Maximilian Mittelstädt sitzt vor der Hertha-Fahne in unserer Traumfabrik.
Profis | 18. Januar 2023, 17:15 Uhr

„Ich bin Berliner, ich bin Herthaner“

Vor drei Jahren haben sich unsere Herthaner schon einmal in Florida auf die zweite Saisonhälfte vorbereitet. Maximilian Mittelstädt war damals bereits mit dabei – und sollten unsere Blau-Weißen das kalte Berlin in den kommenden Jahren noch einmal gegen die Sonnenstrahlen am Golf von Mexiko eintauschen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass unsere Nummer 17 wieder dabei sein wird. Am Mittwoch hat unser Eigengewächs, das schon seit 2012 mit der Fahne auf der Brust spielt, seinen Vertrag bis 2027 verlängert. „Alle wissen, was Hertha BSC mir bedeutet. Ich bin Berliner, ich bin Herthaner und mit diesem Verein großgeworden. Es war immer mein größter Wunsch, für die Alte Dame zu spielen. Die Vertragslaufzeit unterstreicht die gegenseitige Wertschätzung, dass beide Seiten einander vertrauen und langfristig aufeinandersetzen“, erklärt unser Linksverteidiger. Im Interview mit herthabsc.com spricht der 25-Jährige über seine Verbundenheit zur Alten Dame, alte und neue Erfahrungen sowie Ziele in Berlin.

herthabsc.com: Maxi, Glückwunsch zur Verlängerung! Starten wir dieses Gespräch mal mit Jahreszahlen. Was sagt dir der 19. August 2015?
Mittelstädt: (überlegt) Puh, da ging es in Richtung erstes Profijahr. Vielleicht mein erster Vertrag?! Damals war ich einfach sehr, sehr glücklich. Das war für mich etwas ganz Besonderes. Als Jugendspieler habe ich immer davon geträumt, an dem Tag ist mein Traum in Erfüllung gegangen.

herthabsc.com: Und der 2. März 2016?
Mittelstädt: Das dürfte dann mein Bundesliga-Debüt gewesen sein (grinst). Ich wurde kurz vor Abpfiff eingewechselt, wir haben 2:0 gegen Eintracht Frankfurt geführt – und ich war extrem nervös. Als ich zur Bank gerufen wurde und die Scheinbeinschoner umgemacht habe, habe ich mir mit dem Tape fast mein Bein abgeklemmt (lacht). Aber das war mir auch egal, ich wollte einfach nur schnell aufs Feld. Das war ein unbeschreiblicher Moment für mich. Das erste Mal Olympiastadion, ein Sieg und das Feiern mit den Fans in der Ostkurve. Beim Startelf-Debüt gegen Bayern München war die Aufregung wenige Wochen später allerdings nicht unbedingt kleiner (schmunzelt).

Maximilian Mittelstädt wird im Olympiastadion eingewechselt.

herthabsc.com: 2017 und 2019 hast du verlängert, nun folgte die nächste Unterschrift – und das gleich bis 2027. Was bedeutet dir diese langfristige Vertragsverlängerung bei dem Verein, für den du seit 2012 spielst, den Sprung geschafft hast und zum etablierten Bundesliga-Profi geworden bist?
Mittelstädt: Alle wissen, was Hertha BSC mir bedeutet. Ich bin Berliner, ich bin Herthaner und mit diesem Verein großgeworden. Es war immer mein größter Wunsch, für die Alte Dame zu spielen. Deswegen freue ich mich sehr, auch meine Familie und meine Freunde sind glücklich. Die Vertragslaufzeit unterstreicht die gegenseitige Wertschätzung, dass beide Seiten einander vertrauen und langfristig aufeinandersetzen.

herthabsc.com: Vom Eigengewächs mit Talentstatus als Identifikationsfigur ins deutsche Oberhaus. Du hast international gespielt und gegen den Abstieg gekämpft. Hast du spezielle Partien, Momente oder Anekdoten, an die du noch häufiger denkst?
Mittelstädt: (schmunzelt) Es gibt nicht dieses eine spezielle Spiel. Etwas präsenter ist aktuell noch die Relegation, aber auch die späten Gegentreffer in Dortmund. Der Blick geht jedoch nach vorne. Ab und zu denke ich noch an die Europapokalabende oder an Tore – vor allem im Olympiastadion. Ab und zu schicken mir die Kumpels auch Videos zu. Kürzlich hat mir ein Freund einen kurzen Clip gesendet, auf dem ich einen Einwurf richtig verbocke, weil mir der Ball aus der Hand rutscht… (lacht).

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Ich bin Berliner, ich bin Herthaner und mit diesem Verein großgeworden. Es war immer mein größter Wunsch, für die Alte Dame zu spielen. Deswegen freue ich mich sehr, auch meine Familie und meine Freunde sind glücklich. Die Vertragslaufzeit unterstreicht die gegenseitige Wertschätzung, dass beide Seiten einander vertrauen und langfristig aufeinandersetzen.
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-Maximilian Mittelstädt

herthabsc.com: Unterm Strich stehst du nun bei fast 150 Pflichtspieleinsätzen für unseren Hauptstadtclub. Wie hat sich der Spieler Maximilian Mittelstädt, aber auch der Mensch in all den Jahren verändert?
Mittelstädt: Ich würde schon sagen, dass ich als Persönlichkeit und Spieler gereift bin (grinst). Und es ist normal, dass man sich verändert. Als Jungspund konnte ich gar nicht richtig abschätzen, was alles auf mich zukommt und wie ich mit Fehlern umgehen werden würde. Als Profi gehören dann auch mal schwierige Zeiten dazu, aber die haben mir in der Entwicklung schlussendlich geholfen. Es war schön zu sehen, dass Familie und Freunde in diesen schlechteren Phasen hinter mir stehen. Am Ende darf man den Glauben an sich nicht verlieren, darf keine Angst vor Fehlern haben und nie aufgeben.

herthabsc.com: War es manchmal vielleicht ein wenig mehr Fluch als Segen, in seiner Heimat für seinen Lieblingsverein aufzulaufen?
Mittelstädt: (überlegt) Vielleicht spüre ich als Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der so lange im Verein ist, ein bisschen mehr Druck als Spieler, die nicht aus Berlin kommen. Damit möchte ich gar nicht sagen, dass sie sich weniger mit dem Verein identifizieren. Absolut nicht. Aber ich bin, seit ich denken kann, mit Hertha verbunden. Meine Familie und Freunde – alle sind Fans und ich möchte allen etwas zurückgeben und sie stolz machen. Auch deswegen liegt mir unsere Alte Dame so sehr am Herzen.

herthabsc.com: Aus diesem Grund haben wir im Archiv viele alte Bilder von dir in blau-weißen Trikots gefunden. Erinnerst du dich noch genau, wie damals alles anfing?
Mittelstädt: Es gab nicht diesen einen ausschlaggebenden Momente, in dem ich gesagt habe: Jetzt bin ich Hertha-Fan. Zumindest erinnere ich mich nicht daran (grinst). Ich bin in einer fußballbegeisterten Familie aufgewachsen, Hertha war schon immer Thema und stand an erster Stelle. Schon als kleiner Junge wollte ich für den Club spielen, habe es immer gehofft, es zu schaffen, als ich beim Schenckendorffplatz Autogramme gesammelt oder im Olympiastadion angefeuert habe.

Bildergalerie: Bilder von elf Jahren in blau-weiß!

herthabsc.com: Schauen wir zum Abschluss noch nach vorne: Welche Erwartungen haben die Verantwortlichen in den Vertragsgesprächen mit dir formuliert und welchen Anspruch stellst du an dich selbst?
Mittelstädt: Es ist eine Floskel, aber ich möchte den nächsten Schritt gehen. Als Fußballer kann ich mich immer weiterentwickeln, dazulernen und mich verbessern. Das treibt mich täglich an. Mein Ziel ist es, mich als Stammspieler durchzusetzen und damit der Mannschaft konstant und dauerhaft zu helfen. In diese Richtung sind auch die Vertragsgespräche gelaufen. In den nächsten Monaten geht es jedoch primär darum, so schnell wie möglich die Punkte zu sammeln, um den Abstand nach unten zu vergrößern.

herthabsc.com: Welche Gründe stimmen dich optimistisch, dass euch das gelingt und ihr euch für gute Leistungen häufiger in Form von Punkten belohnt?
Mittelstädt: Die Stimmung in der Mannschaft ist gut! Wir hatten in Florida ein arbeitsreiches Trainingslager, in dem wir noch weiter zusammengewachsen sind. Spielerisch sah es im vergangenen Jahr oft gut aus, ab und an hatten wir leider etwas Pech, auch wenn wir manchmal auch zu dämlich bei den späten Gegentoren waren. Wir müssen weiter zusammen auftreten, zusammen kämpfen und Fehler minimieren. Wenn wir die Mentalität der vergangenen Monate zeigen und spielerisch weiter an zuletzt anknüpfen, wird uns das gelingen.

von Florian Waldkötter