Grafik mit dem Exil-Herthaner Tim den Hollander.
Fans | 10. Juni 2023, 11:00 Uhr

Vom Uni- aufs Stadiongelände

Zehntausende international Studierende kommen jedes Jahr nach Berlin. Es ist eine einzigartige Chance, unsere Hauptstadt, ihre Geschichte und Kultur, aber auch unsere Alte Dame kennenzulernen. Genau diese Möglichkeit nutzte 2009 Tim den Hollander. Während seines Germanistik-Studiums verbrachte er ein halbes Jahr in der Spreemetropole. Den heutigen Lehrer zog es angetrieben von einem Freund auch ins Olympiastadion – der Start einer besonderen Begeisterung.

Leidenschaft macht Schule

Mittlerweile wohnt der 36-Jährige in Voorburg, einer kleinen Stadt in der Nähe von Den Haag. Dort unterrichtet der gebürtige Niederländer neben Geschichte auch Deutsch an einem Gymnasium. Selbst seine Schülerinnen und Schüler wissen von den Hollanders Leidenschaft für unsere Jungs. „Das ist einfach mein Verein! Es freut mich sehr, so einen Club zu repräsentieren und anzufeuern. Wenn es einmal schlecht läuft, gucke ich nur auf unsere Fahne und dann ist es mir egal!“, macht der Blau-Weiße deutlich.

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Das ist einfach mein Verein! Es freut mich sehr, so einen Club zu repräsentieren und anzufeuern. Wenn es einmal schlecht läuft, gucke ich nur auf unsere Fahne und dann ist es mir egal!
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-Tim den Hollander

26 Reisen für die Alte Dame

Doch zurück in die Vergangenheit: An sein erstes Duell in Westend dürfte sich nicht nur der Exil-Anhänger noch gut erinnern. Die 1:3-Niederage gegen den Hamburger SV am 4. Oktober 2009 ist vielen Herthanerinnen und Herthaner aber wohl weniger wegen des Ergebnisses in Erinnerung geblieben, sondern viel mehr aufgrund zweier sehr unglücklicher Kopfball-Klärungsaktionen unseres Torwarts Sascha Burchert. Nicht den Hollanders einziger Besuch in jener Spielzeit – trotz der schwierigen sportlichen Situation. „Damals war ich, obwohl wir am Ende abgestiegen sind, eigentlich jede zweite Woche bei den Heimspielen. Bis zum Ende meines Semesters im April 2010 habe ich nur ein Spiel verpasst“, berichtet das Mitglied, das besondere Sympathien für zwei Spreeathener entwickelte. „Fabian Lustenberger war ein Kämpfertyp. Mit ihm konnte man sich als Zuschauer richtig identifizieren“, erzählt der Fan begeistert. Ähnlich positiv spricht er über Salomon Kalou, der vor seiner Zeit in der Hauptstadt auch für den Hollanders Heimatverein, Excelsior Rotterdam, auflief. Seit seiner Rückkehr in die Niederlande besuchte der Blau-Weiße insgesamt 26 Partien mit Beteiligung unserer Berliner im Stadion. 

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Damals war ich, obwohl wir am Ende abgestiegen sind, eigentlich jede zweite Woche bei den Heimspielen.
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-Tim den Hollander

Selbst in schwierigen Zeiten Blau-Weiß

Weitere Erlebnisse waren zuletzt aber nicht nur wegen Corona kaum noch möglich. Im März haben Ärzte bei dem Fußballenthusiasten einen gutartigen Tumor in der Brust entdeckt. Durch eine Operation ließ sich dieser glücklicherweise komplett entfernen, einzig ein Stimmband funktioniert aktuell noch nicht wieder wie gewünscht. Nach der schwierigen Zeit im Krankenhaus lud seine Familie den Rekonvaleszenten zum Feiern der Genesung nach Berlin ein. Auf dem Programm: das Heimspiel unserer Hauptstädter gegen den VfB Stuttgart. „Das war für mich sehr emotional. Davor war ich lange nicht mehr bei Hertha. Da sind mir echt die Tränen gekommen“, blickt der Niederländer auf den 2:1-Sieg gegen die Schwaben zurück.

Ein Termin für den nächsten Besuch in unserer Spielstätte steht zwar noch nicht fest, jedoch will den Hollander auch in der kommenden Saison mindestens zweimal an die Spree. Zudem hat der Exil-Fan Auswärtsfahrten wie nach Düsseldorf oder Gelsenkirchen eingeplant. Dorthin sind es mit dem Auto nur wenige Stunden Fahrt. Und auch die Liga-Zugehörigkeit hält den Herthaner nicht davon ab, für unsere Alte Dame alles zugeben: „Es ist mir egal, wer der Gegner ist. Hertha spielt und das ist das Wichtigste!“

von Konstantin Rek