André Breitenreiter (links) klatscht mit Oliver Baumann ab.
Profis | 1. Oktober 2022, 11:44 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Hoffenheim

Seit 14 Jahren ist die TSG Hoffenheim nun ununterbrochen Teil der Bundesliga. In ihrer Premierensaison legten die Kraichgauer einen noch immer unvergessenen Start hin, der am Ende der Hinrunde sogar in der Herbstmeisterschaft mündete. Nach sieben Spieltagen standen beim damaligen Aufsteiger bereits vier Dreier zu Buche – so viele wie aktuell auch. Bestwert für den Club aus Baden-Württemberg! Und das trotz eines beachtlichen personellen Umbruchs im Sommer. Mit David Raum, Florian Grillitsch und Stefan Posch verließen den Tabellenneunten der Vorsaison gleich mehrere Leistungsträger, außerdem nahm André Breitenreiter die Position von Sebastian Hoeneß an der Seitenlinie ein. Dennoch gab Alexander Rosen sogleich eine deutliche Botschaft aus: „Wir wollen eine neue Energie entfachen“, so der Direktor Profifußball bei der TSG. Dies ist dem Team, mit dem es unsere Alte Dame am Sonntag (02.10.22, 15:30 Uhr, hier Tickets bestellen) zu tun bekommt, bislang durchaus gelungen. Vor dem anstehenden Duell nimmt herthabsc.com die Breitenreiter-Elf genauer unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Mit vier Siegen, einem Remis sowie zwei Niederlagen reiht sich Hoffenheim derzeit auf dem vierten Platz im Gesamtranking der Bundesliga ein. Sowohl in der Offensive als auch in der Defensive bestechen Andrej Kramarić und Co. durch Stabilität, was zwölf eigene Treffer sowie sieben Gegentore belegen. Einher geht diese positive Entwicklung mit einer beeindruckenden Kontinuität: An den zurückliegenden vier Spieltagen hat Chefcoach Breitenreiter lediglich zwei Änderungen an seiner Anfangsformation vorgenommen – weniger als jeder andere Übungsleiter der Beletage Deutschlands in diesem Zeitraum. „Die Mannschaft agiert als Einheit auf dem Platz und zeigt viel Herz auf dem Rasen. Nur so kann es funktionieren“, zeigt sich der Übungsleiter, der am Sonntag seinen 49. Geburtstag feiert, zufrieden. Darüber hinaus hebt der Ex-Profi das Abwehrverhalten seiner Akteure hervor: „Die Defensivarbeit beginnt bereits bei unseren Stürmern. Wir lassen sehr wenige Großchancen zu. Das ist ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zur vergangenen Saison“, so Breitenreiter.

[>]
Die Mannschaft agiert als Einheit auf dem Platz und zeigt viel Herz auf dem Rasen.
[<]

-André Breitenreiter

Die Hoffenheimer im Fokus: Ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein aus Freiburg lief Oliver Baumann beim jüngsten Pflichtspiel der TSG zum 400. Mal in der Bundesliga auf. Mehr Einsätze können unter den noch aktiven Profis im deutschen Oberhaus lediglich Thomas Müller und Manuel Neuer vorweisen. „Er ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Er hat sich null Komma null verändert – trotz seiner großen Erfolge. Er ist ein super Torwart, aber noch wichtiger ist, dass er so ein toller Mensch ist“, sagte Christian Streich, Trainer der Breisgauer, über seinen ehemaligen Schützling nach dessen Jubiläum. Der 32-Jährige selbst freute sich hingegen über eine andere Tatsache genauso: „Auch die 100. Partie zu Null ist sehr schön“, so Baumann nach dem torlosen Unentschieden. Während der Keeper zuletzt bei der DFB-Auswahl weilte, musste in Robert Skov ein weiterer formstarker Nationalspieler der Hoffenheimer während der Länderspielpause verletzungsbedingt pausieren. Inzwischen hat der Däne, der auf beiden Außenbahnen zum Einsatz kommen kann und sich nach einem schwierigen Vorjahr wieder einen Stammplatz erkämpft hat, seine Muskelblessur im Oberschenkel auskuriert. „Er knüpft nahtlos da an, wo er aufgehört hat“, verrät Breitenreiter nach der Rückkehr des 26-Jährigen ins Mannschafttraining. „Ob er direkt beginnt, habe ich noch nicht entschieden“, so der Übungsleiter weiter.

Die Schnittstellen: Von Juli 2009 bis Januar 2013 stürmte Davie Selke für den Nachwuchs der TSG. „Ich denke gerne an viele schöne Dinge zurück, die ich damals erlebt habe“, erinnert sich der Angreifer, der darüber hinaus auch noch mit einigen Mitspielern aus seiner Hoffenheimer Zeit in Kontakt steht: „Hervorheben muss ich Niki Süle. Wir sind Freunde geworden. Geografisch haben wir immer an sehr unterschiedlichen Orten gelebt, wir freuen uns aber immer, wenn wir uns sehen“, so unsere Nummer 7. Als Teenager hatte der 27-Jährige in Sinsheim zudem auch mit einem gewissen Vedad Ibišević zu tun. „Wenn ich überlege, dass ich Vedo die Bälle als Balljunge zugeworfen habe und mich dann später mit ihm auf dem Platz duelliert habe, macht mich das demütig und stolz“, so der gebürtige Schorndorfer, der inzwischen auf 194 Bundesligaspiele zurückblicken kann. Ibišević stand zwischen Juli 2007 und Januar 2012 bei der TSG unter Vertrag. Mittlerweile arbeitet der Bosnier, der zudem 160 Mal das Trikot mit der Fahne auf der Brust trug, als Co-Trainer bei unserem Hauptstadtclub. Den umgekehrten Weg legte Landsmann Sejad Salihović ein. Der frühere Mittelfeldspieler war sowohl für unsere Berliner als auch für die Hoffenheimer am Ball und ist nun für den UEFA Champions League-Teilnehmer von 2018 als Repräsentant tätig.

Lucas Tousart spielt einen Pass, während er von zwei Hoffenheimer Gegenspielern umringt wird.

Die besonderen Duelle: Noch ganz frisch sind die Erinnerungen an den 3:0-Erfolg unserer Blau-Weißen im März dieses Jahres. Dabei bescherten Marvin Plattenhardt sowie Kollegen ihrem neuen Trainerteam um Felix Magath und Mark Fotheringham einen Einstandssieg. Drei Standardsituationen legten den Grundstein für den Dreier. „Es hat sich vieles verändert. Ich glaube, man hat gesehen, dass wir sehr viel gearbeitet haben und da sind. Dafür haben wir uns in diesem Spiel gemeinsam belohnt“, erklärte Linus Gechter damals. Wesentlich ausgeglichener ging es derweil im Jahr 2018 zu, als sich beide Vereine mit einem 3:3-Remis trennten. Erst wenige Minuten vor dem Abpfiff sorgte Valentino Lazaro mit einem Kunstschuss für den umjubelten Ausgleich unserer Spreeathener.

Die Meinung über unsere Elf: Der Respekt vor unseren Jungs ist groß. „Hertha ist ein Team, das sich neu aufgestellt hat. Die Berliner spielen sehr intensiv und lauern immer wieder auf Ballverluste des Gegners, um schnell umzuschalten. Bei Kontersituationen stellen sie aktuell die beste Mannschaft der Liga dar. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, schildert André Breitenreiter seine Beobachtungen von den vergangenen Auftritten unserer Blau-Weißen. Der Fußballlehrer hat zeitgleich auch schon einen Plan parat, wie seine Elf ein möglichst erfolgreiches Abschneiden gelingen kann. „Wir dürfen nicht passiv agieren und wollen unser Positionsspiel aufziehen, um weiterhin variabel zu sein. Dann werden wir uns auch genügend Torchancen herausspielen“, erklärt der gebürtige Langehagener.

von Erik Schmidt