Edin Terzić unterhält sich an der Seitenlinie mit Gregor Kobel.
Profis | 26. August 2022, 14:00 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Dortmund

Die Vorstellung, dass kein Geringerer als Cristiano Ronaldo am Samstag (27.08.22, 15:30 Uhr, Tickets hier bestellen) im Olympiastadion auflaufen könnte, besaß durchaus Charme. So kursierten Gerüchte, wonach der fünffache Gewinner des Ballon d’Or mit einem Wechsel zu Borussia Dortmund liebäugeln würde. Der nächste Gegner unserer Herthaner hat an einem Transfer – ob realistisch oder nicht – allerdings kein Interesse. Daher schob Sebastian Kehl der Angelegenheit mit einem Dementi schnell den Riegel vor. „Er wird nicht zu uns kommen“, machte der seit knapp zwei Monaten amtierende Sportdirektor unmissverständlich klar. Ohnehin beschäftigen den 42-Jährigen ganz andere Dinge. Gegen Bremen erlitten die Schwarz-Gelben einen ersten Rückschlag in der laufenden Saison, denn der FC Bayern München ist nun schon wieder mit drei Punkten enteilt. „Nach dem dritten Spieltag werden wir noch nicht aufgeben. Wir wollen die Bundesliga spannend machen“, beschwichtigt Kehl mit klarem Blick. In der Gegnervorschau setzt sich herthabsc.com derweil speziell mit dem vorhandenen Personal der Westfalen auseinander.

Die sportliche Situation: Der BVB schien eigentlich auf dem besten Wege, die Reise zum Auswärtsspiel in unsere Hauptstadt mit einer blütenweißen Weste antreten zu können. Nach den Siegen gegen Leverkusen und in Freiburg lagen die Borussen auch im Duell mit Aufsteiger Werder in Führung – bis zur 89. Minute sogar mit 2:0. Dann passierte allerdings etwas, dass es in der Bundesliga so bislang noch nicht gegeben hat. Denn die Grün-Weißen erzielten in der verbliebenen Spielzeit drei Treffer und drehten das Resultat somit zu ihren Gunsten. „Der Frust ist sehr groß. Wir haben uns schon etwas anderes vorgestellt“, erklärte der entsprechend niedergeschlagene Kapitän Marco Reus. Die im Sommer durch den Trainerwechsel – von Marco Rose hin zu Edin Terzić – entfachte Euphorie in der Bierstadt erhielt dadurch einen empfindlichen Dämpfer. Zumal der neue und alte Übungsleiter bei seinem Dienstantritt betont hatte: „Es darf nie dazu kommen, dass der Gegner mehr will als wir.“ Woran sich die Niederlage am Ende tatsächlich festmachen lässt, haben die Verantwortlichen in den zurückliegenden Tagen mit Sicherheit akribisch analysiert. „Es war eine schlechte Leistung. Wir müssen in Berlin eine Reaktion zeigen. Die Mannschaft ist jetzt gefordert, sie trägt die Verantwortung“, nahm Kehl nach der bitteren Pleite die schwarz-gelben Profis in die Pflicht.

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Nach dem dritten Spieltag werden wir noch nicht aufgeben. Wir wollen die Bundesliga spannend machen.
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-Sebastian Kehl

Die Dortmunder im Fokus: Im Vergleich zur Vorsaison hat sich das Personal des Traditionsclubs nicht nur an der Seitenlinie, sondern auch auf dem Rasen verändert. Allen voran im Angriff. Dort hatte in den vergangenen zweieinhalb Jahren noch Erling Haaland Angst und Schrecken im deutschen Oberhaus verbreitet. Der Norweger geht inzwischen für Manchester City auf Torejagd. Als Nachfolger holte der UEFA Champions League-Sieger von 1997 Sébastien Haller. Der ivorische Nationalspieler fällt aufgrund einer Hodenkrebs-Erkrankung jedoch erst einmal mehrere Monate aus, weswegen auch noch Anthony Modeste in den Ruhrpott kam. In Niklas Süle, Nico Schlotterbeck, Karim Adeyemi und Salih Özcan verpflichteten unsere Gäste obendrein weitere prominente Akteure. Dass deren Eingewöhnung Zeit benötigt, liegt auf der Hand. „Es könnte holprig werden“, hatte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits vor dem Saisonstart einkalkuliert. Zumal die Dortmunder Mannschaft derzeit – wie auch schon in der Vorsaison – immer wieder Verletzungsprobleme ausbremsen. Umso wichtiger sind Akteure, die verlässlich abliefern. Dazu zählt Gregor Kobel. Der Schlussmann ist innerhalb nur eines Jahres bereits zu einem echten Leistungsträger und Wortführer aufgestiegen. „Wir haben nicht dieselbe Energie auf den Platz gebracht, dafür haben wir die Quittung bekommen“, legte die unumstrittene Nummer 1 zuletzt ebenfalls ihren Finger in die Wunde.

Die Schnittstellen: Hinter dem Schweizer muss sich erst einmal auch Marcel Lotka (von 2020 bis 2022 bei Hertha BSC) einordnen. Der 21-Jährige, der beim Kräftemessen beider Vereine im zurückliegenden Mai noch das Tor unserer Blau-Weißen gehütet hat, steht seit Sommer bei den Westfalen unter Vertrag. Für die U23 des achtfachen Deutschen Meisters kam der 1,90-Meter-Mann bereits drei Mal in der 3. Liga zum Einsatz. „Ich will längerfristig natürlich für die erste Mannschaft in der Bundesliga auflaufen, deswegen bin ich gekommen“, formuliert der gebürtige Duisburger ambitionierte Ansprüche. Mit Nico Schulz (2000 bis 2015) und Marius Wolf (2019/20) besitzen zwei weitere BVB-Profis eine Vergangenheit mit der Fahne auf der Brust. Zweitgenannten hatte die Borussia an die Spree verliehen. Inzwischen ist der 27-Jährige aber eine feste Größe beim Revierclub. „Richtig angekommen in Dortmund bin ich schon in der vergangenen Saison, als ich 37 Pflichtspiele absolviert habe, davon 17 von Anfang an“ so Wolf. Aus den Reihen unserer Spreeathener trugen hingegen einst Fredi Bobic (1999 bis 2002) und Prince Boateng (2009) das Trikot des kommenden Gegners.

Julian Schieber setzt zum Schuss an.
Volltreffer gegen die Ex-Kollegen: Julian Schieber avancierte 2014 zum Matchwinner gegen den BVB.

Die besonderen Duelle: Der spektakuläre 3:2-Erfolg unserer Jungs trotz zwischenzeitlichen Rückstands im Dezember 2021 ist allen Blau-Weißen wohl noch gut in Erinnerung. Zwei weitere Dreier unseres Hauptstadtclubs liegen schon etwas länger zurück. In der Rückrunde 2016/17 gelang zum einen dank der Treffer von Salomon Kalou und Marvin Plattenhardt ein 2:1-Sieg. Zum anderen bescherte Julian Schieber allen Anhängerinnen und Anhängern unserer Alten Dame im Dezember 2014 einen Glücksmoment. Gegen seinen ehemaligen Klub avancierte der Angreifer mit dem einzigen Tor der Begegnung zum Matchwinner. „Es war ein besonderes Spiel für mich und das intensivste, das ich als Fußballer erlebt habe. Ich bin superfroh, dass wir gewonnen haben. Auf der anderen Seite stehen die Ex-Kollegen, die einem ein bisschen leid tun“, sagte der mittlerweile 33-Jährige nach dem Spiel.

Die Meinung über unsere Elf: Der Fußballlehrer unserer Gäste hat sich natürlich bereits ausgiebig mit der bevorstehenden Aufgabe beschäftigt. „Hertha hatte im Vorjahr eine sehr unruhige Saison. Die Berliner sind auch jetzt nicht so gut aus den Startlöchern gekommen, aber sie hatten auch kein leichtes Auftaktprogramm mit dem Derby gegen Union am ersten Spieltag, dann einem Heimspiel gegen Frankfurt und anschließend auswärts in Gladbach“, erklärt Terzić, der dabei eine stetige Entwicklung ausgemacht hat: „Sie wirken sehr stabil und diszipliniert. Sie haben viele Neuzugänge und einen neuen Trainer – es braucht Zeit, damit sich alles einspielt. In der zurückliegenden Woche haben sie eine sehr gute Leistung gezeigt. Auch wir müssen unsere Leistung drastisch steigern, damit wir als Sieger vom Platz gehen“, so der Übungsleiter weiter. Beide Teams verfolgen somit ähnliche Ziele.

von Erik Schmidt