Tyler Prince Dubinsky holt zum Schuss aus.
Akademie | 28. Oktober 2022, 15:15 Uhr

Pilotprojekt im Kinderfußball

Ihr wundert euch, warum unsere U9 und U10 nicht mehr regelmäßig auf unseren Grafiken und in unseren Texten auftauchen? Unsere beiden jüngsten Jahrgänge, die vergangene Saison noch in einem gemeinsamen Team antraten, sind in dieser Spielzeit wieder einzeln unterwegs und Teil eines spannenden Pilotprojekts des Berliner Fußball-Verbands (BFV). Statt des regulären Liga-Betriebs stehen für unsere Herthaner zwölf (U9) beziehungsweise elf (U10) Kinderfußballturniere an. Zur Saison 2024/25 führt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) diese verpflichtend ein, nun findet der erste Testlauf statt. Doch was wird mit diesem Projekt getestet und welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich? herthabsc.com hat sich mit Kleinfeldkoordinator und U13-Trainer Michael Dober ausgetauscht.

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Wir wollen, dass die Spieler aktiv gegen und mit dem Ball und lebhaft auf dem Platz sind. Das fördert auch die Käfigmentalität, die bei uns in Berlin so beliebt ist. Wer frech ist, kommt weiter.
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-Michael Dober

„Natürlich hätten wir auch regulär in der Liga mitspielen können, doch wir als Hertha BSC wollten diese Neuerung mitnehmen und ausprobieren“, beschreibt der 64-Jährige den Antrieb unserer Akademie und erklärt das Spielprinzip: „Vier Teams treten in einer Turnierform gegeneinander an. Das geschieht auf einem Kleinfeld, entweder auf vier Minitore ohne Torhüter oder auf zwei Jugendtore mit Keeper. Gerade die Minitore sind für die Ausbildung sehr hilfreich.“ Deshalb würden die Jungs unterschiedliche Spielsysteme ausprobieren und über insgesamt 60 Minuten in sechs Spielen (die Spielzeit pro Partie beträgt 10 Minuten) komplett gefordert sein, denn Pausen gibt es nicht. „Wir wollen, dass die Spieler aktiv gegen und mit dem Ball und lebhaft auf dem Platz sind. Das fördert auch die Käfigmentalität, die bei uns in Berlin so beliebt ist“, so Dober. „Noch sind unsere Teams etwas zu brav, aber das kommt mit der Zeit.“ Motto sei dabei: „Wer frech ist, kommt weiter.“

Unser U13-Trainer und Kleinfeldkoordinator, Michael Dober.
Unser U13-Trainer und Kleinfeldkoordinator, Michael Dober.

Außerdem sorgen Sonderregeln für mehr Chancengleichheit. „Wenn eine Mannschaft mit drei Toren Abstand führt, muss sie mit einem Spieler weniger weiterspielen. Aus diesem Grund gibt es deutlich weniger Kantersiege und unsere Schützlinge lernen, mit Unterzahlsituationen umzugehen.“ Darüber hinaus ist das Feld kleiner: Während der Platz normalerweise 40 bis 50 Meter lang ist, beträgt die festgelegte Länge für die Kinderturniere nur 35 Meter. „Dadurch hat jeder Spieler mehr Aktionen sowohl im Angriff als auch in der Defensive, sodass sich niemand verstecken kann“, erklärt Dober.

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Ergebnisse spielen in der Altersklasse nur eine zweitrangige Rolle, vordergründig geht es natürlich um die Entwicklung der Spieler.
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-Michael Dober

Ein weiterer großer Vorteil des neuen Systems sind die Möglichkeiten der Rotation. Dadurch, dass es in der U9 und U10 keine festen Torhüter gibt und sich die Jungs auf dieser Position abwechseln, ließe sich im regulären Liga-Betrieb nur einmal pro Woche rotieren. Durch das Turniersystem und mehrere Partien am Stück, können die Trainer die Spieler innerhalb von kürzester Zeit auf defensiven sowie offensiven Positionen testen und sich so ein aussagekräftigeres Bild von den individuellen Stärken ihrer Jungs machen. Gleichzeitig fällt unnötiger Druck auf die Nachwuchskicker weg. „In der Liga lesen die Jungs immer die Tabelle und haben zum Beispiel Druck, die Liga zu gewinnen. Dabei spielen die Ergebnisse in der Altersklasse nur eine zweitrangige Rolle. Vordergründig geht es natürlich um die Entwicklung der Spieler“, unterstreicht Dober – und genau dafür ist das Pilotprojekt im Kinderfußball ein optimales Turnierformat!

von Nicolaus Seiler