Die gesamte Mannschaft steht vor der Ostkurve.
Profis | 25. Januar 2023, 10:41 Uhr

Aufarbeiten & Aufstehen!

Die Schlussphase war gerade angebrochen, als sich die Ostkurve noch einmal lautstark aufbäumte: „Hertha BSC heißt unser Verein, Hertha BSC wird es immer sein!“ – sangen unsere Fans beinahe trotzig. Denn zu diesem Zeitpunkt lag unsere Mannschaft gegen den VfL Wolfsburg bereits mit 0:3 hinten. Bis zum Abpfiff sollten Ridle Baku sowie Omar Marmoush noch den bitteren 0:5-Endstand herstellen. Unterm Strich ein Abend zum Vergessen für alle Herthanerinnen und Herthaner und ein Stich mitten in das blau-weiße Herz. „Das Ergebnis ist sehr ernüchternd und ein Schlag in die Fresse. Wir haben es dem Gegner viel zu einfach gemacht und kaum das abgerufen, was uns diese Saison schon ausgezeichnet hat“, machte Sandro Schwarz keinen Hehl aus seiner Enttäuschung.

Kopf und Zweikämpfe verloren

Das hätte auch nicht zum leidenschaftlichen und authentischen Fußballlehrer gepasst. Zu frustrierend waren die 90 Minuten zum Hinrundenabschluss. Vor allem in Durchgang eins gelang seinen Schützlingen nicht viel. Früh hatte Mattias Svanberg nach einer halbhohen Freistoßflanke in die Mitte die Führung für die Wölfe erzielt (4.). „Wir sind schlecht in die Partie gekommen, wieder war es eine Standardsituation“, ärgerte sich Coach Schwarz. Noch vor der Pause sorgte ein Doppelschlag durch Maximilian Arnold per Handelfmeter (31.) und Jonas Wind (34.) nach Ballverlust im Aufbau für eindeutige Verhältnisse. Eine Art Vorentscheidung im ersten Heimspiel des Jahres. „Wir hatten keinen Zugriff in der ersten Hälfte, haben Kopf und Zweikämpfe verloren“, monierte unser Übungsleiter. Fredi Bobic brachte es auf den Punkt: „Das war eine desaströse erste Halbzeit, ich kann mich an keine schlechtere in dieser Saison erinnern. Die Zweikampfquote war katastrophal. Das kam unerwartet und wird ab sofort aufgearbeitet." Da ist es nur ein schwacher Trost, dass VfL-Coach Kovač von „mit dem Besten“, was seine Elf diese Saison gespielt habe, sprach.

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Wir haben zwei Wege, mit der aktuellen Situation umzugehen: Wir können Untergangsstimmung zum Rückrundenstart verbreiten oder zuversichtlich und konstruktiv handeln, um weiter inhaltlich an das zu glauben und an dem zu arbeiten, was wir schon gezeigt haben.
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-Sandro Schwarz

Aufbäumen nach der Pause

Nach dem Seitenwechsel agierten unsere Blau-Weißen besser. „In der Halbzeitpause waren emotionale Worte dabei“, verriet Schwarz, dessen Profis eine entschlossenere Körpersprache zeigten. „In den ersten 15 bis 20 Minuten hatten wir Zweikampfschärfe und Aktivität drin – das Publikum war sofort wieder dabei und hat auch Fehler verziehen, weil wir energischer in die Duelle gegangen sind“, so unser Coach weiter. Der Anschluss durch Dodi Lukébakio (51.), Wilfried Kanga (63.) oder Filip Uremović (65.) wollte jedoch nicht fallen. Stattdessen machten die Niedersachsen, die nun sechs Spiele in Serie gewonnen haben und als Team der Stunde gelten, den Deckel drauf. „Die Art und Weise dieser Niederlage tut weh, die muss auch wehtun“, räumte unser Cheftrainer ein, zeigte sich aber zugleich kämpferisch. „Wir müssen auch mit diesem Rückschlag umgehen, damit wir weiterhin die Möglichkeit haben, Spiele zu gewinnen.“

Glaube an das Team

Der Gang vor die Kurve war nach diesem Spielverlauf und der höchsten Saisonniederlage sicher kein leichter. Dennoch stellten sich unsere Herthaner vor ihren treuen Anhang – und erfuhren Aufmunterung. Mit Blick auf die kommende Aufgabe ein bedeutsames Zeichen, denn am Samstag (28.01.23, 15:30 Uhr) empfangen unsere Spreeathener den 1. FC Union zum Stadtduell im Olympiastadion (hier noch Tickets sichern). „Auch wenn wir jetzt einen bescheidenen Start hingelegt haben und die Punktausbeute mit 14 Zählern aus 17 Spielen nicht gut ist: Die Mannschaft hat schon gezeigt, dass sie es besser kann. Deshalb ist und bleibt Vertrauen in die Gruppe da“, sagte Schwarz, der den Stab nicht über seine Mannschaft brechen möchte. „Wir haben zwei Wege, mit der aktuellen Situation umzugehen: Wir können Untergangsstimmung zum Rückrundenstart verbreiten oder zuversichtlich und konstruktiv handeln, um weiter inhaltlich an das zu glauben und an dem zu arbeiten, was wir schon gezeigt haben. Denn wir können alles selbst lösen!“ Für Samstag konkretisierte der 44-Jährige: „Wir brauchen in unserem Spiel Intensität und Aggressivität, die Grundtugenden, um Duelle auf dem Feld zu gewinnen, um mit kleinen Erfolgserlebnissen insgesamt unsere Chancen zu erhöhen.“

Unseren Nachbericht gibt es auch in Leichter Sprache. 

von Florian Waldkötter