Daniel Kofi-Kyereh geht über das Spielfeld.
Profis | 8. Oktober 2022, 13:00 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Freiburg

Der SC Freiburg befindet sich bereits in seinem siebten Bundesliga-Jahr in Folge. Dabei bestechen vor allem der unerschütterliche Teamgeist und die Kontinuität der Breisgauer. Spätestens seit der vergangenen Spielzeit ist das Aushängeschild jedoch nicht mehr nur die Gewissenhaftigkeit, sondern auch die spielerische Klasse. Diese bestätigte sich spätestens am Ende der zurückliegenden Saison mit der Qualifikation für die UEFA Europa League. Auch die jüngsten Auftritte auf nationaler und internationaler Bühne untermauern den Eindruck eines funktionierenden Grundkonstrukts. Dass die Breisgauer in ihrem Spiel vor allem auf Umschaltmomente lauern und niedrigere Ballbesitzwerte als der Ligadurchschnitt aufweisen, trägt die Handschrift des langjährigen Cheftrainers Christian Streich. „Die Jungs machen es sehr gut – und das nicht erst seit kurzem, sondern schon seit zwei, drei Jahren", sagt der Coach zur Weiterentwicklung seiner Elf. Was unsere Spreeathener gegen das Team aus dem Süden der Republik am kommenden Sonntag (09.10.22, 17:30 Uhr, Tickets gibt es hier) sonst noch zu erwarten haben, hat herthabsc.com für euch zusammengefasst.

Die sportliche Situation: Nach acht Spieltagen liegt der fünfmalige Europapokal-Teilnehmer auf Rang zwei. Mit 17 Zählern und fünf Siegen aus den ersten Partien ist dies nicht nur ein Startrekord für den Sport-Club, sondern würde nach einer Hochrechnung des aktuellen Punkteschnitts auf 72 Zähler zum Ende der Spielzeit mit ziemlicher Sicherheit auf die erstmalige Qualifikation für die UEFA Champions League hinauslaufen. Dass der coronapositive Streich am Sonntag vermutlich noch nicht wieder an der Seitenlinie stehen wird, scheint nach dem 2:0-Sieg gegen den FC Nantes in der Europa League kein großer Nachteil zu sein. „Klar wird uns der Trainer mit seiner Art und Weise fehlen, wie er uns am Spielfeldrand und in der Kabine pusht. Aber wir wollen als Mannschaft zeigen, dass wir die Qualität haben, solche Spiele auch ohne ihn durch unsere Überzeugung auf dem Platz zu gewinnen", bringt Mittelfeldspieler Nicolas Höfler zum Ausdruck. Ein Umstand, den die Mannschaft auch schon am Donnerstag erfolgreich zu bestätigen wusste. Nichtsdestotrotz steht den Schwarzwäldern nur wenig Zeit zur Vorbereitung auf das Aufeinandertreffen in der Hauptstadt zur Verfügung.

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Es ist immer schön, auf seine alten Weggefährten zu treffen. Ich hatte in Freiburg eine gute Zeit mit tollen Leuten. Mein Fokus liegt aber voll und ganz auf Hertha!
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-Marc Kempf

Die Freiburger im Fokus: Mit einem Blick auf das Personal ist nicht nur die Rückkehr des Übungsleiters fraglich. Neben den verletzten Roland Sallai und Kimberly Ezekwem, steht auch ein Fragezeichen hinter Topscorer Michael Gregoritsch. Der Angreifer musste nach einem Schlag gegen das Becken im vergangenen Europa League-Spiel frühzeitig ausgewechselt werden. Patrick Baier, der für Streich stellvertretend an der Seitenlinie übernahm, blickt ungewiss auf einen Einsatz am Sonntag: „Es gibt noch keine genaue Diagnose, wie schwerwiegend die Verletzung ist. Wir werden sehen“, betont der Co-Trainer. Im Falle eines Ausfalls bieten die Freiburger Angriffsreihen jedoch genug Alternativen. Neun der zwölf Bundesliga-Treffer erzielten Neuzugänge des Sport-Clubs. Einer davon ist Daniel-Kofi Kyereh, der sich erstmals in der vergangenen Woche beim 2:1-Sieg gegen Mainz 05 unter den bislang fünf Freiburger Torschützen einreihte. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entwicklung. Das war, was ich mir vorgenommen habe: mehr Spielzeit zu bekommen. Ich bin froh und dankbar, dass mir die Chance gegeben wird“, ordnet der Offensivspieler seinen bisherigen Saisonverlauf ein.

Die Schnittstellen: In Marc Kempf und Vladimír Darida treffen gleich zwei Blau-Weiße am Sonntag auf ihren alten Arbeitgeber. Letzterer trug von 2013 bis 2015 den Greifenkopf auf der Brust und stand dabei in 61 Partien auf dem Rasen, bevor er den Breisgau für einen Wechsel in unsere Hauptstadt verließ. Seine Zeit bei den Süddeutschen überschnitt sich um ein Jahr mit der unserer Nummer 20. Unser Innenverteidiger stand zwischen 2014 und 2018 immerhin vier Jahre im Dienst des Sport-Clubs und folgte unserem Mittelfeldakteur über eine Zwischenstation beim VfB Stuttgart im vergangenen Januar in Richtung Spreeathen. Auch deshalb ist das kommende Aufeinandertreffen für ihn etwas Besonderes: „Es ist immer schön, auf seine alten Weggefährten zu treffen. Ich hatte in Freiburg eine gute Zeit mit tollen Leuten. Mein Fokus liegt aber voll und ganz auf Hertha – und wir wollen die drei Punkte in Berlin behalten”, betont Kempf vor der Begegnung. Neben unseren Profis, machte auch ein Veantwortlicher in der Schwarzwaldmetropole Halt. Dirk Dufner war von Mai 2007 bis April 2013 als Sportdirektor beim SCF tätig. Inzwischen arbeitet der 54-Jährige als Direktor Kadermanagement bei unseren Blau-Weißen.

Unsere Herthaner jubeln nach einem Treffer gegen Freiburg.
Unsere Jungs jubeln nach dem Treffer gegen den SCF.

Die besonderen Duelle: Der jüngste Heimerfolg unserer Berliner gegen die Freiburger liegt rund anderthalb Jahre zurück. Im Mai 2021 gelang damals ein wichtiger Befreiungsschlag im Kampf gegen den Abstieg. Mit einem deutlichen 3:0-Erfolg legten unsere Spreeathener den Grundstein für den späteren Klassenerhalt. Von den damaligen Torschützen steht aktuell nur noch Peter Pekarík im Dienst unserer Alten Dame. Doch auch den ehemaligen Breisgauer Alexander Schwolow, der zurzeit von unserer Alten Dame an Schalke 04 verliehen ist, erfüllt die vergangene Partie ganz sicher nach wie vor mit Zufriedenheit. „Wir haben uns als Mannschaft präsentiert - und das war der Schlüssel! Ich freue mich sehr, denn das war ein ganz wichtiger Schritt für den Klassenerhalt“, gab der Torwart damals nach Schlusspfiff zu Protokoll.

Die Meinung über unsere Elf: Nationalspieler Matthias Ginter, der vor seinem 300. Einsatz in der Bundesliga steht, blickt der Aufgabe im Olympiastadion mit großem Respekt entgegen. „Hertha hat wahnsinnig viel Qualität, es wird kein einfaches Spiel. Wir müssen uns jetzt gut erholen, gut regenerieren und dann fahren wir mit voller Kraft nach Berlin“, so der Innenverteidiger. Aus Sicht des 28-Jährigen überwiegt in Bezug auf die Freiburger Doppelbelastung eindeutig das Positive: „Wir dürfen alle drei, vier Tage spielen. Wir genießen das zurzeit und sind froh, so einen Start hingelegt zu haben.“ Das hohe Pensum muss aber nicht bedeuten, dass die Breisgauer das Duell mit unseren Blau-Weißen mit einer stark veränderten Elf angehen. „Über die Aufstellung haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Die Energie ist schon da, aber es kann sein, dass wir auf der ein oder anderen Position etwas verändern“, verrät Co-Trainer Baier.

von Noelle Feuer