Herthaner in Ostwestfalen: Friedrich Steffen.
Fans | 17. Dezember 2023, 17:57 Uhr

Dieser Moment, als ich Herthaner wurde

War es der erste Schal, den eure Eltern euch auf dem Weg zum Spiel gekauft haben? War es der erste durchs Olympiastadion hallende Hertha-Fangesang, der euch nachhaltig beeindruckt hat? Oder doch die Kunststücke einzelner Blau-Weißer auf dem grünen Rasen – von Ete Beer über Marcelinho bis hin zu Marko Pantelić? Jede Herthanerin und jeder Herthaner hat einen eigenen Weg in unsere blau-weiße Familie. Gemeinsam mit Exklusiv-Partner Berliner Kindl Berliner Kindl sucht unser Hauptstadtclub genau diese Geschichten – diesen Moment, als ihr Herthaner geworden seid.

Manchmal hilft einfach der Zufall oder gar ein Missverständnis. Wie bei Friedrich Steffen, der aus Minden stammt. Als der damals Zwölfjährige im März 2003 die Sportschau verfolgte, ahnte er vorher vermutlich nicht, dass er seinen Verein fürs Leben finden würde. Damals stieg in der Bundesliga der 24. Spieltag und unsere Blau-Weißen hatten einen Verein aus München zu Gast. Der Endstand dieser Partie: 6:0 – mit den Doppelpackern Marcelinho und Michael Preetz. „Für mich war glasklar: Wer München mit so einer Packung auf die Heimreise schickt, der muss doch quasi unbesiegbar sein“, erinnert sich der Ostwestfale. Allerdings sollte sich herausstellen, dass Steffen etwas durcheinanderbrachte – denn bei dem Klub aus der Isar-Metropole handelte es sich gar nicht um den deutschen Rekordmeister, sondern um den TSV 1860. „Ich hatte damals schlichtweg noch nicht das Fußballwissen, um zu erkennen, dass es in dieser Stadt zwei Bundesliga-Vereine gibt – und verwechselte die Löwen mit dem FC Bayern“, erklärt Steffen etwas verschmitzt seinen Lapsus. 

Aus der Ferne immer mit dem Herzen in Berlin

Trotz der Verwechslung hatten unsere Spreeathener den jungen Friedrich mit diesem Spiel nachdrücklich beeindruckt und ihn zum Fan gemacht. Ab sofort war er Anhänger unserer Farben, auch die große Entfernung zur Hauptstadt verhinderte dies nicht. „In ostwestfälisch-unerschütterlicher Manier verkündete ich damals gegenüber meiner Familie und in der Schule: Hertha BSC heißt mein Verein, Hertha BSC wird es immer sein!“, erzählt Steffen. „Ich beschloss, den üblichen Schulhoftrends die Stirn zu bieten. Auch die geographische Nähe meiner Heimatstadt Minden zu Bielefeld beeindruckte mich nicht“, blickt der Hertha-Fan auf seine Jugend zurück. Die Entscheidung sollte Friedrich auch zwei Jahre nach jener schicksalhaften Fußball-Übertragung nicht bereuen, als er am 23. April 2005 das erste Mal selbst das Olympiastadion besuchte. Für seine Premiere hatte sich der Blau-Weiße ein heißes Duell ausgesucht: Hertha BSC gegen den FC Schalke 04, Vierter gegen Zweiter, 30. Spieltag der Saison 2004/05. An diesem Samstagnachmittag triumphierten unsere Berliner mit 4:1, Yıldıray Baştürk war der überragende Spieler auf dem Feld.

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Inzwischen weiß ich, dass in München mehrere Vereine existieren, aber mein Herz schlägt seit dieser Sportschau und mit Sicherheit bis zu meinem letzten Tag blau-weiß.
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-Friedrich Steffen

Blau-weiß bis zum letzten Tag

Seither hält Steffen unsere Fahne in Ostwestfalen hoch. Die räumliche Distanz bedeutet freilich, dass er die meisten Paarungen unserer Hauptstädter im Fernsehen verfolgen muss. „Ich versuche schon mindestens zwei bis drei Partien pro Saison im Stadion zu sehen, öfter allerdings auswärts als bei Heimspielen“, erklärt der Mindener. „Was Hertha BSC für mich ausmacht, ist diese ‚Steh-Auf‘-Mentalität. Auch bei Rückschlägen schafft man eigentlich immer, sich wieder nach oben zu kämpfen“, sagt Steffen mit Blick auf die Gegenwart. Dass unsere Spreeathener den Weg zurück in die Bundesliga finden, daran hat er keinen Zweifel. „Hertha muss die Hauptstadt einfach in der ersten Liga vertreten – da führt kein Weg dran vorbei“, so der Verwaltungsangestellte. Neben einem Wiederaufstieg träumt er auch vom DFB-Pokalfinale im weiten Rund. Egal ob das passiert oder nicht: An seiner Zugehörigkeit zu unserem Verein lässt Friedrich Steffen keinen Zweifel. „Inzwischen weiß ich, dass in München mehrere Vereine existieren, aber mein Herz schlägt seit dieser Sportschau und mit Sicherheit bis zu meinem letzten Tag blau-weiß.“

von Benjamin Herzig