
Kiek ma, wo dit hinjeht: Kiel
Die Auswärtstour am Sonntag (24.09.23, 13:30 Uhr) in den Norden der Republik stellt speziell für einen unserer Spreeathener etwas Besonderes dar: Fabian Reese. Der 25-Jährige kam nicht nur in der Hafenstadt auf die Welt, sondern lief zwischen 2005 und 2013 sowie von Winter 2020 bis Sommer 2023 auch für die Kieler Sportvereinigung Holstein auf. „Ich freue mich sehr auf die Partie. Meine Familie wird im Stadion sein. Aber mein Fokus gilt voll und ganz Hertha BSC“, betonte unser Angreifer, neben dem in Fin Bartels, Alexander Mühling und Hauke Wahl gleich drei weitere Säulen der vergangenen Jahre die Blau-Weiß-Roten vor der laufenden Spielzeit verließen. Das Quartett hatte in der Saison 2020/21 zum Stamm der Störche gezählt, als der Traum von der Bundesliga erst in den Relegation gegen Köln platzte. Trotz der Abgänge und dank junger Wilder rangieren die Schützlinge von Marcel Rapp, der vor knapp zwei Jahren als Chefcoach auf Ole Werner gefolgt war, aktuell wieder auf Rang 3 der 2. Bundesliga. Vor dem Aufeinandertreffen nimmt herthabsc.com den deutschen Meister von 1912 genauer unter die Lupe.
Die sportliche Situation: Wie sonst nur der F.C. Hansa Rostock und unsere Alte Dame teilten die Hanseaten an den ersten sechs Spieltagen noch nicht einmal die Punkte. Zu den Siegen in Braunschweig (1:0) und Gelsenkirchen (2:0) sowie gegen Fürth (2:1) und Paderborn (2:1) gesellen sich Niederlagen in den Duellen zu Hause mit Magdeburg (2:4) und auswärts mit St. Pauli (1:5). Zu der deutlichen Pleite beim Kiezclub in der Vorwoche sagte Steven Skrzybski: „Für uns war es extrem bitter, durch zwei Traumtore früh mit 0:2 in Rückstand zu liegen. Während St. Pauli sehr effektiv war, ist uns das leider nicht gelungen. Wir müssen immer an unsere Leistungsgrenze kommen, um in dieser Liga zu punkten“, so der KSV-Offensivmann, der zusammen mit Lewis Holtby, Hólmbert Aron Fridjónsson und Marcel Engelhardt die Ü30-Fraktion im Kader bildet.
Die Kieler im Fokus: In Marko Ivezić (21 Jahre alt), Colin Kleine-Bekel (20) und Tom Rothe (18) haben sich gleich drei Youngster einen festen Platz in der Rapp-Elf erarbeitet. Das Trio bringt nicht nur jugendliche Frische, sondern auch Größe mit – die Defensivakteure messen jeweils über 1,90 Meter. Da verwundert es nicht, dass Kiel die zweitbeste Zweikampfquote der gesamten Liga in der Luft (55,6 Prozent) aufweist. Aber: Unsere Jungs folgen mit 55 Prozent gewonnener Duelle auf Platz 3. Während Ivezić (fester Transfer vom FK Voždovac) und Rothe (zur Leihe von Borussia Dortmund) erst dazustießen, biss sich Kleine-Bekel über das Regionalliga-Team fest. Letztgenannter kam im Sommer 2022 ebenfalls vom BVB, wo er an der Seite Rothes zwar U19-Meister geworden war, in der Folge aber keinen Vertrag erhalten hatte. „Ich habe mir damals viele Gedanken um meine sportliche Zukunft gemacht. Mir war klar, dass ich als junger Innenverteidiger viel Spielzeit bekommen möchte, um dadurch im Herrenbereich anzukommen“, erklärte der gebürtige Bielefelder, dessen Plan an der Förde aufging. In der jüngsten Länderspielpause debütierte der Hüne – erneut an der Seite Rothes – sogar im Dress der deutschen U21. „Wir haben ihm einen Weg aufgezeigt, und er ist diesen Weg gegangen. Wenn man nicht wüsste, dass er erst sechs Zweitligaspiele absolviert hat, würde man denken, er hat schon 100 Einsätze auf dem Buckel“, unterstrich Rapp, der wegen eines Infekts an der Reeperbahn auf seine Nummer 34 hatte verzichten müssen.

Die besonderen Duelle: Über wie viel Tradition Holstein und unser Hauptstadtclub verfügen, beweist die Tatsache, dass sich beide Vereine am 22. Juni 1930 im Finale um die deutsche Meisterschaft gegenüberstanden. In einem fulminanten Schlagabtausch behielten unsere Berliner nach vier vorangegangenen Endspielniederlagen diesmal mit 5:4 die Oberhand, bereits zur Pause hatte es 3:3 gestanden. Hanne Sobek und Bruno Lehmann steuerten jeweils einen Doppelpack bei, außerdem traf Hanne Ruch für unsere Farben. „Bei allem, was ich in meiner langen fußballerischen Laufbahn erreicht habe“, erzählte Sobek später, „zählt dieser Sonntag zu meinen schönsten Erinnerungen. Wir waren damals eine verschworene Truppe, trotz aller vorausgegangener Enttäuschungen buchstäblich durch nichts zu erschüttern.“
Die Meinung über unsere Elf: Hinter ihren jüngsten Auftritet haben die Störche einen Haken gesetzt: „Wir haben die Niederlage gegen St. Pauli verarbeitet, weil wir sie gut einschätzen können. Jetzt freuen wir uns auf Berlin“, sagte Rapp auf der Spieltags-Pressekonferenz. Darüber hinaus machte der Übungsleiter deutlich: „Da kommt ein echter Brocken auf uns zu – eine Mannschaft mit sehr guten Einzelspielern. Aber wir haben in der Vergangenheit schon gezeigt, dass wir auch gegen solche Teams bestehen können“, so der 44-Jährige.