Bo Svensson steht an der Seitenlinie.
Profis | 31. Oktober 2023, 16:30 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Mainz

Emotionale Explosion statt hängender Köpfe: Eine große rot-weiße Traube bejubelte am Freitagabend in allerletzter Sekunde den Treffer zum 2:2-Endstand beim VfL Bochum und den damit verbundenen Punktgewinn. Von einem Happy End wollten die Verantwortlichen des FSV Mainz 05 aber dennoch nicht sprechen. „Der Ausgleich übertüncht ein wenig die Leistung, das war als Team zu wenig. Es bringt nichts, das Spiel schönzureden“, erklärte Sportdirektor Martin Schmidt. „Die erste Halbzeit war weit weg von dem, was wir uns vorgenommen haben“, betonte Chefcoach Bo Svensson. Fünf Tage später gastieren die Rheinhessen nun in der 2. Runde des DFB-Pokals bei unserer Alten Dame. Vor der Partie am Mittwoch (01.11.23, 20:45 Uhr, Tickets hier) stellt herthabsc.com den Kontrahenten näher vor.

Die sportliche Situation: Mit lediglich drei Zählern rangieren die 05er nach neun Spieltagen am unteren Ende der Tabelle im Oberhaus – nur der VfL Bochum wartet ebenfalls noch auf den ersten Dreier in der aktuellen Spielzeit. Saisonübergreifend sind die Gutenbergstädter nun seit 14 Kräftemessen in der Bundesliga sieglos. „Wir nehmen uns in die Pflicht, denn wir stecken im Abstiegskampf“, unterstrich Mittelfeldspieler Tom Krauß, dem beim Remis im Ruhrpott sein FSV-Premierentor gelang. Keeper Robin Zentner forderte zudem: „Wir müssen kritisch sein und mutiger Fußball spielen.“ Gelegenheit dazu bietet sich nun erst einmal in einem anderen Wettbewerb, der wohl eine willkommene Abwechslung darstellt. Während die Rot-Weißen vergangene Saison im Achtelfinale am FC Bayern München gescheitert waren, bezwangen sie in der 1. Runde der aktuellen Auflage die SV Elversberg mit 1:0.

Die Mainzer im Fokus: Ein Grund für die Mainzer Schwierigkeiten stellen mit Sicherheit auch die anhaltenden Verletzungssorgen dar. Während Kapitän Silvan Widmer nach längerer Ausfallzeit inzwischen wieder zur Verfügung steht, rückt Philipp Mwenes Comeback ebenso näher. Andreas Hanche-Olsen, Jonathan Burkardt und Nelson Weiper müssen nach wie vor passen. Hoffnung versprüht hingegen Brajan Gruda. Der 19-Jährige feierte in dieser Saison seine Startelf- sowie Torpremiere und debütierte außerdem in der U21-Auswahl des DFB. „Seine Waffe ist, dass er nach der Ballannahme auf den ersten zwei, drei Metern jeden Gegenspieler stehenlässt. Er zeigt von Spiel zu Spiel, wie seine Perspektive aussehen kann – ein wunderbarer Kicker. Wir sind stolz, dass wir hier so einen aus der eigenen Jugend entwickeln konnten“, schwärmt Schmidt vom flexibel einsetzbaren Offensivakteur. Zuletzt durfte der Shootingstar vier Mal hintereinander von Beginn an ran – im Gegensatz zu Marco Richter. Der 25-Jährige, der erst Ende August von unserem Hauptstadtclub in den Südwesten der Republik gewechselt war, kam bislang vorrangig als Joker zum Zuge. In Bochum fehlte der Angreifer gänzlich im Kader. Ob der Ex-Herthaner an alter Wirkungsstätte zurückkehrt, bleibt abzuwarten.

Andreas Schmidt kämpft mit Adrian Spyrka um den Ball.
Lange ist's her: Andreas Schmidt gastierte 1999 mit unserer Alten Dame zum Pokalspiel in Mainz.

Die besonderen Duelle: Zum zweiten Mal im laufenden Kalenderjahr steigt diese Paarung. Im März trennten sich beide Teams in der Liga noch mit einem 1:1. Nachdem Jessic Ngankam unsere Farben per Strafstoß in Führung gebracht hatte, verhinderten Ludovic Ajorque mit seinem Traumtor sowie das Gebälk des Mainzer Tores den dritten blau-weißen Heimsieg am Stück. „Wir sind in der ersten Halbzeit dominant aufgetreten und hätten vielleicht höher führen müssen. Danach hatten wir im zweiten Durchgang nicht mehr so viele zwingende Aktionen. Mein Lattentreffer war natürlich bitter, da haben nur wenige Zentimeter zum Sieg gefehlt“, fasste Marc Kempf das Geschehen damals zusammen. Im DFB-Pokal trafen beide Clubs erst ein einziges Mal aufeinander: Dabei behielten die Rheinhessen am 30. November 1999 im Bruchweg-Stadion nach Verlängerung mit 2:1 die Oberhand – und das trotz doppelter Unterzahl. Jürgen Klopp war dabei einer von zwei Mainzern, die vom Schiedsrichter vorzeitig zum Duschen geschickt wurden. Den zwischenzeitlichen Führungstreffer unserer Spreeathener hatte Michael Preetz erzielt.

Die Meinung über unsere Elf: Svensson ahnt, was seine Schützlinge im Olympiastadion erwartet: „Uns steht ein schwieriges Auswärtsspiel bevor. Hertha spielt mittlerweile deutlich stabiler als noch am Anfang der Saison. Es handelt sich um eine gute Mannschaft, die die klare Handschrift ihres Trainers trägt und uns mit ihren Fans im Rücken empfängt“, so der Däne, der darauf hofft, gemeinsam mit seinem Team das Ruder rumzureißen. „Ein Erfolgserlebnis kann uns auch Schwung für die Liga verleihen, deswegen wollen wir unbedingt weiterkommen“, erklärte der frühere Verteidiger. „Wir haben viel Arbeit vor uns. Aber ich glaube an die Jungs und die Qualität im Team. Wir müssen sie nur kontinuierlich auf den Platz bringen“, fügte der 44-Jährige auf der Pressekonferenz vor der Begegnung hinzu.

von Erik Schmidt