Tim Walter spricht zu seinen Spielern.
Profis | 6. Dezember 2023, 09:30 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Hamburg

Daniel Heuer Fernandes‘ Eigentor am vergangenen Wochenende war an Kuriosität kaum zu überbieten: Nach einem Rückpass beförderte der Schlussmann des Hamburger SV das aufspringende Kunstleder nicht raus aus der Gefahrenzone, sondern ins eigene Netz. Die folgenden Reaktionen auf Rasen und Rängen beim Stadtduell am Millerntor mit dem FC St. Pauli unterstrichen, wie gefestigt der Traditionsclub in der laufenden Saison auftritt: Zum einen erkämpften sich die Rothosen nach dem zwischenzeitlichen Rückstand beim Tabellenführer der 2. Bundesliga noch ein 2:2, zum anderen feierten die Fans ihre Nummer 1 trotz des Fehlers mit Sprechchören. „Wir haben uns in der Pause geschworen, in der zweiten Hälfte das Gesicht zu zeigen, das wir von uns kennen und sehen wollen. Wir hatten dann eine andere Ausstrahlung“, erklärte der Keeper, der am Mittwoch (06.12.23, 20:45 Uhr, Tickets hier) im Duell mit unserer Alten Dame aber wohl nur auf der Bank sitzen wird. Vor dem anstehenden Achtelfinale im DFB-Pokal beleuchtet herthabsc.com die Gäste aus Norddeutschland ganz genau.

Die sportliche Situation: Von den vergangenen neun Pflichtspielen verlor der sechsfache deutsche Meister nur ein einziges. Vor allem zu Hause präsentiert sich das Team von Chefcoach Tim Walter stark, gab es dort doch seit Sommer noch keinen einzigen Zähler ab. Auf fremden Platz gelang hingegen erst ein Sieg nach 90 Minuten. In den beiden bisherigen Runden des DFB-Pokals mussten die Hanseaten, die in der Liga auf dem Tabellenplatz 3 rangieren, sowohl in Essen (4:3 n.V.) als auch in Bielefeld (4:3 n.E.) nachsitzen. Der Dreier in der regulären Spielzeit gelang übrigens Ende August bei Hannover 96 (1:0). „Unsere Fans werden uns wieder zahlreich unterstützen – das Ziel ist es, mit einem Sieg zurückzufahren. Dafür müssen wir aber mehr als 100 Prozent geben“, betont Bakery Jatta.

Pascal Klemens und Bakery Jatta steigen zum Kopfballduell hoch.
Beim ersten Duell in dieser Saison behielten Bakery Jatta und Co. die Oberhand.

Die Hamburger im Fokus: Der 25-jährige Flügelflitzer zählt auf der Außenbahn des HSV zur Stammbesetzung. Im Derby fehlte Jatta, der beim ersten Aufeinandertreffen dieser Spielzeit mit unserem Hauptstadtclub einen Treffer beigesteuert hatte, jedoch gesperrt. Eine Rückkehr des Mannes aus Gambia in die erste Elf scheint aber wahrscheinlich. Ebenfalls einen festen Platz in der Offensive – allerdings in der Mitte – hat mittlerweile Immanuël Pherai gefunden. „Natürlich habe ich mich zentral wohler gefühlt. Ich bin Mittelfeldspieler. Ich kann zwar auch außen spielen, aber nach der Umstellung ist es für mich besser gelaufen“, verriet der 22-jährige Sommerneuzugang, der zuletzt zwei Mal in Folge getroffen hatte, nach dem jüngsten Auftritt. Während also mit Jatta sowie Pherai in der Startelf zu rechnen ist, wird Heuer Fernandes wie eingangs erwähnt wohl in dieser fehlen. Im Pokal hütet für gewöhnlich Matheo Raab den Kasten der Blau-Weiß-Schwarzen.

Die besonderen Duelle: Letztmals trafen beide Vereine vor 20 Jahren in diesem Wettbewerb aufeinander. Am 24. August 1993 mussten sich unsere Spreeathener dem eine Klasse höher spielendem HSV im Olympiastadion trotz einer 2:0-Führung nach Verlängerung mit 3:5 geschlagen geben. Die beiden weiteren Pokalduelle, die ebenfalls in Berlin stattfanden, gingen jedoch an unsere Alte Dame: Im Dezember 1982 trafen Rolf Blau und Ole Rasmussen zum 2:1-Sieg, beim 1:0-Erfolg nach Verlängerung im Januar 1968 erzielte Ivica Sangulin das goldene Tor.

Die Meinung über unsere Elf: Vom Resultat aus dem ersten Kräftemessen dieser Spielzeit lassen sich die Hamburger nicht blenden. „Gegen Berlin haben wir in der Liga zwar gewonnen, am Mittwoch wird das aber ein ganz anderes Spiel. Darauf sind wir vorbereitet“, sagt Jatta. Der Rechtsaußen, der in dieser Spielzeit schon acht Scorerpunkte gesammelt hat, fügt hinzu: „Wir müssen uns weniger an Hertha orientieren und reagieren, sondern selbst agieren. Wir freuen uns sehr auf das Spiel, der Pokal hat wie immer seine eigenen Gesetze“, so die Nummer 18 des dreifachen DFB-Pokalsiegers.

von Erik Schmidt