Xabi Alonso steht mit verschränkten Armen auf dem Rasen.
Profis | 4. März 2023, 11:56 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Leverkusen

64 Punkte hat Bayer Leverkusen in der vergangenen Saison gesammelt – um die gleiche Anzahl auch in dieser Spielzeit zu erreichen, müsste die Werkself alle zwölf verbleibenden Begegnungen in der Bundesliga gewinnen. Auch wenn ein derartiger Lauf unrealistisch erscheint, will die Mannschaft von Xabi Alonso am kommenden Sonntag (05.03.23, 15:30 Uhr) gegen unseren Hauptstadtclub mit Sicherheit einen Sieg holen. Dafür setzt der spanische Trainer auf die verbesserte Form seiner Jungs in den letzten Vergleichen: „Wir haben ein bisschen geduldiger gespielt und nicht zu schnell attackiert. Wir müssen jetzt die Balance finden und dann können wir auch das Tempo wieder schnell wechseln“, sagt der Weltmeister von 2010. Vor dem insgesamt 60. Aufeinandertreffen der beiden Teams nimmt herthabsc.com den Gegner unserer Blau-Weißen näher in Augenschein.

Die sportliche Situation: Die vergangenen fünf Spielzeiten beendete der UEFA Cup-Sieger von 1988 immer unter den Top 6. Die Fortführung dieser Serie stellt in den kommenden Wochen eine große Herausforderung dar: Der Abstand zu besagtem sechstem Tabellenplatz beträgt aktuell zehn Punkte. Dagegen überzeugen die Rheinländer auf internationalem Parkett: Nach einem starken Rückspiel setzten sie sich in der UEFA Europa League gegen die AS Monaco im Elfmeterschießen durch. Im Achtelfinale des Wettbewerbs treffen Lukáš Hrádecký und Co. nun auf Ferencváros Budapest. Den Schwung nahm der fünffache Vize-Meister mit und zeigte beim 1:1 in Freiburg vergangene Woche eine gute Leistung. „Wir sind nicht mehr so leicht zu knacken wie in der Hinrunde. Ob noch etwas in Richtung Europa geht, weiß ich nicht. Aber die neue Stabilität gefällt mir“, bilanzierte der Torwart nach dem Kräftemessen im Breisgau.

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Wir sind nicht mehr so leicht zu knacken wie in der Hinrunde. Ob noch etwas in Richtung Europa geht, weiß ich nicht. Aber die neue Stabilität gefällt mir.
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-Lukáš Hrádecký

Die Leverkusener im Fokus: Überhaupt nicht zu knacken ist der UEFA Champions-League Finalist von 2002, wenn Moussa Diaby eine Torbeteiligung verbucht. Der beste Schütze des Bayer-Teams in der laufenden Bundesliga-Saison (sieben Treffer, drei Vorlagen) trug bislang in sieben Partien direkt zu einem Torerfolg bei oder erzielte ihn selbst – sechs Siege und ein Remis waren die Folge. Besonders mit seiner Geschwindigkeit stellt der Franzose gegnerische Verteidiger vor Probleme: Mit 36,52 km/h rannte der 23-Jährige in der aktuellen Runde im Oberhaus bislang am zweitschnellsten. „Moussa hat sich nochmal weiterentwickelt und findet eine bessere Positionierung. Zudem hat er über den Zug zum Tor viele Qualitäten“, erklärt Bayers Geschäftsführer Simon Rolfes.

Die Schnittstellen: Kein Akteur der Kontrahenten lief bislang für die Profis des jeweils anderen Vereins auf. Robert Andrich kennt unseren Hauptstadtclub aber aus seiner Jugend. Der Rechtsfuß durchlief zwischen 2003 und 2015 unsere Fußball-Akademie. Zuletzt kam der Mittelfeldakteur in ungewohnter Rolle als Innenverteidiger zum Einsatz. „Es ist schon eine andere Aufgabe. Ich bin es eigentlich gewöhnt, irgendwelche Löcher zu stopfen. Dafür hast du dort mehr Kontrolle. Es ist nie verkehrt, wenn man mehrere Positionen spielen kann“, sagt der 28-Jährige. Bei unserer Alten Dame coachte Andreas Thom den 1,87-Meter-Mann in der U19. Der derzeitige Co-Trainer unserer A-Junioren und Ex-Profi lief selbst 204 Mal für die Rot-Weiß-Schwarzen auf – genauso wie Andreas „Zecke“ Neuendorf (66 Einsätze). Von 1994 bis 1998 sowie in der Saison 2001/02 war unser Direktor Akademie/Lizenzspielerbereich im Rheinland aktiv.

Marco Richter beim Torjubel zum 2:1.
Traumtor: Marco Richter traf im Hinspiel sehenswert zur 2:1-Führung.

Das Hinrundenduell: In einer kurzweiligen Begegnung trennten sich die beiden Teams am 6. Spieltag mit einem 2:2-Unentschieden. Nach einer torlosen ersten Hälfte entwickelte sich das Kräftemessen zu einem spektakulären Schlagabtausch. Den direkten Freistoßtreffer von Kerem Demirbay (49.) glich Suat Serdar sechs Minuten später nach einem stark herausgespielten Angriff aus. Noch schöner wurde es eine Viertelstunde vor Schluss: Marco Richter traf mit einem Weitschuss sehenswert zur Führung (74.). Zum Leidwesen unserer Herthaner egalisierte Patrík Schick diese kurz danach (79.). Kurz vor Abpfiff sorgte ein Abschluss von Jean-Paul Boëtius, den Odilon Kossounou mit der Hand abwehrte, für Diskussionsbedarf. Da die Aktion keinen Strafstoß zur Folge hatte, blieb es bei der Punkteteilung. „Die Mannschaft war sehr mutig, sehr aktiv. Unsere Leistung war sehr, sehr zufriedenstellend. Leider haben wir es nicht hinbekommen, das Spiel hinten raus komplett auf unsere Seite zu ziehen“, bilanzierte Sandro Schwarz.

Die Meinung über unsere Elf: Bayer-Coach Alonso trifft zum ersten Mal in seiner Trainerlaufbahn auf unsere Alte Dame – trotz der fehlenden Begegnungen kennt der 41-Jährige die aktuelle Lage unserer Spreeathener gut: „Die Herthaner stecken natürlich in einer schwierigen Situation, aber sie befinden sich trotzdem in einer ordentlichen Form. Daher müssen wir dicht stehen und intensiv verteidigen.“ Besonders die jüngsten Partien unserer Blau-Weißen haben Eindruck hinterlassen. „Sie waren mutig gegen Dortmund und haben gegen Gladbach und Augsburg sehr gut gespielt. Der Einfluss von den neuen Spielern ist dabei deutlich zu sehen. Sie bringen eine gute Energie mit. Die Mannschaft hat das neue System verinnerlicht“, sagte der zweifache Europameister.

von Konstantin Rek