Claudia Rose und Pejman Darvish mit Kay Bernstein bei der Trikotübergabe.
Fans | 24. November 2022, 17:46 Uhr

Ein Abschied mit Neuanfang

Ende der 1980er Jahre war der Imbiss auf der Olympischen Brücke nicht der einzige rund um das Berliner Olympiastadion. Es gab viele Stände, an denen sich unsere blau-weißen Fans gestärkt haben. Doch nach und nach verschwanden fast alle. Übrig blieb die Bude von Claudia Rose. Bis jetzt: Das „Relikt aus vergangenen Tagen“, wie Kay Bernstein das braune Holzhäuschen bezeichnet, ist Anfang des Monats abgerissen worden. Die Besitzerin und ihr Team schlossen Ende Oktober nach 35 Jahren den Verschlag. Unser Präsident, der in seiner bisherigen Amtszeit gerne einen morgendlichen Stopp am Imbiss einlegte, muss also aktuell verzichten. „Dass Claudi und ihr Team aufgehört, ist sehr schade", erklärt er und gibt auch gleich einen Einblick in seine persönlichen Vorlieben der Berliner Spezialität: „Für mich ist eine Currywurst zum Frühstück die perfekte Nervennahrung für den herausfordernden Tag, vor allem wenn sie so perfekt zubereitet wird – mit Darm, ein bisschen scharf und mit einer leckeren Soße!“

[>]
Ich möchte allen danken, auch den Hertha-Fans. Von ihnen konnte ich mich durch die Corona-Pandemie nie richtig verabschieden. Ohne die Unterstützung hätte es meine Currywurst nicht gegeben.
[<]

-Claudia Rose

„Der Abschied tut weh"

In über drei Jahrzehnten war jedoch nicht nur unser Vereinsoberhaupt häufig zu Gast. Woche für Woche schauten auch zahlreiche Hertha-Fans vorbei. Dass die 74-Jährige diese Zeit nicht missen möchte, steht für sie außer Frage. „Die Interaktion mit den Kundinnen und Kunden war immer das Schönste für mich. Wir hatten hier Familien, die bereits in der dritten Generation zu uns gekommen sind“, erzählt das Urgestein. Der Hauptgrund für das Ausscheiden liegt in der strapaziösen Arbeit des Imbissalltags. „Zu Beginn waren wir jung, dynamisch und motiviert, aber man wird nicht jünger und mit der Zeit wurde es immer anstrengender und kräftezehrender“, präzisiert Rose. Eines bedauert sie allerdings besonders: „Ich möchte allen danken, auch den Hertha-Fans. Von ihnen konnte ich mich durch die Corona-Pandemie nie richtig verabschieden. Ohne die Unterstützung hätte es meine Currywurst nicht gegeben“, unterstreicht die ehemalige Besitzerin, die ihren Laden an Spieltagen zuletzt nicht mehr geöffnet hatte.

Bildergalerie: Bilder des Tages auf der Olympischen Brücke

Ein Kiez-Urgestein wagt den Neuanfang

Für die Herthanerinnen und Herthaner, die den Imbiss bei den Heimspielen unserer Spreeathener in den zurückliegenden Monaten vermisst haben, gibt es allerdings auch gute Neuigkeiten: Bald gibt es an Ort und Stelle wieder Essen und Trinken. Den Betrieb übernimmt Pejman Darvish. Aufgewachsen in Westend, leitet der 39-Jährige bereits einen Kiosk in der nahegelegenen Reichsstraße. Seit drei Jahren war er an der Übernahme interessiert – jetzt, wo alles in trockenen Tüchern ist, haben die Umbauarbeiten bereits begonnen. „Ich möchte einen Container inklusive einer kleinen Überraschung installieren und hoffentlich pünktlich zum Derby (Sa., 28.01.23, 15:30 Uhr; Rückrunden-Dauerkarte hier buchen; Anm. d. Red.) eröffnen“, erklärt der Berliner seine Planungen.

Da der Jugendtrainer der Wasserfreunde Spandau 04 ein blau-weißes Herz hat, ist sein größter Traum, einmal Prince Boateng die Delikatesse zu servieren. Dafür hat der Charlottenburger die Zubereitung der beliebten Curry-Sauce im Oktober bereits gewissenhaft von Rose gelernt. „Auch wenn sich äußerlich einige Dinge ändern werden, das Innere bleibt gleich – familiär, persönlich und kulinarisch“, verdeutlicht Darvish. Dass die Vorgängerin ihn dabei supporten wird, ist gewiss, aber in welcher Form steht noch in den Sternen. „Der Abschied tut mir weh. Ich brauche erstmal etwas Abstand, aber der junge Mann hat viel Elan – der macht das schon! Wir werden sehen, wann ich als Kundin zum Currywurstessen vorbeikomme." Für einen guten Start hofft der neue Besitzer jedoch nicht nur auf das Vertrauen und die Unterstützung der alten Inhaberin, sondern der gesamten Hertha-Familie.

Mit HerthaTV besuchte Kay Bernstein Claudia Rose an einem ihrer letzten Arbeitstage und verabschiedete sie gebührend. Auch Nachfolger Pejman Darvish schaute vorbei und verriet, dass es ab Januar 2023 wieder Currywurst und Pommes an Ort und Stelle geben wird. Schaut rein!

von Noelle Feuer