Jürgen Sundermann hält einen Ball in der Hand.
Club | 5. Oktober 2022, 17:49 Uhr

Hertha BSC trauert um Jürgen Sundermann

Unser Hauptstadtclub trauert um einen verdienten Herthaner. Jürgen Sundermann verstarb am Dienstag (04.10.22) im Alter von 82 Jahren. Der gebürtige Mühlheimer wirkte zwischen 1964 und 1966 als Spieler sowie von 1986 bis 1988 als Trainer bei unserer Alten Dame.

Jürgen Sundermann – Herthaner als Spieler & Trainer

Am 4. Mai 1964 vermelden die Berliner Gazetten die Einigung mit einem Spieler, der auch vom Ligarivalen Borussia Dortmund stark umworben ist. Es handelt sich um den 24-jährigen offensiven Außenläufer und einmaligen Nationalspieler Jürgen Sundermann, der nach Carl-Heinz Rühl als zweiter Spieler vom westdeutschen Regionalligisten SC Viktoria Köln 1904 vom Rhein an die Spree wechselt. In seiner ersten Saison bestreitet der gebürtige Mülheimer 29 von 30 Ligaspielen für die Spreeathener. Die Berliner sichern sich erneut am vorletzten Spieltag den sportlichen Klassenerhalt.

Nachdem der Deutsche Fußball-Bund die Blau-Weißen kurz darauf wegen der Zahlung von überhöhten Handgeldern bei der Verpflichtung von Neuerwerbungen in die Regionalliga zurückstuft, bleibt Sundermann bei Hertha BSC. In der Saison 1965/66 bestreitet er 26 Partien in der Regionalliga Berlin und erzielt dabei acht Tore. Mit 29 Siegen und nur einer Niederlage qualifiziert sich die Mannschaft für die Aufstiegsrunde zur Bundesliga. Als Tabellendritter hinter Fortuna Düsseldorf, dem FK Pirmasens und vor den Offenbacher Kickers bleibt den Berlinern jedoch der Aufstieg verwehrt, wechselt Sundermann nach zwei Spielzeiten im blau-weißen Trikot zur Saison 1966/67 zum Servette FC in die Schweiz.

Die Rückkehr nach Berlin

Knapp 20 Jahre später kehrt Sundermann nach Berlin zurück. Im April 1986 übernimmt er von Rudolf Gutendorf das Traineramt bei den Spreeathenern, als sich die Mannschaft vier Spieltage vor Ende der 2. Bundesliga in akuter Abstiegsnot befindet. Die Handschrift des neuen Trainers zeigt zunächst auch die gewünschte Wirkung, doch am 38. und letzten Spieltag unterliegt Sundermann mit seiner Mannschaft mit 0:2 bei Alemannia Aachen und muss nach 21 Jahren erneut den bitteren Gang in die Drittklassigkeit antreten, da sich der SC Freiburg zeitglich mit einem Heimsieg gegen SG Union Solingen den Verbleib in der 2. Bundesliga sichert.

Das Projekt „Wiederaufstieg“

In der Amateur-Oberliga Berlin 1986/87 setzt sich Jürgen Sundermann mit seiner neu formierten Mannschaft mit 24 Siegen & fünf Remis bei nur einer Niederlage souverän durch und qualifiziert für die Aufstiegsspiele zur 2. Bundesliga. Aufgrund einer 1:3-Niederlage gegen den BVL Remscheid scheitert die Rückkehr allerdings. Nach der Partie konstatiert der sichtlich mitgenommene Berliner Trainer: „Es ist ganz klar der bitterste Tag. Wir haben uns im Grunde innerhalb von zehn Minuten um den Lohn der Arbeit gebracht, die hier im ganzen Jahr gemacht worden ist.“

Auch im zweiten Anlauf erringt die Mannschaft die Meisterschaft in der Amateur-Oberliga Berlin und hat sich in der Aufstiegsrunde mit Eintracht Braunschweig, MSV Duisburg, Preußen Münster und VfL Wolfsburg auseinanderzusetzen. Am letzten Spieltag führt die Reise nach Münster, wo die Berliner aufgrund der Spielausgänge der anderen Partien unbedingt gewinnen müssen, um den Aufstieg perfekt zu machen. Nach einer halben Stunde markiert Helmut Rombach die Pausenführung für die Gäste, bevor die Aufstiegsaussichten in der zweiten Spielhälfte durch ein Eigentor kurzzeitig getrübt werden. Aber nur 180 Sekunden später wendet sich das Blatt endgültig zum Guten. Zwei weitere Tore von Helmut Rombach sowie ein Treffer von Thorsten Gowitzke stellen für Hertha BSC das verdiente 4:1 und die damit verbundene Rückkehr in den bezahlten Fußball sicher. Der anschließende Jubel der zahlreich mitgereisten blau-weißen Anhänger unter den 4.500 Zuschauern im Preußen-Stadion und der vielen Hertha-Freunde bei der Ankunft am Flughafen Tegel um Trainer Jürgen Sundermann und seine Mannschaft kennt keine Grenzen.

Zweimal Herthaner – immer Herthaner

Die tiefe Verbundenheit von Jürgen Sundermann zu Hertha BSC spiegelt sich in einem Interview mit dem Fußball-Kurier im Sommer 1988 wider: „Hertha ist für mich das Schönste überhaupt. Es gibt keinen anderen Verein, mit dem ich mich so verbunden fühle wie mit Hertha BSC. Als Spieler habe ich den Verein kennengelernt und weiß seitdem auch, was Hertha den Fans im Osten bedeutet.“

Nicht zuletzt deswegen bleiben die Verdienste von Jürgen Sundermann als Spieler sowie Trainer für immer und auch über seinen Tod hinaus ein ganz besonderer Bestandteil der Historie von Hertha BSC.

von Hertha BSC, Frank Schurmann