Emilio Eichler während eines Spiels in Aktion.
Teams | 12. Oktober 2022, 14:07 Uhr

„Ich nehme viel mit"

Während unsere Profis vor der Winterpause in der Bundesliga bis Mitte November noch sechs Mal antreten müssen, ist die Saison unserer Blindenfußballer bereits beendet. Den abschließenden Höhepunkt bildete der 9. Sächsische Blindenfußball Cup. In Leipzig natürlich mit von der Partie: Emilio Eichler. Trotz seiner gerade einmal 15 Jahre ist der gebürtige Berliner bereits ein wichtiger Anker im Team unserer Spreeathener. Der gelernte Offensivakteur, der jedoch auch in der Abwehr agieren kann, absolvierte seine zweite Spielzeit in Blau-Weiß und erspielte sich dabei einen Stammplatz. „Ich nehme viel mit und alle Tipps an, die ich bekommen kann. Zukünftig möchten wir gemeinsam unbedingt noch mehr erreichen!“, verrät der Schüler, der mit herthabsc.com außerdem über seine Entwicklung, die Ziele mit unserer Alten Dame und sein Nationalmannschaftsdebüt spricht. 

herthabsc.com: Emilio, ihr seid in der Bundesliga – wie schon in der Vorsaison – erneut auf dem fünften Tabellenplatz gelandet. Habt ihr eure Ziele damit dennoch erreicht? Wie fällt dein Fazit aus?
Eichler: Wir hatten uns schon etwas mehr erhofft. Ein oder zwei Ränge weiter oben – das war das Ziel. Dennoch haben wir unseren Punkteschnitt und die Tordifferenz verbessert. Da wir uns also in einigen Punkten steigern konnten, es an anderen Stellen aber noch hapert, verspüre ich gemischte Gefühle.

herthabsc.com: Du sprichst es an: Wo siehst du Verbesserungspotenzial für die nächste Spielzeit?
Eichler: Wir haben viele gute Spieler. Das Potenzial zur Weiterentwicklung unserer spielerischen Qualität ist also auf jeden Fall vorhanden. Luft nach oben gibt es immer. Das größte Problem stellt die Kommunikation dar. Da gibt es noch sehr viel zu lernen – sowohl auf als auch neben dem Platz. Deshalb heißt es: Trainieren, trainieren, trainieren.

herthabsc.com: Wann geht es für euch weiter? Wie sieht euer Trainingsalltag in den kommenden Wochen und Monaten aus?
Eichler: Bisher ist kein Starttermin bekannt, aber meist beginnt die neue Spielzeit im Mai, spätestens Anfang Juni. In der spielfreien Zeit haben wir zwei Mal pro Woche Training, nur während der Vorbereitung auch mal öfter. Der Trainingsalltag stellt viele meiner Teamkameraden allerdings vor Herausforderungen: Wir kommen aus dem gesamten Berliner Umkreis und arbeiten oder gehen zur Schule. Wenn man dann 60 bis 90 Minuten bis zum Trainingsplatz braucht, ist das natürlich schwierig.

herthabsc.com: Du hast nun bereits deine zweite Saison im blau-weißen Trikot absolviert. Wie schätzt du die Entwicklung der Mannschaft ein? Bist du zufrieden mit deinen persönlichen Fortschritten?
Eichler: Alles in allem sehr positiv – für unseren Trainer und unseren Guide ist es auch erst das zweite Jahr. Beide kommen immer mehr in den Job rein und ihre Kommunikation ist deutlich besser geworden. Das hilft und macht für uns vieles leichter. Auch die Trainingsbeteiligung hat sich trotz der eben bereits erwähnten Herausforderungen verbessert. Jeder von uns versucht, regelmäßig dabei zu sein. Für mich persönlich lief es auch gut. Ich stand fast immer in der Startelf, habe mich mehr in die Mannschaft eingebracht und meine Leistungskurve zeigen weiter nach oben.

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Wir haben Jungs in der Mannschaft die Mitte 20 und 1,90 Meter groß sind. Das schüchtert erst einmal ein und ich hatte Angst, mich nicht gegen sie durchsetzen zu können – inzwischen kenne ich da nichts mehr.
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-Emilio Eichler

herthabsc.com: Du bist der jüngste Herthaner im Team: eine Herausforderung oder eine Chance für dich?
Eichler: Klar war es am Anfang eine Herausforderung für mich. Wir haben Jungs in der Mannschaft die Mitte 20 und 1,90 Meter groß sind. Das schüchtert erst einmal ein und ich hatte Angst, mich nicht gegen sie durchsetzen zu können – inzwischen kenne ich da nichts mehr (schmunzelt). Die Chance, von den Erfahrenen zu lernen, überwiegt insgesamt deutlich. Ich nehme viel von ihnen mit und alle Tipps an, die ich bekommen kann.

herthabsc.com: In diesem Jahr wurdest du erstmals für die Nationalmannschaft nominiert und hast im September dein Länderspieldebüt gegeben. Was für ein Gefühl war das?
Eichler: Es war großartig und macht mich sehr stolz! Sein Land vertreten zu dürfen, erst recht in so jungem Alter, ist ein absolutes Privileg.

herthabsc.com: Was sind deine Erwartungen und Ziele für deine Karriere auf nationaler und internationaler Bühne?
Eichler: Bei der Nationalmannschaft herrscht im Vergleich zur Bundesliga noch einmal ein ganz anderes Leistungsniveau. Ich werde dort viel mitnehmen können und will mich langfristig in das Team integrieren. Mit Hertha möchte ich die Mannschaft in der nächsten Spielzeit auf einen höheren Tabellenplatz bringen. Wir sind zwei Mal Fünfter geworden, beim Sächsischen Fußballcup ebenso – wir haben ab jetzt genug von der Zahl Fünf (lacht). Zukünftig möchten wir gemeinsam unbedingt noch mehr erreichen!

von Noelle Feuer