Dimitrios Grammozis beobachtet das Geschehen von der Seitenlinie.
Profis | 7. Dezember 2023, 16:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Kaiserslautern

Der 1. FC Kaiserslautern darf sich mit Fug und Recht als einer der großen deutschen Traditionsvereine fühlen. Fünf Lauterer um den legendären Fritz Walter bildeten das Rückgrat des DFB-Teams, das 1954 sensationell Weltmeister wurde. Die Aufsteiger von 1997, die unter der Führung von Otto Rehhagel ein Jahr später mindestens ebenso überraschend die Meisterschale in die Luft stemmten, festigten den Mythos FCK. Die Gegenwart heißt für den viermaligen deutschen Meister 2. Bundesliga, wo die Rot-Weißen seit dem Wiederaufstieg 2022 wieder spielen. Die laufende Saison bietet dem Anhang bislang die gesamte Emotionspalette. Nach Platz 18 am 2. Spieltag waren die Pfälzer zwischenzeitlich bis auf Rang 3 vorgedrungen, eine Negativspirale führte zuletzt jedoch zum Trainerwechsel. Dimitrios Grammozis übernahm für Dirk Schuster und will mit seiner Elf schnell den Abstand nach unten vergrößern. „Wir brauchen Stabilität, auch was Punkte angeht. Wir haben noch zwei Möglichkeiten, um uns eine bessere Ausgangslage für die Rückrunde zu verschaffen. Dafür wollen wir am Samstag drei Punkte holen“, skizziert der neue Coach. Vor dem Duell mit unserer Alten Dame (09.12.23, 13:00 Uhr) nimmt herthabsc.com die Lauterer unter die Lupe.

Die sportliche Situation: In der Liga fiel der zweifache DFB-Pokalsieger auf Rang 13 zurück, zuletzt unterlag man beim 1. FC Magdeburg mit 1:4. Im Cup sendete der FCK jedoch ein deutliches Lebenszeichen und zog durch ein 2:0 (0:0) gegen den 1. FC Nürnberg ebenso wie unsere Spreeathener ins Viertelfinale ein. „Wir waren griffig und kompakt, hatten in der zweiten Hälfte gute Ballstafetten und haben die Tore schön herausgespielt. Großes Kompliment an die Spieler, die sich dieses Erfolgserlebnis mit viel Intensität erarbeitet haben. Das war ein guter Schritt, auch im Hinblick auf die kommenden beiden Spiele“, bilanzierte Grammozis, der mit seinen Schützlingen an dieses erfolgreiche Debüt anknüpfen möchte.

Die Kaiserslauterer im Fokus: Dabei kann der Fußballlehrer wohl wieder auf Ragnar Ache zählen. Der Angreifer feierte beim Pokalerfolg gegen den FCN als Joker sein ersehntes Comeback und netzte direkt wieder. Der Sommerneuzugang von Eintracht Frankfurt ist bester Torschütze der Südwestdeutschen und knipste in den ersten sieben Ligaspielen sechs Mal. Als er mit einem Bänderriss im Sprunggelenk ausfiel, holte der FCK lediglich einen Punkt aus fünf Partien. Nach der jüngsten Partie im Pokal hatte Ache leichte muskuläre Probleme, ein Jokereinsatz dürfte aber erneut drin sein. „Wir werden uns nochmal austauschen. Ich bin optimistisch, dass er wieder 30 Minuten oder etwas mehr gehen kann“, sagt sein Trainer. Mit Terrence Boyd findet sich zudem ein ehemaliger Herthaner im Aufgebot der Roten Teufel wieder. Der Angreifer stand von 2009 bis 2011 an der Spree unter Vertrag. „Ich hatte eine schöne Zeit in Berlin, bin sehr dankbar für die Jahre und die ersten Schritte in einem Bundesliga-Nachwuchs. Hertha wird immer ein großer Name im deutschen Profifußball sein, Stadt wie Club sind schon eine Hausnummer“, sagt der 32-Jährige. Wie am Samstag dennoch die Punkte in Rheinland-Pfalz verbleiben sollen? „Mit dem, was uns ausmacht. Der Gegner soll keine Lust haben, auf dem Betzenberg Fußball spielen zu müssen. Das geht nur, wenn wir es ihm alle im Verbund unangenehm machen – Fans wie Spieler auf dem Platz“, verdeutlicht der Offensivmann die FCK-Idee.

Ronny zieht im Duell mit dem FCK ab.
Gleich schlägt es ein: Ronny nimmt 2012 vor seinem 1:1-Treffer Maß.

Die besonderen Duelle: Pál Dárdai erinnerte sich bei der Pressekonferenz bereits an ein denkwürdiges Kräftemessen auf dem Betze, bei dem unsere Herthaner unter anderem durch ein Tor unseres Coaches bereits 3:1 führten – sich am Ende aber doch mit 3:4 geschlagen geben mussten. Bessere Erinnerungen weckt da doch beispielsweise das 1:0 am 34. Spieltag der Saison 2000/01, mit dem unsere Jungs seinerzeit die dritte Europapokal-Qualifikation in Folge sicherstellten. Das goldene Tor gelang Alex Alves. Ein Brasilianer drückte auch dem bis dato letzten Zweitligaduell im Südwesten seinen Stempel auf. Ronny sicherte unserem Hauptstadtclub beim 1:1 im September 2012 mit einem fulminanten Distanzschuss einen wichtigen Punkt auf dem Weg zum Wiederaufstieg. „Wir sind hierhergekommen, um das Spiel zu gewinnen, haben auch nach dem 0:1 weiter nach vorne gespielt und sind dann für den ganzen Aufwand, den wir betrieben haben, belohnt worden“, ordnete Fabian Lustenberger das Duell seinerzeit ein.

Die Meinung über unsere Elf: Den Pokalfight unserer Jungs hat man in Kaiserslautern selbstverständlich genau beobachtet. „Hertha hat gegen den HSV alles rausgehauen und ist mit einem Erfolgserlebnis aus dem Spiel gegangen. Die Berliner werden hochmotiviert sein und unseren Spielern alles abverlangen“, ahnt FCK-Übungsleiter Grammozis. Von der angekündigten Rotation will sich der Trainer nicht zu sehr in seiner Vorarbeit beeinflussen lassen. „Wir konzentrieren uns auf unsere Vorbereitung und wollen im letzten Heimspiel des Jahres wieder alles geben und die Punkte hierbehalten“, kündigt der Deutsch-Grieche an.

von Konstantin Keller