Niko Kovač gestikuliert am Spielfeldrand.
Profis | 24. Januar 2023, 09:57 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Wolfsburg

Nach einer zeitweise von Abstiegssorgen geprägten Vorsaison ist der VfL Wolfsburg zurück in der oberen Tabellenhälfte des deutschen Oberhauses. Als Sinnbild der Niedersachsen dient dabei Patrick Wimmer. Der Österreicher, der im vergangenen Sommer von Arminia Bielefeld in die Autostadt gewechselt ist, stellt schließlich ein echtes Stehaufmännchen dar. Nachdem der 21-Jährige zu Beginn dieser Spielzeit aufgrund der bereits dritten Gehirnerschütterung im Verlauf seiner noch jungen Karriere für mehrere Wochen ausfiel, hat er sich inzwischen zum Topscorer des Deutschen Meisters von 2009 entwickelt. „Ich gehe in jeden Zweikampf, riskiere alles, habe keine Angst im Spiel“, beschreibt der Rechtsaußen seinen Spielstil. Wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt, bewies Wimmer beim deutlichen 6:0-Erfolg der Wölfe über den SC Freiburg. Zum Jahresauftakt schraubte der 1,82-Meter-Mann nicht nur sein persönliches Konto mit je einem Treffer sowie einer Vorlage auf sechs Torbeteiligungen hoch, sondern steckte auch einen schweren Bodycheck seines Teamkollegen Mattias Svanberg weg. Dieser zwang den Nationalspieler zwar zur Auswechslung, doch schon unmittelbar nach der Begegnung erklärte Wolfsburgs Nummer 39: „Ich fühle mich gut, habe ein bisschen Kopfschmerzen, das ist nichts Wildes.“ Damit dürfte Wimmer auch im bevorstehenden Vergleich mit unseren Herthanern (24.01.23, 20:30 Uhr, Tickets hier bestellen) gesetzt sein. Was es sonst noch über die formstarken Wölfe zu wissen gibt, hat herthabsc.com zusammengetragen.

Die sportliche Situation: Letztmals haben die Grün-Weißen Mitte September des vergangenen Jahres in der Bundesliga verloren. Seitdem fuhr der Aufsteiger von 1997 sechs Siege sowie drei Remis und damit stolze 21 Zähler ein. „Ich glaube, dass wir mittlerweile eine Mannschaft haben, die wirklich die DNA des Clubs verkörpert. In allen Statistiken beim Thema Fitness sind wir top“, begründete Sportdirektor Marcel Schäfer. Ridle Baku und Co. sprinten in 2022/23 nicht nur von allen 18 Teams am häufigsten (4.137), sondern liegen auch in Sachen intensiver Läufe ligaweit vorne (12.325). Dass es dabei auch häufig in Richtung des eigenen Tores geht, stützt den Fakt, dass die Handschrift des seit Sommer 2022 amtierenden Trainers Niko Kovač längst zu erkennen ist. Die jüngsten fünf Punktspiele hat der VfL bei einem Torverhältnis von 17:1 sogar allesamt für sich entschieden. „Meine Mannschaft hat richtig guten Fußball gezeigt – im Duell mit einem Team, das eigentlich schwer zu bespielen ist“, lobte der Übungsleiter nach dem Dreier gegen die Breisgauer. Die Zähler sorgten dafür, dass das Team um Kapitän Maximilian Arnold Tabellenplatz 7 festigte und sich somit weiterhin in Reichweite zu den internationalen Plätzen befindet.

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Ich glaube, dass wir mittlerweile eine Mannschaft haben, die wirklich die DNA des Clubs verkörpert.
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-Marcel Schäfer

Die Wolfsburger im Fokus: Nach dem Kräftemessen mit dem Sport-Club sagte Kovač über seine Schützlinge: „Wenn die Mannschaft Erfolg hat, kann auch jeder Einzelne glänzen.“ Tatsächlich befinden sich momentan gleich mehrere Wolfsburger in guter Verfassung – allen voran aber Micky van de Ven. Zwar trug sich der Niederländer am zurückliegenden Wochenende selbst nicht in die Torschützenliste ein, dafür sammelte der 21-Jährige zwei Assists – und das, obwohl er als Innenverteidiger auflief. Darüber hinaus weiß der 1,93-Meter-Hüne aber auch in seinem Kerngeschäft mit Zweikampfstärke und Geschwindigkeit zu überzeugen. Weil Paulo Otávio gelbgesperrt aussetzen muss, wird van de Ven im Olympiastadion wohl links hinten auflaufen. Zudem bestätigte der VfL-Coach auf der Spieltags-Pressekonferenz den Ausfall von Felix Nmecha. Die 22-jährige Offensivkraft bringt es wie Wimmer bereits auf zwei Tore und vier Vorlagen in der laufenden Saison. Gut für den Kontrahenten unserer Herthaner, dass Jonas Wind nach längerer Verletzungspause wieder aufdreht – und Bälle in der Spitze festmacht. „Wir konnten dadurch nachrücken, wir konnten Bälle klatschen lassen, um dann schnell umzuschalten“, so Kovač über seinen Sturmtank, der zudem zwei Mal gegen Freiburg traf.

Die Schnittstellen: Der Mann an der Seitenlinie beim DFB-Pokalsieger von 2015 hat nicht nur in Berlin das Licht der Welt erblickt, sondern trug von 1991 bis 1996 sowie zwischen 2003 und 2006 die Fahne auf der Brust. Darüber hinaus hat Kovač eine gemeinsame Vergangenheit mit Fredi Bobic. „Wir haben in Berlin und Frankfurt zusammengespielt und waren Zimmerkollegen. Wir sind immer noch im stetigen und regen Austausch. Es ist für ihn und die Alte Dame keine einfache Situation. Aber er stemmt sich dagegen und will etwas bewegen. Aber auch hier gilt: Man braucht Zeit. Ich bin überzeugt davon, dass die Herthaner mittel-, aber auch langfristig dorthin kommen, wo sie hingehören – nämlich viel weiter nach oben“, unterstreicht der 83-fache kroatische Nationalspieler. Ein weiterer Wolfsburger mit blau-weißer Vorgeschichte ist Maximilian Philipp, der im Nachwuchs die Schuhe für unseren Hauptstadtclub schnürte. Umgekehrt waren Dodi Lukébakio und Peter Pekarík einst für den VfL im Einsatz. Gleiches gilt für Pablo Thiam. Der Leiter unserer Fußball-Akademie arbeitete in Niedersachsen zudem auch als Assistent der Geschäftsführung sowie Chef der Nachwuchsabteilung.

Vedad Ibišević bejubelt ein Tor im Olympiastadion.
Einer, der weiß, wie man die Wölfe zähmt: Unser Co-Trainer Vedad Ibišević.

Die besonderen Duelle: Den bislang letzten Heimsieg gegen die Wölfe feierten unsere Spreeathener im April 2017. Den goldenen Treffer beim 1:0 Sieg erzielte damals Vedad Ibišević. „Wir hatten am Anfang viel Glück. Danach haben wir uns gefangen und letztlich verdient gewonnen“, erklärte Mittelfeldspieler Per Skjelbred im Anschluss an die Partie. Drei Jahre zuvor gewannen unsere Jungs mit dem gleichen Resultat im Olympiastadion. Im September 2014 hieß der Torschütze allerdings Salomon Kalou. Aus unserer Sicht ist die Zeit für einen neuerlichen Heimdreier längst reif.

Die Meinung über unsere Elf: Trotz der VfL-Serie gibt sich Kovač demütig und betont: „Nach dem 6:0-Sieg ist nichts weiter passiert. Wir sind durch eine doch recht schwierige Zeit gegangen, momentan sind wir obenauf. Doch im Fußball kann sich alles schnell drehen. Deswegen erwartet uns in Berlin ein schwerer Gang. Fußball ist ein Sport, den man nicht vorhersehen kann“, so der 51-Jährige. Vor dem Auswärtsspiel seiner Elf schärft der Übungsleiter deshalb die Sinne. „Der 17. Tabellenplatz der Herthaner spiegelt nicht ihr Können wider, das sie in dieser Saison schon gezeigt haben. Einige Spiele haben sie aufgrund von Schiedsrichterentscheidungen unglücklich verloren beziehungsweise unentschieden gespielt. Wir nehmen das Spiel sehr ernst und werden uns einhundert Prozent auf diese Aufgabe fokussieren“, stellte der mehrfache DFB-Pokalsieger fest.

von Erik Schmidt