Peter Pekarík dehnt sich vor dem Training.
Profis | 12. Januar 2024, 09:55 Uhr

Der ewige Pekarík

Kurz muss Peter Pekarík überlegen, dann schüttelt er den Kopf. Auf die Frage, das wievielte Trainingslager seiner Karriere er momentan in Spanien absolviert, hat er keine Antwort parat. „Da kamen über all die Jahre viele für Vereine und die Nationalmannschaft zusammen. Ich weiß es wirklich nicht auf Anhieb“, sagt der 37-Jährige schmunzelnd. Wer will ihm das verübeln? Schließlich dürften nach knapp 20 Profi-Jahren Schätzungen im mittleren zweistelligen Bereich gar nicht so falsch sein. Und dennoch könnte das gegenwärtige Vorbereitungscamp unserer Blau-Weißen in Spanien ein spezielles für ihn sein. „2024 ist für mich ein wichtiges Jahr“, verrät der Routinier. Doch dazu später mehr.

Seit über einem Jahrzehnt Herthaner

Antworten hat der Dauerbrenner, der dienstälteste Herthaner, der seit 2012 an der Spree unter Vertrag steht, auf dem Fußballfeld eigentlich immer. Dabei hilft ihm ein Erfahrungsschatz, auf den nur die wenigsten zurückgreifen können. Knapp 500 Pflichtspiele auf Clubebene hat der Slowake bestritten. Es gibt vermutlich keine Situation auf dem Rasen, die er selbst noch nicht erlebt habt. In seiner Heimat wurde Pekarík mit dem MŠK Žilina 2007 Meister. Ein Kunststück, das er 2009 mit dem VfL Wolfsburg wiederholte. Hinzu kommen 124 Einsätze für sein Heimatland, für das er einst debütierte, als Jogi Löw Cheftrainer der deutschen Nationalmannschaft wurde. Das war im Dezember 2006. Nur Legende Marek Hamšík, der seine Karriere im Vorjahr beendet hat, stand zwölf Mal häufiger auf dem Platz. „Marek war ein ganz außergewöhnlicher Fußballer, wahrscheinlich der Beste, den wir je hatten. Es ist eine Ehre, im selben Atemzug mit ihm genannt zu werden“, freut sich unsere Nummer 2.

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In fast zwölf Jahren habe ich eine ganz besondere Beziehung zu Hertha aufgebaut. Ich freue mich sehr, dass ich schon so lange ein Teil dieses großartigen Vereins mit fantastischen Fans und tollen Angestellten sein darf.
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-Peter Pekarík

Der Beginn einer besonderen Beziehung

Fast sieben Jahre nach seinem Debüt feierte der Rechtsverteidiger 2013 mit unseren Blau-Weißen als Tabellenführer den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga. Es sollte der Beginn einer besonderen, auf Profiebene selten gewordenen Verbindung sein. „Der Schritt zu Hertha BSC war für mich sportlich und privat perfekt. Ich bin sehr froh, dass ich mich damals dazu entschieden habe“, bekräftigt er. Insgesamt 228 Einsätze hat der Rechtsfuß mit Fahne auf der Brust bestritten – und dabei so viel erlebt, dass es beinahe für zwei Karrieren reichen könnte. Spielen um die Spitzenplätze, Europapokal, Kampf um den Klassenerhalt, Relegation, Abstieg, Neuaufbau. „In fast zwölf Jahren habe ich eine ganz besondere Beziehung zu Hertha aufgebaut. Ich freue mich sehr, dass ich schon so lange ein Teil dieses großartigen Vereins mit fantastischen Fans und tollen Angestellten sein darf. Sie gehören alle zu meiner Fußballfamilie und ich weiß, dass Hertha immer tief in meinem Herzen bleibt“, so der Außenbahnspieler.

Peter Pekarík im Spiel in Magdeburg.
Immer da, wenn man ihn braucht: Peter Pekarík.

Mister Zuverlässig in Person

Stolz, das sind auch die Hertha-Fans auf ihn. Den Ruf als Mister Zuverlässig hat sich Pekarík ohnehin unlängst erarbeitet. Die Anhängerschaft weiß, dass da jemand buchstäblich sein letztes Hemd für die Alte Dame gibt. Die Wertschätzung ist auch bei den Verantwortlichen groß. Pál Dárdai, unter dem der 1,77-Meter-Mann 109 Mal auflief, bezeichnete seinen Schützling bei der Vertragsverlängerung im Sommer 2023 als „Musterprofi, als Vorbild und eine wichtige Ansprechperson für unsere jungen Spieler“. Sportdirektor Benjamin Weber lobte ihn als „Herthaner durch und durch“ und baute ihm die Brücke für die Zeit nach der aktiven Laufbahn.

Ansprechpartner und Vorbild

Mit der Unterschrift unter seinen jüngsten Arbeitsvertrag stimmte Teamplayer Pekarík einer etwas veränderten Rolle zu. „Wir haben eine fast komplett neue Mannschaft zusammen, meine Aufgabe war und ist es, Spieler zu integrieren, ihnen zu helfen. Nach all den Jahren kenne ich den Verein bestens“, erklärt der Slowake. Kein Problem für einen, der sich eh immer in den Dienst der Mannschaft stellt? Oder wie verträgt sich das mit Ehrgeiz und Motivation? „Für mich ist wichtig, dass ich nach wie vor große Freude und große Motivation habe. Ich setze mir immer wieder Ziele, die ich erreichen möchte – auch Ziele mit dem Team, zu denen ich beitrage. Für diese hart zu arbeiten, mit individuellen Schichten, mit meiner Ernährung, mit meinem Lebensstil, das bringt mich weiter. Ich weiß, was ich jeden Tag für den Fußball opfere, und er gibt es mir immer auf eine gute Art und Weise zurück. Wenn der Trainer mich braucht, bin ich bereit.“

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Für mich ist wichtig, dass ich nach wie vor große Freude und große Motivation habe. Ich setze mir immer wieder Ziele, die ich erreichen möchte – auch Ziele mit dem Team, zu denen ich beitrage.
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-Peter Pekarík

2024 könnte so manches Highlights bieten

Im Fußball ist alles möglich – das ist mehr als eine Floskel und gilt auch für die blau-weiße Rückserie. „Wir möchten als Mannschaft möglichst lange oben mitspielen und schauen, was drin ist. Unsere Entwicklung ist nicht zuletzt durch die Ergebnisse vor Weihnachten gut, so wächst auch das Selbstvertrauen. Daran möchten wir anknüpfen“, sagt der Publikumsliebling. Wie alle Blau-Weißen hat er außerdem einen ganz besonderen Traum. „Ich stand 2016 schon einmal im Pokal-Halbfinale, was damals rund um die Partie in der Stadt los war, war der Wahnsinn. Wir werden alles dafür geben, um so etwas – und vielleicht ein bisschen mehr – wieder zu erleben.“

Und schließlich wartet mit der Europameisterschaft in seiner Wahlheimat ein ganz besonderes Highlight. Nach den EM-Teilnahmen 2016 und 2021 sowie der WM 2010 winkt zum vierten Mal die ganz große Bühne. „Dass wir uns qualifiziert haben, ist etwas Außergewöhnliches. Und dass dieses Turnier in Deutschland stattfindet, freut mich ganz besonders.“ Auch vor diesem Wettkampf, bei dem in Gruppe E Belgien, Rumänien und ein Qualifikant warten, wird Pekarík ein Trainingslager mit dem Nationalteam beziehen. Doch zuvor möchte er mit seinen Kollegen in Spanien den Grundstein für eine erfolgreiche zweite Saisonhälfte legen. Es ist nach blau-weißer Zählweise übrigens das 26. Vorbereitungscamp für Pekarík als Berliner.

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Ich stand 2016 schon einmal im Pokal-Halbfinale, was damals rund um die Partie in der Stadt los war, war der Wahnsinn. Wir werden alles dafür geben, um so etwas – und vielleicht ein bisschen mehr – wieder zu erleben.
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-Peter Pekarík

von Florian Waldkötter