Thomas Herrich, Kay Bernstein und Fredi Bobic auf dem Podium der Mitgliederversammlung.
Club | 13. November 2022, 17:17 Uhr

"Ein Wir-Gefühl geschaffen"

Nach dem gelungenen Jahresabschluss gegen Köln trafen sich unsere Mitglieder am Sonntag in der Messe Berlin. Um 11:04 Uhr – aufgrund des großen Andrangs etwas verzögert – eröffnete Kay Bernstein in Halle 22 die blau-weiße Versammlung (Liveticker zum Nachlesen). „Wir sind alle Herthanerinnen und Herthaner - ich wünsche mir, dass wir hier so miteinander umgehen und auch andere Meinungen akzeptieren. Am Ende wollen wir alle nur das Beste für unseren Verein!" läutete unser Präsident die Zusammenkunft ein. Bevor Veranstaltungsleiter Dr. Dirk Lentfer die Tagesordnung vorstellte, wurde Sandro Schwarz mit lautem Applaus auf der Bühne begrüßt. „Zu sehen, wie fleißig alle im Verein arbeiten – das ist einzigartig, und dafür ein großes Dankeschön an alle für die Energie, die ihr uns gebt“, richtete sich unser Cheftrainer direkt an die Fans und erklärte mit Blick auf seine Schützlinge. „Wichtig ist, dass die Jungs mit dem Herz dabei sind, alles rausfeuern und unter ihren Fehlern auch leiden und es dann besser machen wollen – diese Gruppe lebt, das spüren und erleben wir jeden Tag!“

Nach dem Gedenken an die verstorbenen Herthanerinnen und Herthaner folgte die Ehrung verdienter und langjähriger Mitglieder – u.a. gab es die goldene Leistungsnadel für die Fußballer aus der Ü32 und die Ü40 sowie Auszeichnungen für Präsidiumsmitglied Hans-Joachim Bläsing, Aufsichtsratsmitglied Dr. Torsten-Jörn Klein und Fahnenträger Axel Kruse für 25 aktive Jahre im Verein. Manfred ‚Manne‘ Sangel erhielt eine Urkunde für 40 Jahre Mitgliedschaft, die goldene Ehrennadel mit Brillant bekam Bernd Schiphorst, Vorsitzender der Hertha BSC Stiftung.

Bildergalerie: Die Mitgliederversammlung in Bildern

Positive Mitgliederentwicklung - "Wir-Gefühl" wächst

Danach diskutierten unsere Mitglieder – rund 1.550 waren anwesend – einen Abwahlantrag gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Brüggemann. Das Ergebnis: Der Antrag auf Abberufung, bei dem 75 Prozent Zustimmung nötig gewesen wären, erreichte nicht die erforderliche Mehrheit bei unseren Mitgliedern (zum Nachlesen). Weiter ging es mit Vize-Präsident Fabian Drescher, der über künftige Aufgaben, Herausforderungen und Projekte unseres Präsidiums sowie die Gewinn- und Verlustrechnung des e.V. sprach. Außerdem verkündete er, dass unser Hauptstadtclub inzwischen 44.211 Mitglieder zählt. Anschließend übernahm Bernstein wieder und zog nach 140 Tagen im Amt ein Resümee – auch mit Blick auf die Kernziele des Gremiums. „Ich möchte mich bei allen Kolleginnen und Kollegen bedanken, die mich überall mit offenen Armen empfangen und für ein Miteinander gesorgt haben“, schilderte der 42-Jährige, der positiv festhielt: „Dieses Miteinander, dieses Wir-Gefühl herzustellen, das war wichtig – und das haben wir bravourös gemeinsam geschafft! Unser Verein ist jetzt nahbarer, demütiger und in der Zusammenarbeit mit seinen Gremien herrscht ein ganz anderes Miteinander.“ Weitere Themen seines Vortrags: Stadionneubau, Vereinsprofil und die sportliche Stabilisierung.

Digital hatte Ingo Zergiebel das Wort für den Revisionausschuss und sprach sich im Namen des Gremiums für eine Entlastung des Aufsichtsrates und des Präsidiums aus, dem sich unsere Anhängerinnen und Anhänger anschlossen. In der anknüpfenden Aussprache ging es u.a. um den Blindenfußball und das Schutzkonzept „Wo ist Lotte?“ im Olympiastadion. 

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Dieses Miteinander, dieses Wir-Gefühl herzustellen, das war wichtig – und das haben wir bravourös gemeinsam geschafft! Unser Verein ist jetzt nahbarer, demütiger und in der Zusammenarbeit mit seinen Gremien herrscht ein ganz anderes Miteinander.
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-Kay Bernstein

Konsolidierung angestrebt, Verbindlichkeiten reduziert

Unter Tagespunkt 12 trat unsere Geschäftsleitung auf die Bühne. Unser kaufmännischer Geschäftsführer Thomas E. Herrich stellte die finanzielle Situation unseres Vereins vor. In der Gewinn- und Verlustrechnung stehen 146,6 Millionen Euro an Einnahmen 226,3 Millionen an Aufwendungen gegenüber. Bei den Einnahmen bilden die Erträge aus TV/Hörfunk (54,6 Millionen Euro), Transfererlösen (46,8 Millionen Euro) sowie Werbung & Handel (28,9 Millionen Euro) die größten Posten. Auf der Gegenseite sind vor allem die Personalkosten (Lizenzspielermannschaft, Fußball-Akademie, Verwaltung) mit 97,7 Millionen Euro sowie die Abschreibungen und Restbuchwerte mit 64,6 Millionen maßgeblich.

In der Bilanz steht unter dem Strich somit ein „erhebliches negatives Betriebsergebnis“ von 79,8 Millionen Euro. „Das Resultat verdeutlicht die herausfordernde Situation für uns als Verein. Wir müssen uns umfangreich wirtschaftlich konsolidieren – das geht nur gemeinsam! Wir müssen die Kosten reduzieren und ein geschärftes Kostenbewusstsein leben“, unterstrich Herrich, worauf es nun ankommt. Darüber hinaus geht der Blick auch auf „weitere Ertragspotenziale wie Steigerung von Erlösen im Bereich Werbung und Hospitality sowie Transfererlösen. Ebenso bedeutet jede verbesserte Tabellenposition eine Steigerung der Erlöse im Bereich TV-Einnahmen.“ Anschließend konkretisierte der 58-Jährige seine Ausführungen mit einem zeitlichen Korridor. „In den kommenden zwei bis drei Spielzeiten müssen wir uns substitutionell steigern. Mit Blick auf das durch das Jahresergebnis verringerte Eigenkapital arbeiten wir konzentriert an entsprechenden Maßnahmen, um unser Betriebsergebnis zu verbessern. Im kommenden Jahr wollen wir das negative Ergebnis deutlich reduzieren!“

Unser Geschäftsführer verkündete, dass unser Verein die Verbindlichkeiten im zurückliegenden Geschäftsjahr von 99,6 Millionen Euro um 18,8 Millionen Euro auf 80,8 Millionen Euro reduzieren konnte. „Wir müssen den Gürtel enger schnallen und fahren dabei einen klaren Kurs. Dennoch schüren wir keine Angst, sondern schärfen vielmehr unsere Sinne und müssen uns bewusst sein, wo wir stehen!“, schloss Herrich seine Ausführungen.

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Wir müssen den Gürtel enger schnallen und fahren dabei einen klaren Kurs. Dennoch schüren wir keine Angst, sondern schärfen vielmehr unsere Sinne und müssen uns bewusst sein, wo wir stehen!
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-Thomas E. Herrich

Prozess angeschoben - willige Mannschaft

Die Lage im sportlichen Bereich ordnete Fredi Bobic ein. „Jeder kann sehen, dass sich etwas zum Positiven verändert, dass sich eine gute Haltung durch den Verein zieht“, sagte unser Geschäftsführer. „Die Ruhe, mit klarer Strategie eine Mannschaft aufbauen zu können – das hat uns seit Sommer gutgetan. Das ganze Team im Sport ist nun besser eingespielt, wir haben ein gutes, strukturiertes Arbeitsklima. Unser Ziel ist es, Mentalitätsspieler zu bekommen, auch, weil die ganz große Qualität zu teuer für uns ist.“ Dennoch müssen unsere Herthaner noch einige Schritte machen. „Das ist ein Prozess, der Zeit benötigt und bei dem nicht immer alles auf Anhieb klappt. Aber: Jeder spürt, dass diese Mannschaft gewillt ist, alles rauszuhauen“, so Bobic weiter (zum Nachlesen). 

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Das ist ein Prozess, der Zeit benötigt und bei dem nicht immer alles auf Anhieb klappt. Aber: Alle spüren, dass diese Mannschaft gewillt ist, alles rauszuhauen!
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-Fredi Bobic

In der Aussprache stellte sich unsere Geschäftsführung den Fragen, Anmerkungen und Ausführungen der Fans. Dabei ging es um sportliche und vereinspolitische Themen der Gegenwart und Zukunft. Unter dem Tagespunkt 15 stellten Vereinsmitglieder ihre Anträge vor. Im Zentrum: Eine Stellungnahme zur Weltmeisterschaft in Katar, Satzungsfragen und Frauenfußball (zum Nachlesen). Der 16. und letzte Tagesordnungspunkt hieß Verschiedenes - nachdem die Anwesenden hier keine Wortmeldungen mehr hatten, endete die ordentliche Mitgliederversammlung nach mehr als sechs Stunden. 

von Hertha BSC