Julian Brandt und Emre Can vom BVB tauschen sich auf dem Platz aus.
Profis | 18. Februar 2023, 13:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Dortmund

Acht Mal landete Borussia Dortmund in den vergangenen zehn Bundesliga-Spielzeiten auf einem der ersten drei Plätze. In sechs Saisons stand sogar jeweils Tabellenrang 2 hinter dem FC Bayern in der Endabrechnung zu Buche. Eine starke Bilanz, mit der sich der Traditionsverein aus dem Ruhrgebiet über viele Spielzeiten nachhaltig hinter dem Serienmeister aus München festgebissen hat. Doch wo noch eine Verbesserungsmöglichkeit besteht, schielen Leistungssportler selbstverständlich stets weiter nach oben – gerade mit dem Rückenwind, den sich der BVB in den bisherigen Begegnungen des neuen Jahres erarbeitet hat. „Durch Selbstvertrauen wirkt das eine oder andere in den Begegnungen vielleicht eine Spur leichter. Entscheidend ist aber, dass wir uns nicht darauf ausruhen, sondern weiterarbeiten und die Intensität beibehalten, die uns in diese Situation geführt hat“, betont BVB-Trainer Edin Terzić den Hunger auf mehr. Auf dem eingeschlagenen Weg will seine Elf auch am Sonntag (19.02.23, 17:30 Uhr) gegen unsere Alte Dame bleiben und auf heimischem Platz weiter punkten. In der Gegnervorschau nimmt herthabsc.com die Elf aus der Bierstadt zuvor noch einmal genau unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Nach 20 Spieltagen liegt der achtmalige deutsche Meister auf dem dritten Tabellenrang – und somit nur drei Zähler hinter dem führenden Rekordmeister von der Isar. Auch im DFB-Pokal (Viertelfinaleinzug durch ein 2:1 in Bochum) sowie in der UEFA Champions League ist der Ballspiel-Verein noch aussichtsreich im Rennen. In der Königsklasse gelang im Westfalenstadion unter der Woche ein hart erkämpfter 1:0-Hinspielsieg gegen den FC Chelsea. „Am Ende war ein bisschen Glück mit dabei und eine gute Leistung von unserem Torhüter. Wir hatten aber auch die eine oder andere Möglichkeit, einen Konter zu setzen, und besonders in der ersten Halbzeit haben wir es ein paar Mal geschafft, uns durchzukombinieren. Es gab also auch viele gute Sachen, das Beste ist das Ergebnis“, bilanzierte Coach Terzić. Seine Mannschaft wahrte damit ihre beeindruckende, makellose Bilanz im Kalenderjahr 2023 mit sieben Siegen aus sieben Pflichtspielen.

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Durch Selbstvertrauen wirkt das eine oder andere in den Begegnungen vielleicht eine Spur leichter. Entscheidend ist aber, dass wir die Intensität beibehalten, die uns in diese Situation geführt hat.
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-Edin Terzić

Die Dortmunder im Fokus: Zwei Profis, die symbolisch für das Dortmunder Formhoch stehen, sind Emre Can und Julian Brandt. Beide rufen seit Wochen konstant gute Leistungen ab und sind derzeit nicht aus der Terzić-Elf wegzudenken. „Jule hat eine tolle Entwicklung genommen, ist viel stabiler, robuster und präsenter. Dass er ein toller Fußballer ist, wussten wir immer. Das hat er auch immer mal in Phasen gezeigt. Jetzt aber zeigt er es über einen längeren Zeitraum“, lobt Sportdirektor Sebastian Kehl den Offensivspieler. Das gelingt auch Kollege Can. „Am Ende zahlt sich ehrliche und harte Arbeit immer aus, und ich arbeite hart an mir. Ich habe mir im neuen Jahr viel vorgenommen“, unterstreicht der 29-Jährige, der mit seinem Team auch gegen unseren Hauptstadtclub in der Spur bleiben will.

Die Schnittstellen: Marcel Lotka (2020-2022), Nico Schulz (2000-2015) und Marius Wolf (2019-2020): Gleich drei ehemalige Herthaner stehen im Aufgebot des fünffachen DFB-Pokalsiegers. Letzterer trifft beim Kräftemessen mit unserer Alten Dame auch einen guten Bekannten wieder, der in der Saison 2008/09 selbst für ein halbes Jahr das BVB-Trikot überstreifte: Prince Boateng! Gemeinsam gewannen die beiden 2018 mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal. „Wir telefonieren immer noch jede Woche und spielen auch öfter mal Playstation gegeneinander“, verriet Wolf einmal. Nun könnte im Westfalenstadion nach vielen virtuellen Duellen auch mal wieder eine Begegnung auf dem grünen Rasen anstehen. Nicht der einzige Bekannte aus Hessen, den Boateng treffen könnte: In Sébastien Haller steht ein weiterer damaliger Pokalsieger bei Schwarz-Gelb unter Vertrag. Außerdem kennen sich Ivan Šunjić und Jude Bellingham aus der Saison 2019/20, als sie 37 Mal gemeinsam für Birmingham City aufliefen.

Marco Richter lässt Salih Özcan vom BVB im Zweikampf stehen.
Comebacker Marco Richter verpasste im ersten Saisonduell nur denkbar knapp den späten Ausgleich.

Das Hinrundenduell: Anthony Modeste entschied den Vergleich im Olympiastadion mit seinem Treffer zum 0:1-Endstand aus Sicht unserer Spreeathener. Gegen starke Borussen blieben unsere Hauptstädter trotz eines Aluminiumtreffers von Marco Richter schlussendlich im Hintertreffen. „Wir konnten uns immer wieder Chancen erspielen, durch die Wechsel kam zusätzlich neuer Schwung rein. Schade, dass mein Lattentreffer nicht rein ging, das wäre natürlich ein Comeback nach Maß gewesen. Die Mannschaft hat alles versucht“, bilanzierte unsere Nummer 23, die nach ihrer Krebsdiagnose erstmals wieder unser Trikot überstreifte.

Die Meinung über unsere Elf: Die Ausgangslage ist auch für Heimcoach Terzić klar, der Ausgang des Spiels hingegen noch lange nicht. „Wir sind Favorit, wissen aber, dass das häufig nicht zählt. Beide Mannschaften brauchen drei Punkte, um ihre Ziele zu erreichen“, verdeutlicht der 40-Jährige, der von seinem Team „den absoluten Fokus auf Sonntag“ verlangt. „Hertha war in den vergangenen Wochen nicht vom Spielglück geküsst, hat nun aber nach der Systemumstellung gegen Mönchengladbach eine gute Leistung gezeigt und Selbstvertrauen getankt“, erklärt der BVB-Coach. „Wir wissen um die Qualitäten, die die Berliner haben: physisch starke, kontergefährliche Stürmer und gute Flankengeber zum Beispiel. Gerade über die linke Seite werden über Spieler wie Mittelstädt oder Plattenhardt immer wieder gefährliche Flanken in den Strafraum fliegen“, prognostiziert der Fußballlehrer, der daher einen klaren Appell an seine Jungs richtet. „Wir werden es uns nicht leisten können, auch nur einen Schritt weniger zu machen!“

von Konstantin Keller