehr freue. Diese hätte ich im Übrigen ligaunabhängig angetreten.

Fredi Bobic: Es war frühzeitig klar, dass wir nach einem neuen Trainer suchen. Deswegen musste ich meine Hausaufgaben machen, obwohl noch nicht klar war, in welcher Liga wir spielen werden. Ich habe Gespräche mit verschiedenen Kandidaten geführt, allerdings hat sich das Ganze zeitig in Sandros Richtung entwickelt. Wir haben uns schon während der Corona-Zeit persönlich kennengelernt und dabei festgestellt, dass wir in den sportlichen Inhalten matchen, aber ebenfalls menschlich. In dem sehr empathischen Gespräch ging es auch um viele andere Themen, bei denen wir ähnlich ticken. Ich habe natürlich Sandros Wirken in Moskau verfolgt, wo er hervorragende Arbeit geleistet hat. Er hat seine Mannschaft weiterentwickelt und dabei auch Schwierigkeiten durchlebt. Diese Dinge haben mir die Überzeugung gegeben, dass er für die Situation bei Hertha BSC der richtige Mann ist. Es wartet keine einfache Aufgabe auf ihn, aber er besitzt trotzdem die nötige Überzeugung – das war mir wichtig!

… die gemeinsamen Ziele mit der Mannschaft:

Sandro Schwarz: Ich bin ein ordungsliebender Mensch. Deshalb war es mir mit meinen Teams stets wichtig, strukturiert und mutig aufzutreten. Das bedeutet aktiv gegen den Ball zu arbeiten, aber auch zielstrebig im Spiel nach vorne aufzutreten. Es wäre erstrebenswert, dass die Fans unsere Mannschaft unabhängig von ihrem Trikot erkennen. Das ist allerdings ein Prozess. Deshalb gilt es zunächst: Arbeiten, fleißig sein - mit hoher Leistungsbereitschaft!

Fredi Bobic: Es wird seine Zeit brauchen, um an den Punkt zu kommen, der uns vorschwebt. Das geht nicht in vier oder fünf Wochen, da kommen auch schwierigere Zeiten auf uns zu. Das muss allen bewusst sein.

… den Kader:

Fredi Bobic: Unser Kader ist noch nicht komplett, das wird wieder Zeit benötigen. Der Transfermarkt ist aktuell noch sehr träge. Klar ist, dass es noch Bewegung geben wird. Wir müssen zunächst Geld einnehmen, deshalb haben wir aber keine Bauchschmerzen. Darüber hinaus kommen ein paar Spieler zurück, die eine neue Chance erhalten werden. Andere möchten wiederum etwas Neues machen. Wir hoffen, dass wir schon im Juli einiges bewerkstelligen können. Für den Trainer ist diese Situation nicht einfach, aber wir können es nicht ändern. Bei Prince Boateng geht es unterdessen in die richtige Richtung, es könnte bald Vollzug geben.

Sandro Schwarz: Es geht nicht um meine Wünsche, sondern darum, was realistisch machbar ist. Wir müssen uns dazu immer wieder austauschen. Erst einmal bekommt jeder, der da ist, eine Chance. Die Entwicklung des Kaders wird ein dynamischer Prozess über die Vorbereitung hinaus. Mit Prince hatte ich vor ein paar Tagen ein persönliches Gespräch. Es ging um die vergangene Saison, aber auch um seine mögliche Rolle in der neuen. Der Austausch war sehr ehrlich und eine gute Basis, um künftig zusammen zu arbeiten.

… die Situation auf der Torhüterposition:

Fredi Bobic: Wir sehen Oliver Christensen in der Favoritenrolle im Kampf um die Nummer 1 und haben alle ein gutes Gefühl dabei. Er durfte sein Können in der Relegation bereits unter Beweis stellen. Natürlich muss er sich seinen Platz aber auch im Training verdienen. Dahinter haben wir in Tjark Ernst und Robert Kwasigroch zwei junge Keeper, die sich noch weiterentwickeln können. Bei Rune Jarstein wird entscheidend sein, dass er fit ist – dann kann er mit seiner Erfahrung den anderen Halt geben. Wenn wir das Gefühl haben, es wird eng, werden wir noch etwas tun.

von Erik Schmidt