Grafik mit Adrien Minjoulat-Rey in der VIP-Lounge.
Profis | 30. Oktober 2022, 17:00 Uhr

Eine blau-weiße Reise

Nicht nur im Fußball sind Zufälle hin und wieder von entscheidender Bedeutung, sondern auch im Leben von Adrien Minjoulat-Rey. Inmitten der Kälte Norwegens traf der Franzose während seines Auslandssemesters auf einen Berliner, der sein Herz nach und nach für unsere Alte Dame erwärmte. „Aus einem Pflichtgefühl heraus ist aus mir irgendwann ein richtiger Fan geworden, der den Verein aus der Ferne verfolgt“, verrät der 26-Jährige. Dass es eher Liebe auf den zweiten Blick war, ist für den Pariser inzwischen ein Ansporn, die Hoffnung auf geteilte Begeisterung bei seinen Landsleuten nicht zu früh aufzugeben.

Oslo als „Startpunkt der Hertha-Reise“

Die eigene Beziehung zu unserem Hauptstadtclub begann für den gebürtigen Toulouser bereits vor fünf Jahren. Dort lernte er Patrick Seidel während eines Aufenthaltes in Norwegens Hauptstadt kennen. Der Neuköllner verbrachte viel Zeit in den lokalen Sportsbars und verpflichtete seinen Kommilitonen häufig zur Gesellschaft. So auch Ende September 2018 – der damalige Gegner? Niemand geringerer als der FC Bayern München. Vor Anpfiff schlossen die beiden Studenten eine Wette ab. „Im Falle eines Hertha-Sieges sollte ich mir ein Trikot kaufen. Ich hielt das für sehr unwahrscheinlich, Bayern war schließlich haushoher Favorit“, erinnert sich der Anhänger grinsend zurück. Doch das Schicksal und die Jungs mit der Fahne auf der Brust hatten andere Pläne: Unsere Spreeathener gewannen das umkämpfte Freitagabendspiel durch einen verwandelten Elfmeter von Vedad Ibišević und Ondrej Dudas Treffer mit 2:0. Da Wettschulden bekanntlich Ehrenschulden sind, legte sich Minjoulat-Rey sein erstes Jersey unserer Alten Dame zu.

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Am besten schließe ich mit meinen Freunden eine Wette ab. Wenn Hertha gewinnt, müssen sie sich ein Trikot kaufen!
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-Adrien Minjoulat-Rey

Ein zweiter Anlauf

Der Franzose wurde an diesem Abend jedoch nicht nur Besitzer eines Trikots, sondern fand auch Gefallen an unserem Torschützen. „Dudas Spielweise hat mir sehr gut gefallen und seine Freistöße waren auch nicht schlecht – er war definitiv einer meiner Lieblingsspieler über die Jahre“, erzählt der Blau-Weiße. Zurück in Paris rückten sowohl unsere ehemalige Nummer 10 als auch unser Hauptstadtclub vorerst in den Hintergrund, bis sich Seidel abermals als Zünglein an der Waage entpuppte: Bei einem Besuch in der französischen Metropole weckte der gebürtige Berliner alte Erinnerungen an das gemeinsame Mitfiebern aus dem nordischen Exil. Glücklicherweise fiel bei Minjoulat-Rey der Groschen daraufhin endgültig – seitdem verfolgt er das Geschehen rund um unseren Club haargenau. 

Adrien Minjoulat-Rey (li.) bei seinem ersten Besuch im Olympiastadion.
Adrien Minjoulat-Rey (li.) bei seinem ersten Besuch unseres Wohnzimmers.

Ein „überwältigender" Besuch im Olympiastadion 

Was dem Pariser nun noch fehlte, war der Besuch eines Heimspiels unserer Spreeathener. Gesagt, getan! Ende August dieses Jahres empfing unsere Elf von der Spree Borussia Dortmund im Olympiastadion: Da unser Exil-Fan sich zu dieser Zeit ebenfalls in Berlin aufhielt, überraschte ihn Seidel mit Karten und ganz besonderen Plätzen für das Duell. „Wir saßen in der Ostkurve im Oberring – die Stimmung war unbeschreiblich und sehr intensiv“, erzählt der Franzose. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Anhängerschaft die gesamte Spielzeit singt und springt. In Frankreich ist das anders“, schwärmt er weiter. Doch die 90 Minuten sollten nicht das einzige Highlight des Tages sein. So besichtigten die Jungs das Trainingsgelände unseres Hauptstadtclubs und genossen lokale Spezialitäten wie Currywurst, Döner und Bier. „Am besten fand ich den Döner“, schmunzelt der Herthaner. Deswegen hofft Minjoulat-Rey auf eine baldige Wiederholung dieses besonderen Ereignisses – dann vielleicht sogar mit Begleitung aus seiner Heimat. „Ich möchte meine Pariser Freundinnen und Freunde von Hertha überzeugen. Am besten schließe ich eine Wette mit ihnen ab. Wenn Hertha gewinnt, müssen sie sich ein Trikot kaufen“, erklärt unser Exil-Anhänger sein Vorhaben lachend. Kein schlechter Plan – hat ja schließlich schon einmal funktioniert! 

von Noelle Feuer