Fredi Bobic gestikuliert im Gespräch mit den Medienschaffenden.
Profis | 21. Juli 2022, 19:42 Uhr

„Es geht in die richtige Richtung“

Die Lobby im Hotel im St. George‘s Park ist eine imposante Empfangshalle. Direkt im Eingangsbereich ehrt eine Gedenktafel englische Fußballerinen und Fußballer mit besonders vielen Einsätzen für die Three Lions, auf zwei großen Leinwänden laufen Highlights aus dem Trainings- und Spielbetrieb der verschiedenen Auswahlteams des Landes. Vitrinen mit Pokalen, Medaillen und historischen Trikots komplettieren dieses beeindruckende Ensemble. In einem Nebenraum dieser Lobby hat sich Fredi Bobic Zeit genommen, um am Donnerstag mit den mitgereisten Medienschaffenden über Themen rund um unseren Hauptstadtclub zu sprechen. „Es ist noch nicht alles perfekt. Aber es sind schon viele Sachen dabei, wo wir sehen, dass es nach vorne und damit in die richtige Richtung geht. Es ist ein Prozess, der ein bisschen Zeit und vor allem Vertrauen braucht“, erklärte unser Geschäftsführer mit Blick auf die Entwicklung der Mannschaft. Die wichtigsten Aussagen der Unterhaltung hat herthabsc.com zusammengefasst. Der Ex-Stürmer äußerte sich außerdem über…

… das zweite Trainingslager und die Testspiele:

Fredi Bobic: Mit den Gegebenheiten sind wir total zufrieden. Alles, was wir vorgefunden haben, ist auf allerhöchstem Niveau. Die Mannschaft hat das toll angenommen und vom ersten Tag an richtig, richtig gut gearbeitet und viel geschwitzt. Es gab viele Einheiten mit klaren Abläufen und Ansagen. Ich glaube, dass das Trainingslager deswegen insgesamt sehr gelungen ist, auch wenn die Ergebnisse der Testspiele nicht so optimal waren. Gegen die Amateure haben wir uns nicht ganz so resistent angestellt, da hätten die Jungs noch etwas mehr Leidensfähigkeit zeigen können – obwohl sie sehr müde waren, wofür ich auch ein gewisses Verständnis habe. Gegen Nottingham Forest mussten wir uns am Mittwoch in den ersten 15 Minuten zunächst an das Tempo gewöhnen, aber am Ende gab es auch sehr viele gute Sachen zu sehen. Zwei Dinger haben wir uns selbst reingehauen, solche Fehler darf man sich nicht erlauben. Nichtsdestotrotz war es ein ordentlicher Kräftevergleich und am Samstag können wir es in der Generalprobe für Braunschweig gegen einen ambitionierten Kontrahenten in einem tollen Stadion noch einmal besser machen.

… den Status quo unserer Mannschaft:

Fredi Bobic: Es ist noch nicht alles perfekt. Aber es sind schon viele Sachen dabei, wo wir sehen, dass es nach vorne und damit in die richtige Richtung geht. Es ist ein Prozess, der ein bisschen Zeit und vor allem Vertrauen braucht. Aber ich bin guter Dinge, dass wir das schnellstmöglich hinbekommen und sich Automatismen für die Jungs entwickeln. Vor allem die Balance muss passen. Da sind wir noch nicht perfekt und müssen noch einiges leisten. Das wissen wir.

… die Neuzugänge und das aktuelle Personal:

Fredi Bobic: Alle Neuen können absolute Bereicherungen werden. Wenn ich da beispielsweise Jonjoe Kenny sehe, wie er die Seite hoch- und runtermarschiert – vor allem auch in welchem Tempo. Das ist schon eine tolle Qualität, aber auch die Mentalität passt. Bei Ivan Šunjić ist es genauso. Er hält die Position, wie er sie zu halten hat. Es gibt keine Ausbrüche – er ist quasi der holding sixer. Darüber hinaus tut er dem Gegner weh, klaut Bälle, foult, wenn es sein muss und ist auch im Aufbauspiel sehr sicher. Filip Uremović ist aktuell leider angeschlagen, aber befindet sich ebenfalls auf einem guten Weg. Zudem freuen wir uns, dass Chidera Ejuke endlich bei uns sein kann. Er hat zwar ein paar Inhalte verpasst, war aber trotzdem im Training. Deshalb mache ich mir bei ihm überhaupt keinen Kopf. Möglicherweise bekommt er am Samstag ein paar Minuten. Aber natürlich entscheidet der Trainer, wann der richtige Zeitpunkt ist, um ihn zu bringen. Chidera kann ein belebendes Element sein und den Konkurrenzkampf auf der Außenbahn fördern. Dort haben wir jetzt schon eine ganz andere Art von Geschwindigkeit als noch in der vergangenen Saison – zusammen mit Dodi Lukébakio und Myziane Maolida, die beide in der Vorbereitung eine gute Entwicklung genommen haben. Und dann gibt es Lichtblicke wie Deyovaisio Zeefuik. Den möchte ich mal herausheben: Er bringt so viel Freude und Positivität rein und spielt richtig gut auf einer Position, die er normalerweise gar nicht bekleidet. Hut ab davor, das ist für mich Professionalität. Solche Spieler wollen wir haben, die diese Mentalität mitbringen.

… die jungen Eigengewächse im Kader:

Fredi Bobic: Ich mag es, wie die Jungs mitziehen. Bei dem einen oder anderen merkt man momentan, dass er das volle Programm durchgezogen hat und in einem kleinen Tief steckt. Aber das ist völlig normal. Wichtig ist, dass die Jungs so oft wie möglich bei uns dabei sind und über die U23 Spiele in die Beine bekommen. Das ist keine Degradierung, sondern unverzichtbar. Anschließend liegt es an ihnen selbst, wann ihnen der Sprung gelingt. Wir können ihnen dafür nur die Basis bieten. Derry Scherhant hat sich hervorgetan – er ist ein Quereinsteiger, der schon letzte Saison in der Regionalliga aufgefallen ist. Derry kann, wenn er dran bleibt, hart arbeitet und körperlich noch etwas draufpackt, in den nächsten Jahren eine richtig gute Entwicklung nehmen. Er hat den Hunger und bringt viel mit. Das gilt für die anderen aber genauso.

… den Transfermarkt und Sandro Schwarz:

Fredi Bobic: Es gibt aktuell unheimlich viele Telefonate und Gespräche mit unheimlich vielen Wenn und Abers. Es ist wirklich brutal zäh. Hinten raus kann es noch wild werden, was schade ist, weil wir bis dahin schon viele Spiele haben. Aber daran können wir nichts ändern. Trotzdem finde ich, dass wir bereits gut unterwegs waren und viele kreative Lösungen gefunden haben. Diesbezüglich sind wir mit Sandro Schwarz im ständigen Austausch. Es ist eine seiner Stärken, dass er versucht, aus den Spielern, die da sind, das Beste rauszuholen. Insgesamt ist er sehr klar, offen, transparent und kommunikativ. Wir brauchen genau das: ein hohes Maß an Disziplin, aber auch Begeisterungsfähigkeit. Zudem merkt man, dass es im gesamten Trainerteam passt.

von Florian Waldkötter, Erik Schmidt