Michael Langer und Sebastian Polter unterhalten sich nach dem Abpfiff.
Profis | 7. Oktober 2023, 12:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Gelsenkirchen

Es ist Oktober, unser Hauptstadtclub steht vor einem Duell mit dem FC Schalke 04 und Matthias Kreutzer wird bei den Königsblauen als Hauptverantwortlicher auf der Bank sitzen – was 2022 galt, gilt auch ein Jahr später. Dabei hatte sich der 40-Jährige in der Zwischenzeit wieder seiner Aufgabe als Assistenzcoach gewidmet. Doch nun muss der gebürtige Erfurter das Team der Westdeutschen erneut als Interimstrainer auf einen Vergleich mit unserer Alten Dame vorbereiten. Nachdem sich der Traditionsverein aus dem Ruhrpott vergangene Woche von Thomas Reis getrennt hatte, war Kreutzer aufgerückt. Trotz der jüngsten 1:3-Niederlage in Paderborn hielten die Verantwortlichen des siebenfachen deutschen Meisters am Übungsleiter auf Zeit fest. „Aus meiner Sicht ist klar, dass Matthias Kreutzer mit Mike Büskens auch gegen Hertha BSC draußen sitzen wird. Ich denke, die Spieler haben bei ihnen etwas gutzumachen“, erklärte S04-Sportvorstand Peter Knäbel unmittelbar nach der Begegnung in Ostwestfalen. Vor dem Kräftemessen am Sonntag (08.10.23, 13:30 Uhr) hat herthabsc.com die Gastgeber, für die in Jonjoe Kenny und Fabian Reese schon zwei aktuelle Berliner aufliefen, ganz genau unter die Lupe genommen.

Matthias Kreutzer steht mit verschränkten Armen an der Seitenlinie.
Matthias Kreutzer coachte S04 bereits beim Duell mit unserer Alten Dame im vergangenen Oktober.

Die sportliche Situation: Nach acht Spieltagen rangiert der UEFA-Pokalsieger von 1997 mit sieben Punkten auf dem 16. Tabellenplatz. Zuletzt setzte es in der Fremde zwei Pleiten hintereinander, beide Saisonsiege gelangen zu Hause. Vor allem defensiv klemmt es noch – nur der VfL Osnabrück (20) kassierte mehr Gegentreffer als die Schalker (18). „Wenn wir die individuellen und gruppentaktischen Fehler nicht abstellen, wird es schwierig, in der 2. Liga zu punkten. Unsere Aufgabe ist es, das schnellstmöglich besser zu machen“, betonte Kreutzer, dem speziell das Umschaltspiel seiner Mannschaft Hoffnung bereiten kann. Denn kein Team gab mehr Kontertorschüsse (13) ab als die Königsblauen – unsere Spreeathener kommen auf den gleichen Wert. Außerdem nutzte die Elf aus dem Revier bereits vier Mal einen gegnerischen Ballverlust zum Torerfolg, nur unseren Blau-Weißen gelang dies noch einmal öfter.

Die Schalker im Fokus: Im Angriff verfügt der Kader über zwei sehr erfahrene Akteure. Zum einen ist da Simon Terodde. Der 35-Jährige avancierte in der 2. Bundesliga bereits vier Mal zum Torschützenkönig, fiel aber wegen Wadenproblem in den zurückliegenden Wochen aus. Mittlerweile gab der Mittelstürmer jedoch sein Comeback im Mannschaftstraining. Zum anderen ist da Sebastian Polter. Der 32-Jährige, der auch schon zahlreiche Erfahrungen in der Bundesliga sowie der englischen Championship gesammelt hat, vertrat Terodde zuletzt in vorderster Front. Beginnt der 1,92-Meter-Hüne gegen unsere Alte Dame erneut, würde er in Toni Leistner wohl auf einen ganz besonderen Gegenspieler treffen: „Wir sind beste Freunde. Toni ist jemand, der mir sagt, wenn ich scheiße gespielt habe. Er ist genauso geschnitzt wie ich. Ich will ihm in jedem Zweikampf zeigen, dass ich stärker bin als er“, frotzelte der gebürtige Wilhelmshavener. Obendrein war Polter sogar der Trauzeuge unseres Kapitäns bei dessen Hochzeit, die sich exakt am Spieltag zum siebten Mal jährt. Ganz hinten besitzt S04 ebenfalls viel Routine. Weil derzeit sowohl Marius Müller (30) als auch Ralf Fährmann (35) ausfallen, heißt der Mann zwischen den Pfosten Michael Langer (38). „Man merkt, dass wir momentan nicht das Selbstvertrauen und das nötige Selbstverständnis haben. Wir müssen jetzt hart arbeiten und gegen Hertha BSC ein anderes Gesicht zeigen“, forderte der Schlussmann.

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Wir sind beste Freunde. Toni ist jemand, der mir sagt, wenn ich scheiße gespielt habe. Er ist genauso geschnitzt wie ich.
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-Sebastian Polter

Die besonderen Duelle: In der Saison 1981/82 trafen beide Vereine erstmals in der 2. Bundesliga aufeinander. Bereits am 2. Spieltag kam es damals zum direkten Duell im Olympiastadion. Bei diesem behielten unsere Herthaner mit 3:1 die Oberhand. Während Horst Ehrmantraut, Thomas Remark und Dieter Timme die Treffer für die Elf von Uwe Klimaschefski erzielten, zog Jürgen Mohr im Mittelfeld die Fäden. Der Spielmacher brachte es am Ende jener Runde auf 17 Treffer und trug damit einen entscheidenden Anteil zum Aufstieg unseres Hauptstadtclubs bei. Bei der neuerlichen Paarung am Sonntag in der Arena auf Schalke könnte wiederum ein Spieler mit dem Namen Mohr mit von der Partie sein – und zwar Tobias, Jürgens Neffe, der bei den Hausherren unter Vertrag steht.

Die Meinung über unsere Elf: Vor allem die Art und Weise, wie unsere Jungs agieren, imponiert Kreutzer. „Sie sind eine Mannschaft, die wahnsinnig viel arbeitet und sehr intensiv Fußball spielt“, unterstrich der Coach. „In ihrem Spiel gibt es viele offensive Aktionen, die sich wiedererkennen lassen. Da sind vor allem Fabian Reese mit seiner Geschwindigkeit und seinen Dribblings sowie Haris Tabaković als Zielspieler zu nennen. Auf diese Faktoren müssen wir uns einstellen“, führte der Trainer unseres Gegners aus.

von Erik Schmidt