
Kiek ma wo dit hinjeht: Magdeburg
Erst als elfter Trainer der Vereinsgeschichte des 1. FC Magdeburg durchbrach Christian Titz die Schallmauer von 100 Pflichtspielen: Beim Auswärtsauftritt in Kiel gab es Mitte August zum Jubiläum einen 4:2-Erfolg für den Chefcoach zu bejubeln. Der gebürtige Mannheimer hatte den dreifachen DDR-Meister im Februar 2021 als abstiegsbedrohten Drittligisten übernommen und ihn innerhalb von nur zweieinhalb Jahren zu einem ambitionierten Zweitligisten transformiert. Toni Kroos, Weltmeister und fünfmaliger UEFA Champions League-Sieger in Diensten Real Madrids, zählte den Club aus Sachsen-Anhalt kürzlich zu seinen Aufstiegsfavoriten. „Das ist ein Kompliment, ja. Aber damit können wir nichts anfangen. Die Saison ist extrem lang. Wir sind gut beraten, wenn wir von Spiel zu Spiel denken. Und das werden wir auch tun“, erklärte Vizekapitän Baris Atik daraufhin. Vor dem Aufeinandertreffen in der Domstadt hat sich herthabsc.com ganz genau mit dem Vorjahreselften beschäftigt.
Die sportliche Situation: Die Blau-Weißen, die jüngst in drei Pflichtspielen am Stück auf fremdem Platz antreten mussten, stehen in der laufenden Runde noch ohne Niederlage da. Während im DFB-Pokal der SSV Jahn Regensburg ausgeschaltet werden konnte, gestaltet sich die Bilanz in der Liga mit zwei Siegen, zwei Remis sowie Tabellenplatz vier ebenfalls positiv. Bei der jüngsten Punkteteilung auf St. Pauli blieben die Titz-Schützlinge erstmals ohne Gegentreffer. „Wir wollen zehn bis zwölf Mal zu Null spielen in dieser Saison. Damit haben wir nun angefangen und das möchten wir im nächsten Spiel wiederholen“, verriet Innenverteidiger Daniel Heber.
Die Magdeburger im Fokus: Als entscheidender Faktor in der Vorwoche erwies sich Dominik Reimann. Der Schlussmann wehrte im Duell mit den Kiezkickern gleich zwölf Torschüsse ab – so viele Paraden verzeichnete in der 2. Bundesliga seit fast einem Jahr kein Keeper mehr. Die Anhängerinnen und Anhänger des Aufsteigers von 2022 feierten ihre Nummer 1 dementsprechend. „Dass die Fans das sehen, gibt einem mehr Selbstbewusstsein für die kommenden Partien“, freute sich Reimann, dessen Stärken nicht nur auf der Linie, sondern auch im Spielaufbau liegen. Einen besonderen Ansporn stellte für den Platzhirsch zwischen den Pfosten wohl auch die Verpflichtung von Julian Pollersbeck dar. Der ehemalige deutsche Jugendnationalspieler, der 2017 mit der U21 des DFB den EM-Titel einfuhr, zählt neben Luc Castaignos und Cristiano Piccini zu den europapokalerfahrenen Akteuren im Kader des siebenfachen DDR-Pokalsiegers.

Die besonderen Duelle: Zwischen den ersten Teams beider Vereine gab es bislang noch kein einziges Pflichtspiel. Lediglich in Tests sowie auf Nachwuchsebene bekam es unsere Alte Dame mit dem FCM zu tun. Titz verknüpft hingegen eine besondere Erinnerung mit unserem Hauptstadtclub. Der Fußballlehrer trat in seiner ersten Partie als solcher im Profibereich mit dem Hamburger SV gegen Pál Dárdai und unsere Blau-Weißen im deutschen Oberhaus an. Dabei setzte es für die Hanseaten am 17. März 2018 zu Hause eine 1:2-Niederlage. In Pollersbeck und Tatsuya Itō hatte der Übungsleiter sogar auf zwei Akteure in der Startelf gesetzt, die nun auch in Magdeburg zu seiner Mannschaft zählen. „Wir haben eine gute erste Hälfte gespielt und gehen folgerichtig in Führung. Dann kommt der Knackpunkt: Die Halbzeitpause. Hertha hat mehr gemacht, wir haben ein bisschen den Mut verloren und sind nicht mehr so in die Zweikämpfe gekommen“, analysierte damals der Bundesliga-Novize, dessen Elf durch Tore von Valentino Lazaro und Salomon Kalou ins Hintertreffen geraten war.
Die Meinung über unsere Elf: Von der Tabelle lassen sich die Protagonisten von der Elbe nicht in ihrer Bewertung unserer Berliner beeinflussen. Heber betont auch mit Blick auf den 5:0-Sieg unserer Spreeathener gegen Fürth: „Unabhängig davon, wie sie davor gespielt hat, wissen wir, dass Hertha eine gute Mannschaft hat, auch jetzt in der zweiten Liga.“ Ähnlich äußert sich der Trainer des Defensivspezialisten. „Hertha ist ein Team, das sich zunächst finden musste, aber seine Qualität in der Liga bereits nachgewiesen hat. Wir treffen auf eine Mannschaft, die hohe individuelle Klasse in ihren Reihen hat“, betont Titz. „Es ist ein Spiel, das alle Menschen rund um den Verein mit großer Spannung erwarten“, unterstreicht der 52-Jährige.