
Kiek ma, wo dit hinjeht: Wiesbaden
Wasser spielt in Wiesbaden eine entscheidende Rolle, schließlich machen 15 Thermal- und Mineralquellen die hessische Landeshauptstadt am Rhein zu einem der ältesten europäischen Kurbäder. Wellen lassen sich aber vor allem beim SV Wehen beobachten. Der 2007 nach Wiesbaden umgezogene Fußballverein, dem im vergangenen Sommer zum dritten Mal in der Historie der Sprung in die 2. Bundesliga gelang, fährt seinen Ertrag bislang stets in Schüben ein. Auf sieben Punkte aus den ersten drei Partien dieser Saison folgten sechs Begegnungen mit nur zwei Zählern. Vom 10. bis 13. Spieltag siegten die Rot-Schwarzen dann vier Mal in Serie, ehe in den jüngsten fünf Auftritten lediglich ein Unentschieden heraussprang. „Mit dem Ball müssen wir bessere Optionen finden, darauf haben wir in dieser Woche auch den Trainingsschwerpunkt gelegt. Es geht um Mut, Zielstrebigkeit und Positionierung“, erklärte Co-Trainer Nils Döring, der auf der Spieltagskonferenz seinen erkrankten Chef Markus Kauczinski vertreten hatte. Vor dem Duell mit unserem Hauptstadtclub im Stadion Berliner Straße hat herthabsc.com weitere Fakten zu den Gastgebern zusammengetragen.
Die sportliche Situation: Die Wiesbadener stehen nach dem Rückrundenauftakt auf dem 13. Tabellenplatz. Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt nach der knappen 0:1-Niederlage beim 1. FC Magdeburg aktuell fünf Punkte. Vor allem die Hintermannschaft könnte einen großen Trumpf für den SV Wehen im Kampf um den Klassenerhalt darstellen. Nur drei Teams kassierten weniger Gegentore als die Elf um Kapitän Sascha Mockenhaupt, bei der es 23 Mal einschlug. Entscheidenden Anteil an der defensiven Stabilität besitzt Schlussmann Florian Stritzel. Der 1,97-Meter-Hüne verbuchte bereits vier weiße Westen, zudem landeten nur drei von fünf Strafstößen gegen ihn im Netz. „Wir brauchen Konsequenz in beide Richtungen. Wir haben über weite Strecken der Hinrunde konsequent verteidigt, das müssen wir beibehalten. Zeitgleich haben wir uns aber auch vorgenommen, im kommenden Halbjahr gefährlicher zu werden“, formulierte Kauczinski bereits in der Winterpause das Ziel für die zweite Saisonhälfte. Der Cheftrainer, der im November 2021 den zuvor seit Februar 2017 tätigen Rüdiger Rehm beerbt hatte, steht im Übrigen exemplarisch für die Konstanz an der SVWW-Seitenlinie.
Die Wiesbadener im Fokus: Im Angriff ruhen die Hoffnungen des ursprünglich aus dem Taunus stammenden Clubs auf Ivan Prtajin und die Stärke nach Standardsituationen. Der kroatische Mittelstürmer, der es vergangene Spielzeit in der 3. Liga auf 15 Treffer sowie sieben Vorlagen gebrachte hatte und momentan bei sechs Saisontreffern steht, versprüht mit seinen 1,89 Metern stets Gefahr. Für besonderes Aufsehen sorgte der 27-Jährige zudem in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals, als er die am Ende siegreichen Titelverteidiger aus Leipzig mit seinem Doppelpack zumindest geärgert hatte. Lob gab es damals sogar von Bastian Schweinsteiger. „Er hat mir zu einem guten Spiel gratuliert und gesagt, ich solle so weitermachen“, verriet der Rechtsfuß, der auch in der Luft zu überzeugen weiß. Schon vier Mal nickte Prtajin im deutschen Unterhaus ein – hinzu kommt ein Treffer mit der Brust. Gleich drei Tore des Offensivakteurs bereitete Robin Heußer, Wiesbadens Mann für die ruhenden Bälle, vor. Nach Standards erzielte der SVWW zehn Treffer (53 Prozent aller Tore), nur Fortuna Düsseldorf (11) überbietet diesen Wert. Ebenfalls top in der Liga: Durchschnittlich führte jede 15. Ecke der Hessen zu einem Erfolgserlebnis.

Das Hinrundenduell: Beim allerersten Aufeinandertreffen beider Vereine verzeichneten unsere Herthaner so viele Torschüsse (21) wie in sonst keinem anderen Kräftemessen dieser Saison. Allerdings fehlte es am nötigen Fortune, Haris Tabaković scheiterte bei seinem Debüt beispielsweise an der Latte. So stand mit dem Abpfiff eine 0:1-Heimniederlage auf der Anzeigetafel. Den goldenen Treffer hatten die Gäste erst in der Nachspielzeit des zweiten Abschnitts erzielt. Der Sonntagsschuss von Lasse Günther hatte erst beide Innenpfosten berührt, ehe das Kunstleder die Linie überquerte. „Im Endeffekt müssen wir Tore schießen, um Spiele zu gewinnen. Ich glaube, wenn wir in Führung gehen, dann läuft das anders und es heißt, dass wir uns reingebissen hätten. Vielleicht fehlt noch etwas die Gier, wir müssen das Glück erzwingen“, resümierte Fabian Reese im August des vergangenen Jahres.
Die Meinung über unsere Elf: Mit Blick auf die erste Partie sagte Assistent Döring: „Hertha hat in der Sommervorbereitung sehr viele Spieler neu dazubekommen, die jetzt eingespielter wirken. Sie haben in den letzten acht Ligaspielen nicht verloren und wir rechnen insgesamt mit einer anderen Mannschaft als im Hinspiel.“ Bei den zurückliegenden Begegnungen unserer Alten Dame hat das Trainerteam der Rot-Schwarzen genau hingeschaut. „Die Berliner agieren mit hohem Pressing sehr aktiv gegen den Ball. Zudem haben sie eine enorm hohe individuelle Qualität, gerade auch in der Offensive mit Tabaković und dem von Mainz ausgeliehenen Barkok“, unterstrich der Assistenzcoach. „Wir sind aber gut gewappnet, haben die Jungs darauf eingestellt und freuen uns auf das Spiel am Samstag“, fügte der 43-Jährige hinzu.