Sandro Schwarz spricht in einer Medienrunde.
Profis | 17. November 2022, 18:00 Uhr

„Unsere Identität spürt und sieht man!“

Leistungsdiagnostik am Mittwoch und Donnerstagvormittag, zwei konzentrierte Trainingseinheiten auf dem Schenckendorffplatz und im Anschluss Abfahrt zum Wörthersee-Cup nach Klagenfurt – von Winterpause kann bei unseren Blau-Weißen in diesen Tagen keine Rede sein. Sandro Schwarz ist das recht. Unser Trainer brennt darauf, die Entwicklung seiner Mannschaft voranzutreiben. „Es geht für uns insgesamt in die richtige Richtung, ohne, dass wir Zufriedenheit ausstrahlen, weil wir uns noch verbessern können und auch müssen. Wir haben insgesamt Stabilität aufgebaut und eine gute Entwicklung genommen, müssen aber noch weitere Schritte gehen“, bilanziert unser Coach am Donnerstag im Austausch mit den Medienschaffenden zum Abschluss des Pflichtspieljahres.

Vor der Dienstreise in die Alpenrepublik und den weiteren Tests betont der gebürtige Mainzer die Vorfreude auf „die Chance, mit den Jungs nochmal richtig zu ackern und in den drei Wochen weiter an unserem Spiel zu feilen".  Denn diese Arbeit legt die Basis für das Gefühl des Miteinanders, das in und um unsere Alte Dame entstanden ist. „Die Fans spüren, dass wir jederzeit alles reinhauen und zurückkommen können, auch wenn wir den einen oder anderen Fehler machen. Aus diesem Gefühl resultieren Stärke und ein Bild des Clubs. Dafür lohnt es sich, jeden Tag aufs Neue zu arbeiten“, unterstreicht Schwarz. HerthaTV hat alle Aussagen unseres Übungsleiters im Bewegtbild festgehalten, herthabsc.com fasst die wichtigsten Aussagen zusammen. Der 44-Jährige sprach unter anderem über…

… die Stimmungslage nach dem Jahresfinale gegen Köln:

Mit einem Sieg aus dem Jahr zu gehen, war enorm wichtig für uns. Diese positiven Bilder und das Gefühl, die 60.000 Menschen im Kreuz gehabt zu haben, nehmen wir gerne mit und werden das bis zum nächsten Pflichtspiel in uns tragen. Wichtig ist für uns, klar und inhaltlich zu bleiben und die Dinge differenziert zu betrachten – unabhängig von Punktestand und Tabellensituation. Es hätten im bisherigen Verlauf definitiv mehr Zähler für uns sein können. Den Aufwand, den wir betrieben haben, haben wir durch einzelne Situationen selbst umgeschmissen. Das war zwischenzeitlich frustrierend. Wichtig war für uns aber, wie wir als Gruppe mit solchen Nackenschlägen umgegangen sind, da haben wir eine sehr gute Stabilität bewiesen.

… die Entwicklung des Teams:

Wir sind gerade dabei, die Eindrücke und Daten zu analysieren – mannschafts- wie auch individual-taktisch. Dort an einzelnen Stellschrauben zu drehen, wird der Schwerpunkt der kommenden Wochen sein. Wir haben Stabilität aufgebaut und eine gute Entwicklung genommen, müssen aber noch weitere Schritte gehen. Defensiv haben wir zu viele Flanken und Abschlüsse innerhalb der Box zugelassen, das wird ein Thema sein. Im Offensivspiel haben wir gute Sequenzen nach Ballgewinnen, aber gerade im letzten Drittel noch Luft nach oben. Das sind unsere Themen bis zum Spiel in Bochum. Es geht für uns als Verein insgesamt in die richtige Richtung, ohne, dass wir Zufriedenheit ausstrahlen, weil wir uns in einzelnen Inhalten noch verbessern können und auch müssen. Die Identität, die wir entwickelt haben, spürt und sieht man. Die Art, wie wir Fußball spielen, ist überzeugend. Mit der Punktausbeute sind wir aber noch nicht zufrieden.

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Wir haben insgesamt Stabilität aufgebaut und gute Entwicklungsschritte gemacht, aber noch Schritte zu gehen. Das Bild und die Identität, die wir aufgebaut haben, spürt und sieht man. Die Art, wie wir Fußball spielen, ist überzeugend. Mit der Punktausbeute sind wir aber noch nicht zufrieden.
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-Sandro Schwarz

… seine im Verein gesammelten Eindrücke:

Ich fühle mich total wohl hier und es macht Spaß, bei Hertha BSC zu arbeiten! Atmosphäre, Unterstützung und Kommunikation sind herausragend. Die Wertschätzung der Fans zu spüren, tut uns allen gut und gibt viel Energie. Unsere Arbeit wird anerkannt, und diese Glücksmomente für die Leute zu schaffen, ist auch immer wieder Antrieb. Wir haben den Jungs von Anfang an gesagt, dass es sehr wichtig ist, wie wir uns verhalten. Die Fans haben dafür ein sehr gutes Gespür. Dabei geht es nicht nur um das Ergebnis auf der Anzeigetafel. Die Fans spüren, dass wir jederzeit alles reinhauen und zurückkommen können, auch wenn wir den einen oder anderen Fehler machen. Aus diesem Gefühl resultieren Stärke und ein Bild des Clubs. Dafür lohnt es sich, jeden Tag aufs Neue zu arbeiten. So entsteht eine Identität, durch die wir alle im Verein gegenseitig wissen, was wir bekommen.

… die Ansprüche für den weiteren Saisonverlauf:

Die Ansprüche, die wir an uns selbst stellen, sind extrem hoch – ohne das zwangsläufig nur in Punkten zu messen. Wenn die Menschen nach dem letzten Spieltag sagen: „Das ist Hertha BSC – so, wie wir es uns vorstellen“, dann ist das ein wichtiger Gradmesser für uns. Die Tabelle ist natürlich auch immer extrem wichtig, aber wir sollten uns weniger über eine bestimmte Anzahl an Zählern definieren wollen als über das, was uns dorthin führt. Dass wir als Umschaltmannschaft wahrgenommen werden, ist schon einmal gut und zeigt, dass wir in diesem Punkt enorme Qualität aufweisen. Aber unser Anspruch ist, auch und gerade im Ballbesitz und dem eigenen Offensivspiel mehr Gefahr und Präzision zu entwickeln.

… die kommenden Wochen der Wintervorbereitung:

Ich habe solch längeren Wintervorbereitungen schon zwei Mal in Russland erlebt. Man hat die Möglichkeit, inhaltlich spezifischer bei einzelnen Spielern in die Themen zu gehen. Auch mannschaftstaktisch gibt es Möglichkeiten, Schritte nach vorne zu machen. Wir haben uns dafür entschieden, zunächst im bundesliga-ähnlichen Rhythmus zu bleiben und gleichzeitig mehr Trainingseinheiten mit höherer Intensität zu haben. Ich freue mich auf die drei Wochen und die Chance, mit den Jungs nochmal richtig zu ackern und an unserem Spiel zu feilen. Jeder Tag, an dem ich die Spieler arbeiten sehe, zeigt mir, wie sehr sie unsere Inhalte verinnerlichen wollen. Das war vom ersten Tag an so. Das Gefühl, dass die Jungs auch genau diesen Fußball spielen wollen, macht mich glücklich. Das sind Momente, in denen man als Trainer weiß: Es geht in die richtige Richtung.

von Konstantin Keller