
„Wir brauchen Geduld, Sachverstand und Miteinander“
Kay Bernstein betrat aufgrund des großen Andrangs etwas verspätet um 11:10 Uhr das Podium in der Messehalle 18, um die Mitglieder zur ersten ordentlichen Mitgliederversammlung unseres Hauptstadtclubs des laufenden Jahres zu begrüßen (Liveticker zum Nachlesen). „Es ist im Moment nicht ganz so einfach. Aber wir sind guter Dinge, mit euch gemeinsam als Hertha-Familie, die Situation zum Besseren zu wenden“, unterstrich unser Präsident in seiner Eröffnungsrede. Anschließend sprach Pál Dárdai, der unter Standing Ovations in Richtung Mikrofon schritt, zu den 1.423 anwesenden Herthanerinnen und Herthanern. „Wichtig auf unserem Weg ist es, dass wir einen ehrlichen Austausch führen. Außerdem ist Zusammenhalt dabei ganz entscheidend. Wie uns grundsätzlich alle Blau-Weißen unterstützen, ist jedenfalls überragend“, betonte der Cheftrainer unserer Spreeathener. Anschließend stellte Versammlungsleiter Dr. Dirk Lentfer die Tagesordnung vor.
[>]Es ist im Moment nicht ganz so einfach. Aber wir sind guter Dinge, mit euch gemeinsam als Hertha-Familie, die Situation zum Besseren zu wenden.[<]
Deutlicher Anstieg der Mitgliederzahl
Nach dem Gedenken an die verstorbenen Mitglieder legte das Präsidium den Besucherinnen und Besuchern seinen Bericht vor. Fabian Drescher präsentierte dabei aktuelle Zahlen. So zählt unser Verein momentan 46.057 Mitgliedern (2022: 41.200) – diese verteilen sich auf die Abteilungen Fußball (45.538), Boxen (327), Tischtennis (126) sowie Kegeln (66). „Wir freuen uns über so einen starken Zuwachs“, erklärte unser Vizepräsident, der darüber hinaus auch zu Anpassungen der Mitgliedsbeiträge sowie die neu geschaffene Satzungskommission informierte. Anschließend gab Tim Kauermann Einsicht in den Stand der Entwicklungen des Frauen- und Mädchenfußballs bei unserer Alten Dame und der Kooperation mit Hertha 03 Zehlendorf. Langfristig sei es das Ziel, dass Hertha BSC eine Top-Adresse für den Frauen- und Mädchenfußball in der Region wird. „Alle sollen bei uns im Olympiapark trainieren und spielen. Wir müssen an der Infrastruktur und an den Platzkapazitäten arbeiten“, sagte der 38-Jährige und richtete einen Appell an die Mitglieder: „Die Zukunft soll blau-weiß sein. Dafür brauchen wir euch. Treibt das Thema nach außen, meldet euch bei uns!“
Bernstein äußerte sich hingegen beispielsweise zur Zusammenarbeit mit den anderen Gremien, dem Engagement der Fans, dem Stadionprojekt und dem Berliner Weg. „Insgesamt handeln wir nach dem klaren Bekenntnis zur blau-weißen Tradition und Fankultur. Der Rückhalt bei Heimspielen ist enorm groß. Wenn 60.000 Fans gegen Bochum ins Olympiastadion kommen, haben wir einen Saisonschnitt von 53.000 Besucherinnen und Besuchern pro Partie. Das gab es bisher erst einmal in der Geschichte. Das alles liegt daran, dass wir wieder näher zusammengerückt sind! Wir wollen eine Philosophie vorgeben und Herthaner, die sich auf dem Platz zerreißen und alles geben für dieses Trikot“, betonte der 42-Jährige. Auch die finanziellen Herausforderungen brachte unser Vereinsoberhaupt zur Sprache. „Langer Atem ist entscheidend, wir brauchen Geduld, Sachverstand und Miteinander – immer im Sinne unseres Berliner Sport-Clubs!“, machte Bernstein deutlich, der zur Partnerschaft mit 777 verriet: „Darin liegt ein zentraler Grundstein für unsere Zukunft, der Hertha BSC die Chance zur Sanierung gibt.“
Zustimmung für Antrag von Bernstein & Kauermann
Auf der Tagesordnung rückten anschließend die Abberufungsanträge eines Mitglieds gegen sämtliche Präsidiumsmitglieder sowie den Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Brüggemann in den Mittelpunkt. Ersterer kam nicht zur Abstimmung, weil die Mehrheit der Mitglieder für Nicht-Befassung votierte – zweiteren zog der Antragsteller selbst zurück. In der Folge nahmen Bernstein und Drescher zum Status des Präsidiums nach dem Rücktritt von Ingmar Pering Stellung. „Wir sind in Absprache mit dem Aufsichtsrat der Auffassung, dass wir handlungsfähig sind und möchten im Sinne des Vereins die fehlenden Mitglieder im Oktober auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung nachwählen“, erklärte unser Präsident, der gemeinsam mit Kauermann einen Antrag auf Satzungsänderung stellte. Dabei ging es um die Anzahl der Präsidiumsmitglieder. Die Antragsteller beabsichtigten die Formulierung „mindestens sieben und höchstens neun“ in die Schrift aufzunehmen. Die Mitglieder stimmten in klarer Mehrheit dafür.
[>]Die Situation ist herausfordernd und schwierig. Es gibt jedoch einen klaren Plan und Auftrag, müssen die richtigen Bausteine finden und die Ausgaben radikal reduzieren.[<]
Ein weiterer Punkt der Tagesordnung sah die Darstellung der aktuellen Lage durch die Geschäftsführung vor. Dazu betraten Thomas E. Herrich, Benjamin Weber und Andreas „Zecke“ Neuendorf die Bühne. „Ich habe bereits in der Vergangenheit betont, dass wir ein Sanierungsfall sind. Die Situation ist herausfordernd und schwierig. Wir haben in den letzten Jahren über unsere Verhältnisse gelebt. Es gibt jedoch einen klaren Plan und Auftrag, wir müssen die richtigen Bausteine finden und die Ausgaben radikal reduzieren", verdeutlichte Geschäftsführer Herrich. Sportdirektor Weber knüpfte daran an: „Es ist unsere Verantwortung, uns auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. Wir werden aber nicht aufgeben, solange noch eine Chance auf den Klassenerhalt besteht. So oder so würde uns Ruhe in allen Belangen helfen, um unseren Weg fortzusetzen. Auf diesem gilt es, Spieler aus der Akademie einzubauen. Auch wenn es natürlich nicht nur mit ihnen geht“, so der 43-Jährige. „Zecke“ brachte sich besonders emotional ein. „Ich hätte gerne ein erfolgreiches und gesundes Hertha BSC. Glaubt uns: Dafür geben wir alles! Vielleicht brauchen wir ein, zwei Jahre – aber wir machen es richtig“, stellte unser Direktor Akademie & Lizenzspielerbereich klar.
Zum Abschluss der Veranstaltung gingen die Herthanerinnen und Herthaner noch einmal in einen intensiven Austausch – den zahlreichen Fragen der Mitglieder standen die Verantwortlichen unseres Vereins Rede und Antwort. Nach sieben Stunden und 26 Minuten endete eine ebenso emotionale wie wichtige blau-weiße Versammlung.