
Kiek ma, wer da kommt: Bremen
Ole Werner steht vor einer Premiere. Zum ersten Mal in seiner Trainerkarriere reist der Übungsleiter des SV Werder Bremen für das Duell mit unserer Alten Dame am Samstag (15:30 Uhr) ins Olympiastadion. Komplett unbekannt ist das Gelände dem 34-Jährigen aber nicht. Als Nachwuchsakteur kickte der ehemalige Mittelfeldspieler einst in unserer Akademie und gewann 2004/05 mit der U17 sogar die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft. „Das ist vielleicht mein einziger Erfolg als Aktiver, den ich nennen kann. Deswegen war das sportlich gesehen ein besonderes Jahr, woran ich trotz Schwierigkeiten gerne zurückdenke und welches in meiner bescheidenen Laufbahn ein bisschen heraussticht“, schwelgt der Fußballlehrer in Erinnerungen. In der Gegenwart steht der Norddeutsche seit November 2021 bei den Grün-Weißen an der Seitenlinie. Nach der Rückkehr in die Bundesliga im vergangenen Sommer ist das Ziel des Traditionsclubs in dieser Spielzeit klar: Klassenerhalt. Im Vorfeld der Begegnung mit unseren Spreeathenern blickt herthabsc.com in der Gegnervorschau genauer auf die Elf aus der Hansestadt.
Die sportliche Situation: Der Aufsteiger befindet sich vor den sechs verbleibenden Partien dieser Runde in einer guten Ausgangsposition. Platz 12, 32 Punkte und damit acht Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge – eigentlich alles im Soll. Doch die Lage ist etwas komplexer: Nach einer starken Hinserie warten die Grün-Weißen mittlerweile seit sechs Spielen in Folge auf einen Sieg. Die Situation besitzt Ähnlichkeiten mit der Abstiegssaison 2020/21. Damals vergaben die Bremer ein großes Polster durch eine lange Negativ-Serie im Endspurt. Daher appelliert der Trainer an seine Jungs: „Sorge ist das falsche Wort, aber achtsam müssen wir sein. Wir sind jetzt mal wieder dran, gute Leistungen und Punkte zusammenzubringen. Die brauchen wir noch. Wir belohnen uns zu wenig“, so der langjährige Kieler.
[>]Sorge ist das falsche Wort, aber achtsam müssen wir sein. Wir sind jetzt mal wieder dran, gute Leistungen und Punkte zusammenzubringen.[<]
Die Bremer im Fokus: Große Veränderungen gab es zuletzt trotz der aktuell schwierigen Phase jedoch nicht. Werner setzt weiter kontinuierlich auf das 3-5-2-System – selbst der Ausfall von Torjäger Niclas Füllkrug vergangene Woche (Wadenprobleme) änderte nichts daran. Ob der deutsche Nationalspieler in Berlin wieder dabei sein kann, ist noch unsicher. „Er hat voll trainiert, trotzdem steht hinter ihm noch ein Fragezeichen, weil wir schauen müssen, wie die Wade reagiert“, erklärt sein Coach vor dem Kräftemessen. Für die Gäste wäre sein Einsatz natürlich wichtig. Die Bedeutung des 30-Jährigen und seiner Offensivkollegen für Werder ist immens: 27 Mal netzten die Stürmer insgesamt ein – Topwert in der Liga. 63 Prozent aller SVW-Treffer erzielten die Angreifer. Die Hintermannschaft des viermaligen Deutschen Meister, der bislang 54 Gegentore – eins weniger als unsere Blau-Weißen – kassierte, präsentiert sich unterdessen vor allem bei gegnerischen Standards gut. So musste Torwart Jiri Pavlenka erst vier Mal nach einem ruhenden Ball hinter sich greifen. Kein Bundesliga-Schlussmann kommt auf einen besseren Wert.
Die Schnittstellen: An genannter Statistik hat auch Niklas Stark seinen Anteil. Noch im vergangenen Jahr schnürte der Innenverteidiger seine Schuhe für unsere Herthaner. Seit Sommer spielt der Abwehrmann an der Weser – nach anfänglichen Schwierigkeiten ist der 1,90-Meter-Mann mittlerweile gesetzt, stand er doch in den vergangenen fünf Begegnungen jeweils in der Startelf. „Niklas brauchte zunächst etwas, um sich sportlich einzufinden, was komplett normal ist. Er ist sehr beständig und zuverlässig und bringt sich als Typ gut in die Mannschaft ein“, sagt der Leiter Lizenzbereich Clemens Fritz über den 28-Jährigen, der bei seinem ersten Besuch in Westend als Gast vielen bekannten Gesichtern begegnen wird. „Ich freue mich neben den Spielern auch das Team um das Team wieder zu sehen. Das wird schön. Aber: erst nach dem Spiel“, sagt der ehemalige Herthaner. Auch Mitchell Weiser und Maximilian Philipp verbrachten jeweils einen Teil ihrer Karriere in Spreeathen. Ersterer lief von 2015 bis 2018 wettbewerbsübergreifend in 85 Begegnungen für unseren Hauptstadtclub auf, zweiterer verbrachte seine Jugendzeit in unserer Akademie.

Das Hinrundenduell: 85 Minuten lang sah die Begegnung am 12. Spieltag wie ein klassisches torloses Remis aus. Beide Seiten erspielten sich zwar aussichtsreiche Gelegenheiten, doch im Netz landete keiner der Abschlüsse. Doch dann brachte Füllkrug eine Flanke mit dem Kopf im Tor unter – 1:0 für den SVW, gleichbedeutend mit dem Endstand. Eine ärgerliche Niederlage für unsere Blau-Weißen, die selbst die Führung durch Marco Richter (2.), Wilfried Kanga (49.) oder Dodi Lukébakio (56.) liegenließen. „Wir haben auswärts eine gute Leistung abgeliefert, aber das Glück hat uns etwas gefehlt. Wenn wir die Partie zehn Mal absolvieren, kommen neun Unentschieden heraus – ein typisches 0:0. Natürlich ist das frustrierend“, bilanzierte Torwart Oliver Christensen nach der Partie.
Die Meinung über unsere Elf: Am Samstag gibt es an der Seitenlinie noch eine weitere Premiere für Werner, denn Pál Dárdai stand er bislang noch nie gegenüber. Der Norddeutsche will der neuen Konstellation bei unserem Hauptstadtclub nicht allzu viel Bedeutung beimessen. „Natürlich wird sich durch den Trainerwechsel etwas verändern und die Dinge sind etwas unklarer. Wir können uns nicht sicher sein, wie die Berliner auftreten werden. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir uns auf unsere eigenen Stärken besinnen“, erläutert der 34-Jährige. Weitaus mehr Kenntnisse über unseren Trainer besitzt Stark: „Ich glaube, Pál versucht wieder Spaß in die Mannschaft zu kriegen, die Köpfe freizubekommen, die Räume eng zu halten, gut in die Zweikämpfe zu kommen. Die einfachen Dinge des Fußballs, wie man so schön sagt“, schätzt der zweifache deutsche Nationalspieler die Herangehensweise des Ungarn vor der Partie ein.