Christian Günter und Vincenzo Grifo stehen beim Freistoß.
Profis | 31. März 2023, 14:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Freiburg

Seit der Zweitliga-Meisterschaft 2016 ist beim SC Freiburg einiges passiert: In der vergangenen Saison qualifizierten sich die Breisgauer nach Platz 6 für die UEFA Europa League und erreichten das Pokalfinale. In dieser Spielzeit zog der Sport-Club sogar in das Achtelfinale des zweithöchsten europäischen Wettbewerbs ein und traf dabei auf Juventus Turin – eine stetige sportliche Entwicklung. Doch damit soll die Reise nicht enden. Nächste Etappe: die UEFA Champions League? „Natürlich ist es ein Ziel, wenn man neun Spieltage vor Saisonschluss da vorne mitmischt, dass man da bleibt. Das ist mittlerweile auch unser Anspruch“, erklärt Kapitän Christian Günter die eigenen Ambitionen. Um diese zu wahren, wollen die Jungs von Trainer Christian Streich nach der Länderspielpause auch am Samstag (01.04.23, 15:30 Uhr) gegen unsere Alte Dame punkten. Vor der Begegnung beleuchtet herthabsc.com die Eigenschaften des kommenden Kontrahenten.

Die sportliche Situation: 46 Punkte und Platz 4 – die Breisgauer spielen eine starke, sogar rekordverdächtige Saison. Rekordverdächtig? Belege dafür gibt es zuhauf: In den bisherigen 25 Bundesliga-Partien verloren die Weiß-Roten nur fünf Mal – Vereinsbestwert. Seit sechs Begegnungen in der höchsten deutschen Spielklasse haben die Süddeutschen nicht mehr verloren. Hält die Serie am Wochenende, stellt das Team auch diesbezüglich die eigene Bestmarke ein. Dabei ist die Mannschaft besonders zu Hause eine Macht. Seit elf Liga-Vergleichen sind die Schwarzwälder im eigenen Stadion ungeschlagen – Rekord Nummer drei. Falls der fünfmalige Europapokal-Teilnehmer seinen aktuellen Rang halten könnte, hätte der SCF nur die Saison 1994/95 im Oberhaus höher beendet (3.). Das Ziel für den Endspurt ist damit klar: „Wir sind nach einer tollen Europa League-Reise oben dabei und wollen das jetzt irgendwie verteidigen“, gibt Lucas Höler, der erst kürzlich seinen Vertrag verlängerte, die Marschroute vor. Doch nicht nur in der Bundesliga zeigen sich die Freiburger von ihrer besten Seite, auch im DFB-Pokal steht das Team im Viertelfinale. Dort wartet der FC Bayern.

[>]
Wir sind nach einer tollen Europa League-Reise oben dabei und wollen das jetzt irgendwie verteidigen.
[<]

-Lucas Höler

Die Freiburger im Fokus: Ein Grund für die starken Ergebnisse: Die Lufthoheit. Insgesamt ist der Sport-Club der Standardkönig der Liga. 16 Treffer stehen nach ruhenden Bällen zu Buche – Rang 1 in dieser Statistik! Doch auch aus dem Spiel heraus schlagen die Streich-Schützlinge immer wieder gefährliche hohe Bälle. Nur Köln traf im Anschluss an eine Flanke öfter als die Breisgauer (8). „In Freiburg werden Standards ein sehr wichtiges Thema sein“, bestätigt auch Sandro Schwarz die Stärke des kommenden Gegners. Prägende Figur dabei: Vincenzo Grifo. Der Italiener ist Spezialist für diese Situationen. Sechs Elfmetertore, zwei direkte Freistoßtore und drei Vorlagen per Ecke sprechen eine deutliche Sprache. Deswegen gilt für unsere Abwehrreihe speziell in diesen Aktionen, hellwach zu sein!

Die Schnittstellen: Dabei zu helfen, diese Hereingaben zu klären, könnte auch Marc Kempf. Hinter dem Einsatz des 28-Jährigen steht aber noch ein kleines Fragezeichen. Für unseren Innenverteidiger wäre das Kräftemessen ohnehin ein besonderes. So kam der Abwehrchef von 2014 bis 2019 für den Sport-Club zum Einsatz. Damals wie heute gehörte Florian Niederlechner zu seinen Teamkollegen. Unser Stürmer lief von 2016 an drei Jahre im Schwarzwald auf und verbindet viel mit dem langjährigen Freiburger Fußballlehrer: „Christian Streich war für meine fußballerische Entwicklung mit der wichtigste Mensch und eine Art Ziehvater für mich. Er hat es geschätzt, dass ich auch mal meinen Mund aufgemacht habe“, berichtet unsere Nummer 7 über den alten Coach. 

Suat Serdar jubelt nach seinem Treffer zum 2:1.
Nicht belohnt: Trotz zwischenzeitlicher Führung durch Serdar gab es im Hinspiel keine drei Punkte.

Das Hinrundenduell: Angesprochener Übungsleiter fehlte aufgrund einer Corona-Erkankung beim jüngsten Aufeinandertreffen am 9. Spieltag. Trotz einer starken Leistung konnten sich unsere Herthaner an diesem Tag nicht mit drei Punkten belohnen. Dabei legten die Breisgauer durch Daniel-Kofi Kyereh vor (22.), Dodi Lukébakio glich durch einen Handelfmeter noch im ersten Durchgang aus (34.). In der Folge waren unsere Spreeathener spielbestimmend und gingen durch eine tolle Einzelaktion von Suat Serdar verdient in Führung (61.). „Nach der Pause haben wir es fußballerisch sehr gut gemacht – vor allem beim zweiten Tor“, stellte Schwarz fest. Trotzdem reichte es nicht für den Sieg, Schade traf nach einer Ecke zum 2:2-Endstand (78.). „Wir müssen daran arbeiten, noch ein Stück ekliger zu werden und so einen Vorsprung auch schlauer über die Zeit zu bringen“, bilanzierte Kempf nach der Begegnung. Beide Torschützen brauchen unsere Spreeathener bei der Partie am Samstag aber nicht zu fürchten. Kyereh fällt noch lange mit einem Kreuzbandriss aus, Schade spielt mittlerweile beim FC Brentford. 

Die Meinung über unsere Elf: Trotz der 25 Punkte Unterschied hat Christian Streich großen Respekt vor unseren Jungs: „Es wird ein 50:50-Spiel. Die Herthaner machen es gut, sie haben eine klare Struktur und spielen oft im gleichen System. Das ist eine richtige Aufgabe und wir müssen alles investieren“, äußerte sich der Übungsleiter auf der Pressekonferenz über unseren Hauptstadtclub. Dabei bezog sich der 57-Jährige auf die vergangenen Begegnungen unserer Jungs: „Sie haben gegen Hoffenheim zwei ärgerliche Elfmeter verschuldet. Davor waren sie gegen Mainz die bessere Mannschaft und auch im Hinspiel war es schon richtig eng“, berichtet der dienstälteste Trainer der Bundesliga, der die Partie mit dem entsprechenden Demut angeht.

von Konstantin Rek