Tolga Ciğerci posiert mit seinem neuen Trikot vor unserer Fahne.
Profis | 1. Februar 2023, 13:54 Uhr

"Ich werde dem Team immer helfen - versprochen!"

Wind und Regen auf dem Olympiagelände? Daran kann Tolga Ciğerci sich noch bestens erinnern. Auch wenn der Empfang eher ungemütlich ausfiel: Die Vorfreude über seine Rückkehr zu Hertha BSC schmälert das schlechte Wetter nicht. „Es ist schön, wieder da zu sein. Ich musste nicht lange überlegen, weil ich hier eine gute Vergangenheit hatte“, sagt unser Neuzugang. Seit seinem Abgang aus Berlin 2016 – also vor bald sieben Jahren – hat sich im schnelllebigen Fußballgeschäft so einiges verändert, die Verbindung zwischen unserer neuen Nummer 6 und der Alten Dame ist geblieben. „Natürlich habe ich Hertha immer stark verfolgt. Ich möchte der Mannschaft mit Leistung und Erfahrung auf und neben dem Platz helfen." Im ersten Interview nach seiner Vertragsunterschrift sprach der alte und neue Blau-Weiße bei herthabsc.com über die Entscheidung für unseren Hauptstadtclub, wichtige Tugenden und persönliche Zielsetzungen.

herthabsc.com: Tolga, willkommen zurück bei Hertha BSC! Nimm uns mal mit: Wie kam der Transfer zu Stande? Welche Gedanken sind dir durch den Kopf geschossen, als die Anfrage kam?
Ciğerci: Eigentlich ging der Wechsel sehr schnell über die Bühne. Am Sonntagabend hat mich mein Berater kurz informiert, dass es mit Hertha etwas werden kann. Da habe ich gesagt: Dafür bin ich offen und bereit. Montag wurde die Sache dann ernster, die Gespräche mit Benjamin Weber und Zecke waren gut. Ich musste nicht lange überlegen, weil ich hier eine gute Vergangenheit hatte. Mein Dank gilt auch Ankaragücü, mit den Verantwortlichen haben wir alles respektvoll geklärt. Wie gesagt: Bei mir ging es schnell, ich musste nicht lange überlegen und bin auch sehr glücklich, wieder hier zu sein.

Bildergalerie: Die Verpflichtung von Tolga Ciğerci in Bildern

herthabsc.com: Du hast deine blau-weiße Vergangenheit angesprochen, für unsere Alte Dame hast du die meisten Spiele in Deutschland bestritten. Was bedeutet Hertha BSC für dich?
Ciğerci: Viel, der Verein bedeutet wirklich sehr viel für mich! Ich hatte hier eine gute Zeit und eine gute Entwicklung – obwohl ich während der Zeit leider auch verletzt war. Aber unterm Strich gehört das im Fußball dazu und wenn ich jetzt zurückblicke, mache ich das mit einem guten Gefühl.

herthabsc.com: Du warst Kapitän bei Ankaragücü. Vorangehen und führen – ist das etwas, was du auch als Blau-Weißer wieder machen möchtest?
Ciğerci: Ja, definitiv – und dabei spielt es keine Rolle, ob ich Kapitän bin oder nicht. In den vergangenen sieben, acht Jahren habe ich viel Erfahrung gesammelt. Ich habe mich als Spieler, aber auch als Persönlichkeit dahin entwickelt, dass ich immer mehr Verantwortung übernommen habe. Das habe ich gerne gemacht und möchte ich auch hier machen. Ich möchte der Mannschaft mit Leistung und Erfahrung auf und neben dem Platz helfen.

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Ich habe mich als Spieler, aber auch als Persönlichkeit dahin entwickelt, dass ich immer mehr Verantwortung übernommen habe. Das möchte ich auch hier machen.
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-Tolga Ciğerci

herthabsc.com: Wie kannst du unserer Mannschaft, die mit drei Niederlagen ins neue Jahr gestartet ist, wieder zu mehr Stabilität verhelfen?
Ciğerci: In der Türkei habe ich viele Positionen gespielt, mal etwas offensiver, mal etwas defensiver. Meine Hauptposition war immer die Sechs. Auf dem Feld kann ich hier am meisten Einfluss nehmen, für Balance sorgen. Das ist mein Ziel. Hier habe ich meine beste Performance gezeigt. Eines kann ich den Fans, dem Verein, dem Trainer und meinen Mannschaftskollegen versprechen: Ich werde immer alles dafür geben, meine Leistung zu bringen und meinem Team zu helfen.

herthabsc.com: Du hattest Mitspieler wie Wesley Sneijder oder Mesut Özil, der Erfolgsdruck war bei den Traditionsvereinen in Istanbul extrem hoch. Welche Lehren hast du daraus gezogen?
Ciğerci: Die genannten Namen sind bzw. waren Weltklassespieler. Natürlich konnte ich viel von ihnen lernen und habe mitgenommen, wie ich manche Situationen besser lösen kann. Gerade unter Druck. Ihre Erfahrung, wie abgeklärt sie auf dem Platz agiert haben, war schon beeindruckend. Auch wenn sie auf dem Platz nicht immer so viel geredet haben, hatten sie mit ihrer Persönlichkeit unglaublichen Einfluss. Ich habe mit vielen gesprochen – gerade mit Wesley Sneijder. Da habe ich auf jeden Fall einiges auf meinem Weg mitgenommen. Galatasaray und Fenerbahçe sind zwei große, große Vereine, manchmal war es nicht einfach, weil dort riesiger Druck herrscht. Insgesamt ist der Stellenwert des Fußballs in der Türkei wirklich enorm. Ich denke, dass mich die Zeit dort gut auf die sportlich herausfordernde Situation bei Hertha vorbereitet hat.

Tolga Ciğerci sitzt in der Traumfabrik und blickt auf den Monitor.

herthabsc.com: Du hast drei Jahre das Trikot mit unserer Fahne auf der Brust getragen. Aus deiner damaligen Zeit ist noch der eine oder andere Akteur im Verein. Mit wem hast du Kontakt gehalten, dich vielleicht vor dem Wechsel noch einmal ausgetauscht?
Ciğerci: Mit Platte (Marvin Plattenhardt; Anm. d. Red.) hatte ich ab und an Kontakt, sonst hat sich die Mannschaft ja in all den Jahren verändert. Aber natürlich habe ich Hertha immer stark verfolgt und eh eine Verbindung zu Berlin, weil meine Familie und meine Freunde hier leben. Als ich Dienstag ankam, habe ich beispielsweise die Athletiktrainer Henrik Kuchno, Hendrik Vieth oder Physio Freddy Syna gesehen. Das war sehr lustig und es kamen direkt alte Erinnerungen hoch. Ich hatte wirklich eine schöne Zeit hier und habe tolle Typen kennengelernt. Und das manche noch immer hier sind und mich so herzlich aufgenommen haben, das macht mich sehr glücklich. Ich hoffe, dass ich das mit meinen Leistungen zurückgeben kann!

herthabsc.com: Dir bleiben jetzt ein paar Tage bis zum ersten Spiel in Frankfurt…
Ciğerci: … und ich bin auf jeden Fall bereit! Natürlich muss der Trainer entscheiden, was er für richtig hält. Ich denke, dass wir uns in den nächsten Tagen genauer dazu austauschen werden. Ich kann es auf jeden Fall kaum erwarten!

von Florian Waldkötter