Kélian Nsona im Testspiel gegen Hertha 03 Zehlendorf.
Profis | 23. September 2023, 17:00 Uhr

„Darauf habe ich so lange gewartet“

Kurze Ballannahme, mit Geschwindigkeit am Gegner nach innen vorbeiziehen und von der Strafraumkante abschließen – das immer und immer wieder. Vor allem zu Beginn der beiden Halbzeiten setzte sich Kélian Nsona im U23-Spiel beim Premier League International Cup so gekonnt in Szene. Auch wenn dem 21-Jährigen kein Treffer gelingen wollte und die Partie in Blackburn nicht dauerhaft als Maßstab dienen wird, ist es nach so langer Zeit einfach schön, die Offensivkraft wieder auf dem Feld zu sehen. „Die Rückkehr war wirklich fantastisch. Alle Minuten, die ich sammle, helfen. Ich genieße jedes Training und jedes Spiel. So bekomme ich zusätzlich Sicherheit“, sagt der junge Franzose, der keinen Hehl daraus macht, wie fordernd die zurückliegende Phase für ihn war. „Ich bin oft nach der Reha oder den Aufbaueinheiten in meine Wohnung gekommen und war traurig darüber, dass ich das, was ich am meisten mag, nicht machen kann.“

Doch inzwischen blickt der Außenbahnspieler wieder positiv nach vorne. Trotz seiner Verletzungen – und einer zwischenzeitlichen Spielpause von 840 Tagen – geht er gestärkt in die Zukunft. „Ich möchte immer mehr – mehr Einheiten, mehr Spiele und mich ständig verbessern, ohne mich dabei aber unter Druck zu setzen“, bekräftigt unsere Nummer 28. Im Interview mit herthabsc.com spricht Nsona außerdem über das gewachsene Vertrauen in den eigenen Körper und seine nächsten Ziele.

herthabsc.com: Kélian, es ist schön, dich wieder auf dem Platz zu sehen. Kannst du beschreiben, was das für ein Gefühl war, nach deiner langen Leidenszeit zurückzukehren?
Nsona: Das war wirklich fantastisch, irgendwie unbeschreiblich (strahlt). Die Zeit, in der ich ausgefallen bin, war sehr, sehr hart. Ich bin oft nach der Reha oder den Aufbaueinheiten in meine Wohnung gekommen und war traurig, dass ich das, was ich am meisten mag, nicht machen kann. Auch die Zeit mit dem Team in der Kabine hat mir einfach gefehlt. Vor der ersten Partie ist mir einiges durch den Kopf gegangen, aber als ich dann tatsächlich gespielt habe, habe ich es nur genossen. Darauf habe ich so lange gewartet, es war wirklich etwas Besonderes.

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Ich vertraue meinem Körper und habe ihn in den vergangenen Jahren besser kennengelernt.
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-Kélian Nsona

herthabsc.com: Das hat man auch an den Reaktionen deiner Mitspieler bemerkt. Dein Comeback hast du für unsere U23 in Eilenburg gefeiert, danach für unsere Profis beim Test in Zehlendorf mitgewirkt. Es waren deine ersten Minuten seit deinem Wechsel zu unserer Alten Dame im Januar 2022. Wie sehr vertraust du deinem Körper wieder?
Nsona: Zu 100 Prozent! Ich vertraue meinem Körper und habe ihn in den vergangenen Jahren besser kennengelernt. Es war nicht so, dass ich vorher nicht in mich hineingehört habe, aber nun verstehe ich die Signale besser. So hart dieser Weg, der hinter mir liegt, auch war: Er hat mir auch Kraft gegeben.

Kélian Nsona im Training mit Hendrik Vieth.
Kélian Nsona im Training mit Hendrik Vieth.

herthabsc.com: Am Mittwochabend hast du 60 Minuten im Premier League International Cup bestritten. Wie wichtig ist diese Spielpraxis?
Nsona: Alle Minuten, die ich sammle, helfen. Eine Stunde habe ich ewig nicht mehr gespielt. Ich genieße jedes Training und jedes Spiel. So bekomme ich zusätzlich Sicherheit, egal ob das bei der U23 oder den Profis ist. Die Gruppe um Trainer Stephan Schmidt hat mich gut aufgenommen, wir haben ein positives Miteinander – und gewonnen (grinst).

herthabsc.com: Bevor wir uns weiter auf die Gegenwart konzentrieren, lass uns ein letztes Mal zurückblicken: Für einen Fußballer gibt es nichts Schlimmeres als verletzt zuschauen zu müssen. Wie schwierig war das für dich – vor allem in einem fremden Land?
Nsona: Ich habe mich schlecht gefühlt, meine Familie und Freunde vermisst. Anfangs war mein Englisch wirklich schwach, das ist in der ganzen Zeit deutlich besser geworden und hat mir die Integration schrittweise erleichtert (schmunzelt). Gegen Jahresende 2022 ging es insgesamt bergauf. Ich war näher dran am Team, bis der nächste Rückschlag kam…

herthabsc.com: … wie ist es dir da gelungen, positiv zu bleiben?
Nsona: Meine Freunde und Familie, mit denen ich wirklich sehr eng bin, haben viel mit mir gesprochen und mich so oft es geht besucht. Sie haben sich ab und an etwas anhören dürfen (grinst). Ich habe auch Berlin immer mehr für mich entdeckt. Außerdem war das Rehatraining mit Hendrik Vieth anstrengend, aber eine willkommene Abwechslung. Es hat mir geholfen und Hendrik als Typ war auch immer für mich da. Insgesamt hat mich der Verein gut unterstützt.

herthabsc.com: Alle im und um den Club herum drücken dir von Herzen die Daumen, dass du verletzungsfrei bleibst und die nächsten Schritte gehen wirst. Hast du dir selbst kurz- und mittelfristige Ziele gesetzt?
Nsona: Ich möchte immer mehr – mehr Einheiten, mehr Spiele und mich ständig verbessern, ohne mich dabei aber unter Druck zu setzen. Ich kann nicht alles aufholen, was ich verpasst habe, aber ich kann gestärkt aus dieser Phase hervorgehen. Und natürlich möchte ich dann den Profis helfen und im Olympiastadion spielen. Bislang habe ich die Begegnungen dort nur als Zuschauer verfolgt…

von Florian Waldkötter