Hans "Gustav" Eder in seiner Funktion als Co-Trainer unserer Alten Dame.
Club | 6. September 2022, 13:25 Uhr

Hertha BSC trauert um Hans Eder

Unser Hauptstadtclub trauert um einen verdienten Herthaner. Hans „Gustav“ Eder verstarb am Montag (05.09.22) in Wolfsburg im Alter von 87 Jahren. Der gebürtige Berliner wirkte zwischen 1962 und 1968 als Spieler sowie von 1968 bis 1990 als Co- & Interimstrainer bei unserer Alten Dame.

Hans Eder – der „Eiserne Gustav“

Zur Saison 1962/63 verpflichtet Wolfgang Holst den 27-jährigen Hans Eder für eine zu diesem Zeitpunkt horrende Ablösesumme von 80.000 DM von Tennis Borussia. Doch die Verpflichtung eines der besten Spieler Berlins hat Signalwirkung: zuvor Wechselgedanken hegende Akteure bleiben dem Verein treu.  

Gelungener Einstand & Bundesliga-Debüt

Bereits in seiner ersten Saison hat der Verteidiger mit 23 Einsätzen und fünf Toren maßgeblichen Anteil am ungefährdeten Meistertitel in der Vertragsliga Berlin, der zur Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft berechtigt. Am letzten Spieltag ist Eder beim 3:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern, dem einzigen Sieg der Gruppenphase, die Hertha BSC als Tabellendritter abschließt, über die gesamte Spielzeit mit von der Partie. Seit Januar 1963 ist es beschlossene Sache, dass die Alte Dame zu den 16 Gründungsmannschaften der zur Saison 1963/64 neu eingeführten Bundesliga zählt. Beim 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg, das erste Spiel der Vereinsgeschichte in der höchsten deutschen Spielklasse, steht Eder im Berliner Olympiastadion in der Startelf. Im Verlauf der Saison sorgt er in 26 Spielen in der Berliner Abwehrreihe mit dafür, dass Hertha BSC als Tabellen-14. den Klassenerhalt sichert.

Zwangsabstieg & Bundesliga-Rückkehr

In der Saison 1964/65, in der die Blau-Weißen sportlich erneut den Klassenverbleib sichern, ist Eder als einziger Spieler neben Otto Rehhagel in allen 30 Partien dabei. Auch nachdem der Deutsche Fußball-Bund die Herthaner aufgrund von unerlaubten Handgeldzahlungen zu einem sehr umstrittenen Zwangsabstieg aus der Bundesliga verurteilt, bleibt der Defensivspezialist den Blau-Weißen treu. In den folgenden drei Spielzeiten, die Hertha BSC jeweils als Titelträger der Regionalliga Berlin abschließt, wirkt Eder in Ligabetrieb und Aufstiegsrunde in 66 von insgesamt 108 Pflichtspielen mit. Im dritten Anlauf glückt den Blau-Weißen die lang ersehnte Rückkehr ins Oberhaus, die von den Berlinerinnen und Berlinern überschwänglich gefeiert wird.

Vom Spieler zum Co-Trainer

Dieser Erfolg bildet den Abschluss der ereignis- und erfolgreichen Spielerkarriere von Hans Eder. Zur Saison 1968/69 wird der verdiente Herthaner von Helmut Kronsbein zum Trainerassistenten berufen. Am 33. Spieltag der Saison 1971/72 kommt Eder im Alter von fast 38 Jahren beim 1:1 gegen Arminia Bielefeld zu seinem unerwarteten 57. und letzten Einsatz in der Bundesliga, als der Mannschaft aufgrund von Sperren im Nachgang des Bundesliga-Skandals nicht mehr genügend Spieler zur Verfügung stehen.

Als Trainer Kronsbein im März 1974 dem Ruf seiner alten Liebe Hannover 96 folgt, betreut Eder die Mannschaft der Alten Dame für die verbleibenden neun Saisonspiele. Nach den Demissionen der Trainer Kuno Klötzer, Martin Luppen und Uwe Kliemann fungiert er in den folgenden Jahren mehrmals als Interimstrainer, um sich danach in höchstmöglicher Loyalität gegenüber den neuen Übungsleitern auf den Posten des Co-Trainers zurückzubegeben. Unter den Übungsleitern Fiffi Kronsbein, Georg Kessler, Kuno Klötzer, Uwe Klimaschefski, Georg Gawliczek, Martin Luppen, Uwe Kliemann, Rudi Gutendorf, Jürgen Sundermann Werner Fuchs und Pál Csernai wirkt Eder bis 1990 für Hertha BSC.   

Eine vorbildliche Persönlichkeit

Der ehemalige Verteidiger, dessen Beiname der Namensgleichheit und einer gewissen Ähnlichkeit mit dem erfolgreichen Boxer Gustav Eder entstammt, wurde von den Spielern als harter Hund und akribischer Arbeiter, respektiert. Seine Maxime lautete: "Man muss sich zusammenreißen, um Erfolg zu haben". Noch heute loben ehemalige Schützlinge das harte Training, denn die Spieler wissen, dass ihnen ohne die unter Eder erarbeitete Kondition eine lange Karriere wohl nicht vergönnt gewesen wäre. 

Wegen seiner immer offenen, ehrlichen und vorbildlichen Persönlichkeit, die sich nie in den Vordergrund gestellt hat und aufgrund seiner immensen Verdienste für den Verein, wird Hans Eder bei Hertha BSC auch über seinen Tod hinaus die höchste Wertschätzung genießen. 

von Hertha BSC, Frank Schurmann