Leonardo Bittencourt im Trikot von Werder Bremen.
Profis | 27. Oktober 2022, 16:50 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Bremen

Eine Achterbahn der Gefühle haben zuletzt alle erlebt, die es mit dem SV Werder Bremen halten. Der Aufsteiger, der nach neun Spieltagen und einigen sportlichen Ausrufezeichen von Tabellenrang 5 grüßte, musste sich in einer englischen Woche gegen Mainz sowie im DFB-Pokal in Paderborn und beim SC Freiburg drei Mal in Folge geschlagen geben. Auf Kurs Klassenerhalt ist der Traditionsclub bisher dennoch, dementsprechend gelassen registriert man die Ergebnisse an der Weser. „Ich kann das gut ausblenden und ich habe das Gefühl, dass es der Mannschaft auch gut gelingt. Die Abstände sind aktuell sehr eng und verändern sich jeden Spieltag“, strahlt Trainer Ole Werner vor dem Kräftemesssen mit unseren Berlinern demonstrativ Ruhe aus. Im Vorfeld des Flutlichtduells am Freitag (28.10.22, 20:30 Uhr) nimmt herthabsc.com unsere Gastgeber in der Gegnervorschau noch einmal unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Im Pokal war für den SVW wie eingangs erwähnt in der 2. Hauptrunde Endstation: Der SC Paderborn warf die Werderaner durch ein 7:6 im Elfmeterschießen (2:2 n.V.) aus dem Wettbewerb, in dem auch unsere Blau-Weißen bereits die Segel streichen mussten. Das Bundesliga-Tableau führt die Grün-Weißen nach elf absolvierten Spieltagen auf dem dazu passenden Tabellenrang. 15 Punkte sammelte die Werner-Elf bereits im deutsche Oberhaus – beeindruckende elf davon auswärts. Nun soll eine Reaktion auf die drei jüngsten Pflichtspiel-Niederlagen erfolgen und das Konto auch im heimischen WESERSTADION aufgestockt werden. „Die vergangene Woche war nicht das, was wir zeigen wollen, aber das wird uns nicht umhauen. Es ist immer unser Ziel nach dem Bestmöglichen zu streben und dafür arbeiten wir“, verdeutlicht Leonardo Bittencourt. „Wir brauchen Geduld und wussten, dass es auch mal schwer werden kann. Am Freitag wollen wir mit einem Sieg wieder in die Spur finden“, betont der Bremer.

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Wir brauchen Geduld und wussten, dass es auch mal schwer werden kann. Am Freitag wollen wir mit einem Sieg wieder in die Spur finden!
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-Leonardo Bittencourt

Die Bremer im Fokus: Klar, das starke Bremer Offensivduo aus Niclas Füllkrug (bester Torschütze) und Marvin Ducksch (bester Vorlagengeber) ragt aus dem Team des Traditionsclubs heraus. Doch die Werner-Elf lebt auch von ihrer großen Geschlossenheit – und Spielern wie dem bereits genannten Bittencourt. Der 28-Jährige hat sich seit seinem Wechsel im Sommer 2019 beim vierfachen deutschen Meister zum Leistungsträger und Führungsspieler entwickelt. In der vergangenen Saison lief der gebürtige Leipziger sogar phasenweise als Kapitän auf, folgerichtig verlängerte der Mittelfeldmann nun seinen Vertrag an der Weser. „Meine Familie und ich haben uns vom ersten Moment bei Werder und in Bremen wohl gefühlt. Sportlich passt hier alles. Daher freue ich mich jetzt einfach auf alles, was mit Werder vor mir liegt“, schaut Bittencourt optimistisch in die gemeinsame Zukunft.

Die Schnittstellen: Gradwanderer zwischen Grün-Weiß und Blau-Weiß gibt es auf beiden Seiten. Niklas Stark (2015 bis 2022) verschlug es nach sieben Spielzeiten mit der Fahne auf der Brust in diesem Sommer in den Norden. Nachdem er im Auswärtsspiel in Freiburg (0:2) wegen einer Fußprellung passen musste, drängt der 27-Jährige gegen unsere Alte Dame zurück in die Startelf – in die er sich erst hineinarbeiten musste. „Das Spiel in Bremen ist anders als in Berlin. Es hat ein bisschen gebraucht, bis ich alles adaptiert hatte“, berichtet unsere ehemalige Nummer 5, die bis zur langen Winterpause klare Ambitionen mit dem neuen Arbeitgeber hat. „Wir müssen weitermachen und alles mitnehmen, was wir kriegen können. Das große Ziel bleibt der Klassenerhalt.“ In Mitchell Weiser (2015 bis 2017) steht darüber hinaus ein weiterer ehemaliger Herthaner im aktuellen Bremer Aufgebot, während bei unserem Team Davie Selke (2013 bis 2015 & 2020 bis 2021) auf seinen ehemaligen Club trifft. Zudem kennen sich Jiri Pavlenka und Vladimír Darida von gemeinsamen Auftritten in der tschechischen Nationalelf.

Yıldıray Baştürk zieht Bremens Naldo davon.
Yıldıray Baştürk & Co. revanchierten sich im März 2006 mit einem 3:0 für die Niederlage im Hinspiel.

Die besonderen Duelle: Im März 2006 bejubelten unsere Berliner einen glatten 3:0-Erfolg im Bremer Stadion. Prince Boateng eröffnete seinerzeit den Torreigen, Marcelinho und Yıldıray Baştürk gelangen die weiteren Treffer. Anschließend musste unsere Alte Dame über 14 Jahre auf einen weiteren Dreier beim Bundesliga-Gründungsmitglied warten – bis zum jüngsten Auftritt in der Hansestadt im September 2020: In jener Auswärtspartie fegten unsere Hauptstädter die Werderaner dann gleich mit 4:1 vom Platz. Neben Matheus Cunha und Jhon Córdoba netzte ebenso Peter Pekarík beim damaligen Saisonauftakt ein. „Es ist schön, dass ich getroffen habe und ich bin froh, dass ich meiner Mannschaft helfen konnte. Aber das Wichtigste ist der Sieg”, ordnete unser langjähriger Verteidiger die eigene Leistung seinerzeit ein. Und noch ein weiterer Herthaner tauchte damals in die Torschützenliste auf – Dodi Lukébakio. Unsere Nummer 14 könnte auch am Freitag ein wichtiger Faktor im Angriffsspiel unserer Berliner an der Weser werden.

Die Meinung über unsere Elf: Der Respekt vor diesem ist Werder-Coach Werner im Vorfeld anzumerken. „Wir wissen, welche Stärken auf uns zukommen und dass Hertha vorne eine hohe Geschwindigkeit aufweist. Es ist aber auch eine Mannschaft, die sehr gut verteidigt“, lobt der Übungsleiter ebenso die Verteidigungsarbeit unserer Spreeathener. Rückschlüsse aus vergangenen Kräftemessen oder aus Rücksprachen mit Ex-Herthaner Stark zu ziehen, hält der Fußballlehrer dabei nicht für zielführend. „Die Mannschaft hat nicht mehr so viel mit der Mannschaft vom letzten Jahr zu tun. Es gab viele personelle Veränderungen“, unterstreicht Werner.

von Konstantin Keller