Jeremy Dudziak posiert vor der Hertha-Fahne.
Profis | 1. Juli 2023, 09:05 Uhr

„Am meisten freue ich mich auf das erste Heimspiel“

Der Sommer 2014 war ein bedeutender für den deutschen Fußball. Die A-Nationalmannschaft krönte sich in Rio zum Weltmeister, die U19 des DFB wiederum feierte in Ungarn den EM-Titel. Zum Kader der Junioren zählten Marius Gersbeck, Marc Kempf und Jeremy Dudziak. Neun Jahre nach diesem Triumph trifft das Trio im Zuge der Unterschrift des Linksverteidigers bei unserem Hauptstadtclub nun erneut aufeinander. „Ich bin glücklich, die Jungs wiederzusehen. Schließlich habe ich mit ihnen schon einiges erlebt“, unterstreicht der 27-Jährige, der es darüber hinaus kaum erwarten kann, im Olympiastadion mit der Fahne auf der Brust aufzulaufen: „Am meisten freue ich mich auf das erste Heimspiel. Denn ich habe schon ein paar Verknüpfungspunkte mit diesem Stadion“, verrät der gebürtige Hamburger. Wie diese aussehen, erzählt unser Neuzugang im Interview mit herthabsc.com und spricht außerdem über die 2. Liga, eine prägende Zeit in der Türkei und seinen Kater.

herthabsc.com: Jeremy, herzlich willkommen bei unserer Alten Dame! Nimm uns mal mit: Wie liefen die vergangenen Tage? Wann wusstest du, dass du zu Hertha BSC wechselst? Was gab den Ausschlag für den Transfer?
Dudziak: Der Wechsel stand mit meiner Unterschrift fest. Natürlich gab es vorher schon Gespräche. Auch mit Sami (Allagui, Anm. d. Red.) habe ich mich im Vorfeld ausgetauscht, er hat mir direkt ein gutes Gefühl gegeben.

herthabsc.com: Apropos: Sami war dein Teamkollege beim FC St. Pauli. An der Seite von Marc Kempf und Marius Gersbeck bist du 2014 U19-Europameister geworden. Bei der SpVgg Greuther Fürth hast du außerdem mit Jessic Ngankam zusammengespielt. Wie sehr freust du dich darauf, die Jungs wiederzusehen? Gab es im Vorfeld schon Kontakt?
Dudziak: Bis zu unserem Gespräch hier weiß – abgesehen von Sami – noch keiner der Jungs davon, dass ich hier bin. Ich freue mich aber sehr darauf, sie wiederzusehen! Schließlich habe ich mit ihnen schon einiges erlebt. Außerdem kann ich es kaum erwarten, zusammen mit ihnen auf dem Platz zu stehen.

herthabsc.com: Einiges erlebt hast du auch schon in der 2. Bundesliga – immerhin hast du in diesem Wettbewerb schon 156 Partien absolviert. Was erwartet unseren Verein dort in der bevorstehenden Saison? Welche Ziele verfolgst du mit der Mannschaft und persönlich?
Dudziak: Generell besteht ein sehr großer Unterschied zwischen 1. und 2. Liga – vor allem, was das Kämpferische angeht. In der 2. Liga liegt der Fokus verstärkt auf dem Einsatz. Es ist ganz wichtig, darauf auch mental eingestellt zu sein. Nur so gelingt es, gegen Kontrahenten zu bestehen, die sich taktisch vielleicht etwas tiefer positionieren. Gerade für uns könnte das recht entscheidend sein, da wir vermutlich mehr Ballbesitz haben werden. Für mich persönlich geht es darum, eine gute Saison zu spielen. Ich kann nur meine eigenen Leistungen mit viel Fleiß selbst beeinflussen. Deswegen werde ich immer alles geben – das ist meine grundsätzliche Einstellung!

herthabsc.com: Du hast schon mehrere Rollen im Mittelfeld bekleidet, bist aber vor allem links hinten zu Hause. Was bedeutet diese Position für dich? Wie würdest du dich selbst als Spieler beschreiben?
Dudziak: Ich bin flexibel und auf mehreren Positionen einsetzbar. In der Jugend habe ich meist im Mittelfeld gespielt, meine ersten Schritte bei den Profis habe ich allerdings als Linksverteidiger gemacht – und dort fühle ich mich auch nach wie vor am wohlsten.

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Ich bin flexibel und auf mehreren Positionen einsetzbar. In der Jugend habe ich meist im Mittelfeld gespielt, meine ersten Schritte bei den Profis habe ich allerdings als Linksverteidiger gemacht – und dort fühle ich mich auch nach wie vor am wohlsten.
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-Jeremy Dudziak

Jeremy Dudziak spricht bei einem Interview in unserer Traumfabrik.
Blick nach vorn: Hinter Jeremy Dudziak liegen bewegende Monate.

herthabsc.com: Bei Borussia Dortmund hast du im März 2015 unter Jürgen Klopp als Profi debütiert, zudem hast du beispielsweise mit David Wagner und Dieter Hecking gearbeitet. Welcher Übungsleiter hat dich besonders geprägt?
Dudziak: Jeder Trainer ist unterschiedlich und hat eine andere Philosophie. Ich glaube deshalb, dass jeder Einzelne mir etwas mitgegeben hat, ich dadurch viel lernen und mich immer weiterentwickeln konnte.

herthabsc.com: Du hast in der Vergangenheit die 8 und 28 auf dem Rücken getragen, auch die 71. Welche Bedeutung haben diese Nummern für dich?
Dudziak: Die 28 ist eine ganz besondere Zahl für mich, da meine Mutter, Oma, Ur-Oma sowie ich und auch mein Kater allesamt Geburtstag an einem 28. haben. Schauen wir mal, ob ich sie auch hier bekomme... (schmunzelt)

herthabsc.com: Dazu passend wirst du im August 28 Jahre alt. Darüber hinaus hast du bereits Erfahrungen in der Bundesliga, der 2. Liga sowie in der türkischen Süper Lig und der tunesischen Nationalmannschaft gesammelt. Inwiefern bist du ein anderer Jeremy als der, dem Kempfi und Marius einst in den U-Auswahlen begegneten?
Dudziak: Ich habe mich schon sehr verändert, denke ich. Jeder Mensch entwickelt sich natürlich über einen solchen Zeitraum gesehen. Genauso ist das auch bei mir. Die prägendste Zeit hatte ich jetzt zuletzt, die mich auch als Mensch noch einmal auf ein ganz anderes Level gehoben hat.

herthabsc.com: Du sprichst es an: In der vergangenen Rückrunde standest du bei Hatayspor unter Vertrag. Nach dem verheerenden Erdbeben in dieser Region hat sich der Verein aus dem Spielbetrieb der türkischen Süper Lig zurückgezogen. Wie ist es dir in dieser Zeit ergangen? Wie hast du die Ereignisse wahrgenommen? 
Dudziak: Wenn ich an diesen Moment zurückdenke, bekomme ich immer noch einen Schauer. Es ist nicht einfach, die richtigen Worte dafür zu finden und jemandem, der das Ganze nicht miterlebt hat, die eigenen Empfindungen zu schildern und das wiederzugeben, was ich dort erlebt habe.

herthabsc.com: Dein Blick geht nach diesen schwierigen Erfahrungen nach vorne. Du bist in Hamburg geboren, hast unter anderem im Ruhrgebiet gelebt, jetzt heißt die nächste Station Berlin: Worauf freust du dich am meisten in unserer Hauptstadt? Warst du schon einmal hier?
Dudziak: Am meisten freue ich mich auf das erste Heimspiel. Mein erste Partie in einem richtigen Stadion fand mit der U15-Nationalmannschaft in Berlin statt, auch mein erstes Bundesliga-Spiel von Anfang an habe ich im Olympiastadion gemacht. Ich habe also schon ein paar Verknüpfungspunkte.

herthabsc.com: Was muss passieren, damit du im Sommer 2024 auf ein zufriedenstellendes Jahr zurückblickst?
Dudziak: Der Aufstieg (lacht)!

von Erik Schmidt