
Kiek ma, wer da kommt: Köln
Der Abend besaß Potenzial, um ein ganz besonderer zu werden. Doch daraus wurde nichts. Im Duell zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen erzielte Benno Schmitz am vergangenen Mittwoch nach einer halben Stunde die Führung für die Geißböcke. Der 27-Jährige feierte dabei seine Torpremiere in der Bundesliga – und das auch noch im 100. Pflichtspieleinsatz für die Domstädter. Am Ende setzte es allerdings dennoch eine 1:2-Niederlage, die sinnbildlich für die aktuelle Situation beim kommenden Kontrahenten unserer Herthaner steht. „Es überwiegt leider der Schmerz. Jeder von uns muss jetzt den Kopf hochnehmen. Wir haben ein gutes Spiel gemacht und müssen die Power mit nach Berlin nehmen“, resümierte der Rechtsverteidiger. Vor dem Kräftemessen im Olympiastadion am Samstag (12.11.22, 15:30 Uhr, hier Tickets buchen) wirft herthabsc.com einen genauen Blick auf die Lage beim Traditionsverein.
Die sportliche Situation: Die Stimmung beim vierfachen DFB-Pokalsieger ist aufgrund einer bislang sehr ordentlichen Saison grundsätzlich positiv. Jedoch blieben in den zurückliegenden Wochen die Resultate aus. Während die Rheinländer in der Gruppenphase der UEFA Europa Conference League trotz der acht Zähler das Aus ereilte, warten sie im deutschen Oberhaus seit Mitte Oktober auf einen Sieg. Neben der Doppelbelastung macht dem FC auch Verletzungspech zu schaffen. So fallen Sebastian Andersson, Florian Dietz, Mark Uth und Dejan Ljubičić längerfristig aus. Hinzu kommen immer wieder kleinere Blessuren wie nun bei Schmitz, der gegen Leverkusen angeschlagen ausgewechselt werden musste. „Es geht bei uns nicht darum, ob der Akku leer ist. Es geht darum, dass wir Leute ersetzen müssen, die nicht zu ersetzen sind. Im Moment kriegen wir keine Kontinuität rein“, erklärt Steffen Baumgart. Von Thomas Kessler bekam die Elf des Kölner Cheftrainers nach ihrem jüngsten Auftritt dennoch Lob. „Was wir von der Mannschaft eingefordert haben, hat sie auf den Platz gebracht. Die Jungs haben alles gegeben. Wir haben durch zwei dumme Aktionen das Spiel aus der Hand gegeben. Jetzt haben wir am Wochenende eine sehr wichtige Partie. Vor der Winterpause wollen wir auf die 20 Punkte kommen“, so der Leiter des Lizenzbereiches. Mit 17 Zählern rangieren die Westdeutschen derzeit auf dem zwölften Rang der Tabelle.
[>]Es geht bei uns nicht darum, ob der Akku leer ist. Es geht darum, dass wir Leute ersetzen müssen, die nicht zu ersetzen sind.[<]
Die Kölner im Fokus: Die Entdeckung des dreifachen deutschen Meisters in der laufenden Spielzeit heißt Denis Huseinbašić. Der 21-Jährige wechselte im vergangenen Sommer aus der Regionalliga von Kickers Offenbach in die Karnevalshochburg und wurde im Oktober sogar zum FC-Spieler des Monats gekürt. Der zentrale Mittelfeldspieler kam unter Baumgart wettbewerbsübergreifend bereits 13 Mal zum Zuge und brachte es dabei auf drei Treffer sowie zwei Vorlagen. „Es ist sehr positiv und schön zu sehen, dass so ein Junge, den niemand auf dem Schirm hatte, hier auf einmal auf höchstem Niveau mitspielen kann“, sagt Kölns Geschäftsführer Sport Christian Keller. Einen deutlichen Entwicklungsschritt seit Saisonstart sowie dem Abgang von Torjäger Anthony Modeste hat auch Florian Kainz gemacht. Der 30-jährige Österreicher ist mit fünf Treffern und vier Assists momentan der Topscorer der Geißböcke.
Die Schnittstellen: Zwischen 2016 und 2020 spielte Ondrej Duda an der Spree, ehe er sich gen Nordrhein-Westfalen verabschiedete. „Duda ist ein Spieler, der großes Risiko geht, der von seiner Körpersprache her nicht immer schnell und klar wirkt, aber sehr wichtig ist. Er ist einer, der Spiele entscheiden kann“, sagt Kölns Übungsleiter über den 27-jährigen Slowaken, der in dieser Saison noch auf sein erstes Tor in der Bundesliga wartet. Auf Seiten unserer Herthaner haben unterdessen Akademie-Leiter Pablo Thiam, Torwarttrainer Andreas Menger sowie U19-Assistenzcoach Oliver Schröder eine Profi-Vergangenheit am Dom.

Die besonderen Duelle: Erst kürzlich hat Davie Selke sein 200. Spiel im deutschen Oberhaus absolviert, für einen anderen Meilenstein sorgte er bereits vor mehr als viereinhalb Jahren. Im April 2018 erzielte der Angreifer beim 2:1-Sieg gegen den FC innerhalb von nur drei Minuten nämlich die Bundesliga-Heimtreffer 999 und 1.000 für unsere Alte Dame. „Ich bin Stürmer, ich will Tore machen und der Mannschaft helfen. Ich habe es gar nicht auf dem Schirm gehabt. Das ist ein sehr schöner Nebeneffekt für einen gelungenen Nachmittag“, gab der Matchwinner damals zu Protokoll. Ein weiterer ganz besonderer Moment der blau-weißen Historie ereignete sich bereits vor über 22 Jahren im Duell mit Köln. Im September 2000 traf Alex Alves, dessen Todestag sich am kommenden Montag (14.11.22) zum zehnten Mal jährt, beim 4:2-Erfolg unmittelbar nach dem Anstoß von der Mittellinie.
Die Meinung über unsere Elf: Dass bei unseren Spreeathenern eine Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag besteht, hat auch Baumgart beobachtet. „Die Berliner verlieren viele Spiele knapp, die auch zu ihren Gunsten hätten ausgehen können. Hertha ist von der Leistung her viel stabiler als im vergangenen Jahr. Nur spiegelt sich das noch nicht in den Punkten wider“, unterstreicht der Fußballlehrer. Aus diesem Grund dürften der Ex-Profi und seine Schützlinge auch vor unseren Jungs gewarnt sein. „Der Tabellenstand täuscht über die Leistung hinweg. Ich halte sie für deutlich stärker, gerade in der Defensive stehen sie sehr kompakt. Die Herthaner haben ein gutes Mittelfeld-Pressing, arbeiten ordentlich gegen den Ball und können ihre Gegner im Umschaltspiel in Schwierigkeiten bringen. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, analysiert der 50-Jährige, der von vier Aufeinandertreffen als Trainer mit unserem Hauptstadtclub bislang zwei gewann und ebenso viele verlor.